BSL-Mittwoch: Servette, Lugano und Lausanne unter Druck
Den Europacup-Qualifikationsspielen sei Dank: Heute Abend stehen mit Sion – Servette und Lugano – Lausanne zwei potentiell wegweisende Super-League-Nachtragsspiele auf dem Programm. Wer kann, wer darf und wer muss? Unser Blick auf die beiden Partien.
Sion - Servette
Als einziger der vier involvierten Klubs kann der FC Sion die heutige Nachtragsrunde mit breiter Brust in Angriff nehmen. Der Grund: Fünf Spiele, zehn Punkte und damit der beste Saisonstart seit der Spielzeit 2019/2020. Fast noch besser: Im Rhone-Derby winkt dem Constantin-Klub sogar die Chance, mit einem Sieg auf Platz 2 vorzustossen sowie den geliebt-gehassten Rivalen vom Genfersee noch tiefer im Tabellenkeller zu versenken. Es wäre der erste Walliser Heimerfolg gegen die Grenats seit sieben Spielen (November 2020). Mehr Motivation geht eigentlich gar nicht.
Auf der anderen Seite haben die Servettiens eigentlich nur einen Wunsch: Im sechsten Anlauf endlich den ersten Saisonsieg einzufahren und sich damit etwas vom Tabellenende absetzen zu können. Wichtig wäre ein Erfolg auch für den neuen Servette-Trainer Jocelyn Gourvennec, der mit Ausnahme des Cupspiels vs. Dardania Lausanne (2. Liga Inter) bislang noch kein einziges seiner sechs Pflichtspiele hat gewinnen können. Generell kehren die neuen Genfer Besen im bisherigen Verlauf der Saison alles andere als gut. Die im Sommer neu verpflichteten Offensivakteure Giotto Morandi (zuletzt nicht im Kader), Samuel Mraz (seit Ende Juli torlos) und Florian Ayé (ein Tor im Cup) konnten den Abgang des Duos Kutesa / Crivelli bislang nicht vergessen machen. Das Derby gegen Sion wäre mit Sicherheit ein guter Zeitpunkt, um dies zu ändern.
Lugano – Lausanne
Am 15. Februar dieses Jahres war die Welt im Tessin noch in Ordnung: Der FC Lugano grüsste nach 24 Spielen mit 42 Punkten von der Tabellenspitze der Super League, Trainer Mattia Croci-Torti war ein heisser Kandidat für die Auszeichnung als Trainer des Jahres. Der Tessiner Coach und sein Team hatten sich in den letzten dreieinhalb Jahren kontinuierlich zu einem Spitzenteam entwickelt, der Meistertitel schien der ebenso realistische wie mögliche nächste Schritt. Sieben Monate, 27 Partien und sage und schreibe 18 Niederlagen später wirkt das alles absolut unwirklich. Die Realität heisst inzwischen irgendetwas zwischen Krisengipfel und Abstiegskampf, und das in einer Spielzeit, die noch nicht einmal zwei Monate alt ist, aber der Cup sowie die Teilnahme an einer europäischen Gruppenphase bereits verspielt wurden. Entsprechen prekär präsentiert sich just zum 200. Spiel unter Croci-Torti die Ausgangslage bei den Bianconeri (Rang 10 mit 3 Punkten). Folgt nach den drei jüngsten Niederlagen auch gegen Lausanne kein Sieg, könnte das heutige Jubiläum zur Abschiedsvorstellung des zunehmend glücklosen Übungsleiters werden. Eine im Anschluss folgende, zehntägige Spielpause (dem Cup-Out sei dank) haben schon andere Klubs für einschneidende Veränderungen genutzt.
Auf der Gegenseite kommt mit den Waadtländern (Rang 9 mit 3 Punkten) ein Kontrahent ins Tessin, der sein letztes Meisterschaftsspiel zum Saisonstart gegen den FC Winterthur gewonnen hat (3:2). Seitdem haben die Lausannois in der Super League vier Niederlagen in Folge eingefahren, sich gegen die Millionentruppe von Besiktas Istanbul für die Conference-League-Gruppenphase qualifiziert und parallel dazu wichtige Teamstützen wie ex-Captain Noë Dussene, Topskorer Kaly Sène und das (verletze) Toptalent Alvyn Sanches auf dem Sommer-Mercato abgegeben. Kein Wunder, warnte Trainer Peter Zeidler nach dem jüngsten 1:3 gegen GC, dass die Lage ernst sei. Dem kann man eigentlich nur beipflichten, erst Recht, da die Lausanner Klubführung offenbar entschied, die seit Ende August fix garantierten europäischen Zusatzeinnahmen vorderhand nicht in weitere Verstärkungen zu investieren. Für den Moment müssen also der zuletzt geholte, kanadische «off and on» Nationalstürmer Theo Bair (Leihe von AJ Auxerre) sowie der ablösefreie, aber noch verletzte Nicky Beloko genügen. Ein Entscheid, auf den man möglicherweise im weiteren Verlauf des Herbstes noch einmal mit Wehmut zurückblicken wird.