Thun zu Gast in Winti: Das wichtigste Spiel der Saison?
Das bedeutendste Spiel der bisherigen Saison? Könnte sich heute Abend auf der Winterthurer Schützenwiese abspielen, wo (Noch-)Tabellenführer Thun auf das gastgebende (Noch-) Tabellenschlusslicht aus der Eulachstadt trifft. Eine Partie mit dem Potential, die Gefühlslage kurz vor dem Jahresende auf beiden Seiten deutlich zu beeinflussen.
Fertig Flugwetter
Ach, wie schön war’s am Thunersee doch bis vor wenigen Wochen. Die Sonne schien, die Temperaturen waren mild und der lokale FC verblüffte Woche für Woche die gesamte Fussball-Schweiz. Ob in Zürich, Genf oder der heimischen Stockhorn Arena, ob hochverdient oder maximal effizient – der FC Thun eilte ganz einfach von Sieg zu Sieg. Auf dem Weg zum besten Aufsteiger aller Zeiten (17 Spiele, 34 Punkte) liessen sich die Berner Oberländer nur kurz von Basel und YB stoppen, und legten unmittelbar danach noch einmal eine Serie von sechs Siegen in Serie hin. Der verdiente Lohn Anfang November: Rang 1 mit neun und mehr Punkten Vorsprung auf die Konkurrenz. Knapp sechs Wochen später, hat der Wind jedoch gedreht. Zuletzt setzte es für den Aufsteiger drei Niederlagen in vier Spielen, die vor allem auf ein Problem zurückzuführen sind: Die Berner Oberländer treffen das Tor nicht mehr. Nicht Topscorer Christopher Ibayi (ein Tor in den letzten neun Spielen), nicht der potentielle Unterschieds-Transfer Kastriot Imeri (keine Torbeteiligung seit sieben Spielen) und nicht Newcomer Ethan Meichtry (ein Tor in den letzten acht Spielen). Da reichen dann auch gelegentliche (Traum)Tore von Brigthon Labeau (zwei Saisontore) oder Elmir Rastoder (drei Saisontore) sowie Standards von Leo Bertone nicht mehr, um die Partien in gewohnter Regelmässigkeit auf die eigene Seite zu ziehen. Auch deshalb kommt dem Spiel heute Abend eine erhöhte Bedeutung zu, schliesslich steht auf der Gegenseite die zwar verbesserte, aber noch immer löchrigste Defensive der Liga gegenüber. Ein Sieg mit ein bis zwei Toren – und die möglicherweise aufkommenden Zweifel würden zurückgedrängt. Im umgekehrten Fall droht hingegen nicht nur die vierte Niederlage in den letzten fünf Partien, sondern auch der Sturz vom Leaderthron. Auf diesem zu sitzen hat zum aktuellen Zeitpunkt der Saison zwar mehr emotional-symbolischen Wert, für Thun käme der Verlust aber dennoch zur Unzeit. Denn nur ein Aufsteiger mit möglichst viel Auf- und Rückenwind ist in der Lage, auch in der Rückrunde noch einmal ein ähnlich gutes Wort mitzureden.
Nachlegen und ran rücken
Ganz anders präsentiert sich die Ausgangslage derweil auf der Schützenwiese. Dort steht mit Patrick Rahmen seit Ende Oktober ein alter Bekannter an der Seitenlinie und scheint seinen „Mehrwert“ auch beim zweiten Winterthurer Engagement einbringen zu können. Zwar bislang nur bedingt auf dem Platz (acht Spiele mit 12:18 Toren und acht Punkten), dafür bereits deutlich spürbar in der Tabelle (nur noch vier Punkte Rückstand auf Rang 11) und noch etwas mehr gefühlt, wo das Label des aktuell schwächsten Super-League-Teams trotz diverser bitterer Last-Minute-Rückschläge bereits an GC (sorry, FC Luzern) abgetreten werden konnte. Nun winkt im zweitletzten Spiel des Jahres die grosse Chance, zum ersten Mal unter Rahmen in zwei aufeinanderfolgenden Spielen zu punkten und den Hoppers (morgen zu Gast bei YB) somit auch in der Tabelle mächtig auf den Pelz zu rücken. Mit einem Sieg über den Tabellenführer würden sich Stürmer Andrin Hunziker (zwei Tore in den letzten drei Partien) & Co. zudem noch eine Extra-Portion Selbstvertrauen abholen, um dann zum Vorrundenabschluss am Wochenende möglicherweise auch im Sittener Tourbillon zu bestehen. Aber vermutlich ist es besser, sich noch nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen und unnötigerweise nach vorne zu blicken. Denn nicht nur in Winterthur hat man im Verlauf dieser Super-League-Vorrunde bereits die Erfahrung gemacht: Erstens kommt es anders , und zweitens als man denkt.