SV Elversberg auf dem Vormarsch: Im Saarland bahnt sich Historisches an
14 Runden sind in der 2. Bundesliga gespielt und an der Tabellenspitze balgen sich derzeit sechs Teams innerhalb von nur vier Punkten um den zweiten direkten Aufstiegsplatz. Mit dabei ist auch die SV Elversberg, Aufsteiger und zum ersten Mal überhaupt in der zweithöchsten Spielklasse am Start. Wer ist der kleine Verein, der noch vor zwei Jahren in der Regionalliga kickte? Sky Sport wirft einen Blick ins Saarland.
Auf direktem Weg in die 1. Bundesliga
Werden wir gerade Zeugen eines sporthistorischen Durchmarsches? Fakt ist, dass die Spielvereinigung 07 Elversberg ihre Spiele noch bis vor zwei Jahren in der viertklassigen Regionalliga absolvierte und sich nun als erster Klub im deutschen Fussball daran macht, mit drei Aufstiegen in Folge den Sprung in die 1. Bundesliga zu schaffen. Wie ist so etwas möglich, notabene an einem Standort, der selbst das beschauliche Heidenheim wie eine Grossstadt erscheinen lässt? Nun, die Erfolgsgeschichte der SVE ist ganz eng mit der Person des ehemaligen Bundesliga-Stürmers (Braunschweig) Frank Holzer verbunden. Der inzwischen 70-jährige Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins unterstützt den Klub in seiner Funktion als langjähriger Geschäftsleiter des Ophthalmologie-Spezialisten Ursapharm seit über 30 Jahren tatkräftig. Mittlerweile ist das in der zweiten und dritten Generation geführte Familienunternehmen so eng mit der SVE verknüpft, dass sie den Emporkömmling nicht nur gleichzeitig als Namensgeber der Ursapharm-Arena und als Hauptsponsor unterstützt, sondern in der Person von Holzers Sohn Dominik auch seit über zehn Jahren den Präsidenten stellt. Ohne Ursapharm und die Familie Holzer als auch kein Elversberger Fussballmärchen – aber natürlich ist diese Kombo nicht alleine für den Aufstieg des Klubs in den letzten Jahren verantwortlich.
Erfolgsfaktor Horst Steffen
Denn da gibt es ja auch noch den Baumeister der sportlichen Erfolge auf dem Rasen, Trainer Horst Steffen (54). Seit Oktober 2018 ist der ehemalige Bundesligaprofi für die Geschicke der ersten Mannschaft verantwortlich und hat in dieser Zeit einen beispiellosen Steigerungslauf hingelegt. Mit einer Mannschaft aus weitestgehend namenlosen Akteuren (Gesamtmarktwert 15,73 Mio. Euro), aus denen Torwart Nicolas Kristof (23) und Stürmer Luca Schnellbacher (29, 8 Scorerpunkte) herausragen, klopft er aktuell zum dritten Mal in Folge an die Türe zur nächsthöheren Spielklasse. Geprägt von einer klaren, auf einer starken Physis, Solidarität und taktischer Flexibilität basierenden Spielidee, verzichten die Elversberger weitestgehend auf das Agieren mit langen Bällen, und vertraut stattdessen auf Ballbesitz und das eine oder andere taktische Überraschungselement, um situative Überzahlmomente im Aufbauspiel zu kreieren. Bislang mit Erfolg. Einzig gegen die beiden Top-Teams von St. Pauli und Fortuna Düsseldorf konnten die Schwarz-Weissen in dieser Spielzeit keinen Torerfolg bejubeln.
Die Perspektive
Ist der SV Elversberg so am Ende gar tatsächlich ein Kandidat für die 1. Liga? Bei einem Blick auf die wirtschaftlichen Voraussetzungen des Vereins, die allgemeinen Rahmenbedingungen im 7’400-Seelen-Ort sowie die damit zusammenhängende mangelnde Breite an unterstützenden Unternehmen mit Sicherheit nicht, aber wie sagte schon der legendäre Deutsche Fussball-Lehrer Adi Preissler (1921 – 2003): «Entscheidend is’ auf’m Platz.» Und dort sieht es aktuell ziemlich vielversprechend aus. Nach einem verpatzten Saisonstart mit nur einem Punkt aus den ersten vier Spielen, hat die SVE in den letzten zehn Spielen 23 Punkte geholt und stellt gemeinsam mit Spitzenreiter St. Pauli (24 Punkte) das derzeit formstärkste Team der Liga. Zuletzt bekamen das auch der HSV (1:2 Niederlage am 6. Spieltag) und Schalke 04 (1:2 am 13. Spieltag) zu spüren, die gegen den Underdog den Kürzeren zogen. Rein sportlich spricht zurzeit in der Tat wenig für ein Ende des Saarländer Höhenflugs, der am kommenden Sonntag beim Duell mit Hertha BSC ein weiteres Mal auf dem Spiel steht. Gewinnt die SV Elversberg auch in Berlin, rückt der lange Zeit belächelte Traum der 1. Bundesliga abermals ein kleines Stückchen näher.