Topfavorit Odermatt: Wer kann ihn stoppen?
Mit seinem Teufelsritt zur Goldmedaille in der Abfahrt hat Marco Odermatt an der WM das bislang grösste Ausrufezeichen gesetzt. Im Riesenslalom vom Freitag könnte ein weiteres folgen.
Ganz klar: Geht es darum, die Medaillenfavoriten für den Riesenslalom der Männer zu nennen, fällt ein Name unweigerlich und wird mit fast hundertprozentiger Sicherheit in keiner Liste fehlen: Marco Odermatt. Denn was der Abfahrtsweltmeister in seiner Paradedisziplin zeigt, ist unwiderstehlich.
Sechs Riesenslaloms wurden in diesem Winter im Weltcup bislang ausgetragen. Viermal stand Odi zuoberst auf dem Podest. Sein Vorsprung: zwischen 0,20 Sekunden im zweiten Rennen von Alta Badia und 1,40 Sekunden in Val d’Isère. Nur zweimal reichte es dem Nidwaldner nicht zum Triumph. Das erste Rennen von Alta Badia beendete Odermatt auf Rang 3, nachdem er im ersten Lauf nur die neuntschnellste Zeit gefahren war. Sieger wurde da der Norweger Lucas Braathen, der nach seiner Blinddarmoperation aber den WM-Riesen auslässt. Und auf den Riesenslalom von Schladming verzichtete der Schweizer wegen seiner Knieverletzung, für ihn sprangen da die Teamkollegen Loïc Meillard und Gino Caviezel in die Bresche und feierten einen Doppelsieg. Die Serie ist mittlerweile atemberaubend: In den letzten 15 Riesenslaloms, die Odermatt im Weltcup oder an den Olympischen Spielen bestritt, stand er immer auf dem Podest und feierte zehn Siege.
In der Theorie ist für den WM-Riesenslalom also alles klar. Doch die Konkurrenz hofft natürlich, dass der Superstar unerwartet schwächelt und sie erben kann. Neben den Schweizern Meillard und Caviezel, die in dieser Saison schon auf dem Podest standen, sind das in erster Linie der Norweger Henrik Kristoffersen (vier Podestplätze in diesem Winter), der Slowene Zan Kranjec (einmal Zweiter, zweimal Dritter) sowie die Österreicher Manuel Feller und Marco Schwarz, die unseren Nachbarn endlich die erste Goldmedaille an diesen Titelkämpfen bescheren sollen. Nicht vergessen sollte man zudem den Franzosen Alexis Pinturault, der in der Kombination Gold und im Super-G Bronze eroberte.
Gewinnt aber Odermatt Gold, ist er nach Jean-Claude Killy (1968 in Grenoble) und Aksel Lund Svindal (2007 in Are) erst der dritte Skirennfahrer seit der Weltcup-Einführung (1967), der an derselben WM in der Abfahrt und im Riesenslalom triumphiert. Und: Marco Odermatt wäre der erste Schweizer Riesenslalom-Weltmeister seit Carlo Janka 2009; der Bündner gewann damals vor Benjamin Raich und Ted Ligety. Es war bis heute die letzte Schweizer WM-Medaille im Riesenslalom der Männer.