Transfer-Update: Welche grossen Fische schwimmen noch im NL-Teich?
Knapp zwei Drittel der aktuellen Regular Season sind gespielt und trotzdem lohnt sich – fehlende National-League-Transferperiode sei Dank - bereits der Blick auf die NL-Saison 2026/2027. Welche Top-Stars sind noch auf dem Markt und welche Klubs haben dringend Handlungsbedarf? Wir werfen einen Blick auf die Situation bei den 14 aktuellen Mitgliedern der Beletage.
HC Ajoie: Ende einer Ärä?
Jonathan Hazen und Philipp-Michaël Devos; Killian Mottet, Benjamin Conz, Damiano Ciaccio und Jeremy Wick. Sie allen haben den HC Ajoie oder das Schweizer Eishockey in den letzten zehn Jahren auf ihre Weise geprägt und stehen nun gemeinsam mit dem 40-jährigen NHL-Veteran Pierre-Edouard Bellemare vor ihrem möglicherweise letzten NL-Frühling. Dieser wird auch das Gesicht der Jurassier verändern, die auf der Torhüterposition mit den beiden talentierten Keepern Noah Patenaude (22) und Antoine Keller (21) bereits reagiert haben. Darüber hinaus haben die Ajoulots am ehesten bei den Imports das Potential, um sich sportlich zu verbessern. Neben den beiden Topskorern Anttoni Honka (4G, 18 A) und Jerry Turkulainen (4G, 12A) könnten bis zu fünf Positionen neu besetzt werden.
HC Ambri-Piotta: Das Warten nach dem Knall
Bei keinem anderen Klub scheint im Hinblick auf die kommenden Saison noch so viel unklar, wie bei den Leventinern. Nach der Posse um die im Oktober zurückgetretenen Luca Cereda und Paolo Duca, ist es aktuell verdächtig ruhig rund um die Gottardo Arena. Das muss nicht zwingend etwas Schlechtes verheissen und trotzdem wäre wohl so manchem Anhänger der Biancoblu wohler, es kämen endlich News. Immerhin droht Ambri «dank» der auslaufenden Verträge von Michael Joly (11G, 10A), Chris DiDomenico (3G, 18A) und Dominic Zwerger (11G, 7A) noch immer der Verlust seiner drei aktuell besten Skorer. Erst müssen aber wohl die Trainer- und Sportchef-Fragen geklärt werden.
SC Bern: Good News / Bad News Bears
Erst die schlechten Neuigkeiten: Dem SC Bern droht mit Blick auf die kommende Saison der Verlust der beiden aktuellen Topskorer Emil Bemstörm (10G,7A) und Victor Ejdsell (7G, 8A). Das Gute daran: Die beiden Schweden sind in Sachen Torproduktion weit davon entfernt, um den Titel des Liga-MVPs ein Wort mitreden zu können, sprich also ersetzbar. Dumm nur, dass das auch für die vier weiteren Imports im Kader der Mutzen gilt (Häman, Lindholm, Aaltonen, Merelä), die allesamt noch mit einem Vertrag für die kommende Saison ausgestattet sind. Über kein weiterlaufendes Arbeitspapier verfügt hingegen «Starting Goalie» Adam Reideborn, dessen Vertrag wie im Fall von Bemström und Ejdsell ausläuft. Bislang haben die Berner im umkämpften Markt um eine taugliche Nr. 1 aber noch nicht zuschlagen können.
EHC Biel: Kontinuität ist Trumpf
Allzu grosse Veränderungen sollten die Fans des EHC Biel mit Blick auf die Saison 2026/2027 nicht erwarten. Mit Captain Gaëtan Haas konnte unlängst verlängert werden und auch das nordische Ausländerquartett um Lebensversicherung Harri Säteri, Toni Rajala, Lias Andersson und Marcus Sylvegard bleibt den Seeländern treu. Das tut auch der aktuelle Topscorer Fabio Hofer, während sich die Karriere von Verteidiger Viktor Lööv wohl einem ungewollten Ende zuneigt. Der schwedische Import zog sich im Herbst 2024 eine Hirnerschütterung zu, von der er sich bis heute nicht erholt hat. Ohne echte personelle Alternativen und mit limitierten finanziellen Möglichkeiten sind die Bieler fast ein wenig dazu gezwungen, auf Kontinuität zu setzen. Ob das nach den Rängen 9 und 11 in den vergangenen beiden Jahren künftig bessere Resultate bringen wird, wird die Zukunft weisen.
HC Davos: Es geht was
Der (auf den ersten Blick) gefühlte Sieger des bisherigen Transfer-Herbsts? Der HC Davos, dem es mit verlockenden Langzeit-Verträgen über sechs und sieben Jahre gelang, die beiden Nati-Kandidaten Dominik Egli und Ken Jäger ins Bünderland zu locken. Dabei geht fast ein wenig vergessen, dass der Rekordmeister parallel mit Michael Fora (zu Lausanne), Simon Knak (zum ZSC) sowie den beiden Stürmern Chris Egli und Rico Gredig (beide zum EVZ) auch gewichtige Abgänge zu verzeichnen hatte. Trotzdem bleibt der aktuelle NL-Tabellenführer mit Blick auf die kommenden Spielzeit gut aufgestellt. Keeper Sandro Aeschlimann, Liga-Topskorer Matej Stransky sowie die Imports Filip Zadina, Simon Ryfors und Adam Tambellini bürgen für Qualität auf zentral wichtigen Positionen.
HC Fribourg-Gottéron: Neue Legenden sucht das Land
Seit Anfang dieser Woche ist es raus: Gottéron-Ikone Julien Sprunger beendet im kommenden Frühjahr nach 23 Jahren NL-Hockey (davon die letzten elf als Captain) seine einzigartige Karriere. Doch Sprunger ist nicht der einzige Langzeit-Fribourger, der die Saaneländer am Ende dieser Saison verlassen wird. Auch Keeper Reto Berra (der statistisch beste Goalie dieser Saison) verlässt Gottéron und wird im Tausch durch den ehemaligen Fribourg-Junior Ludovic Waeber (Kloten) ersetzt. Ansonsten wird Trainer Roger Rönnberg in seinem zweiten Amtsjahr auf die bewährten Zugpferde um Sandro Schmid, Christoph Bertschy, Marcus Sörensen, Jacob De la Rose und Lucas Wallmark setzen können. Stand jetzt gilt es von den Leistungsträgern nur Michael Kapla und Henrik Borgström zu ersetzen, deren Verträge auslaufen.
EHC Kloten: Sali Reto, Tschüss Steve?
Beendet eine Klotener Legende nach 20 Jahren Profi-Eishockey im Frühling ihre Karriere? Das ist möglich, wird Captain Steve Kellenberger (38) doch weder jünger, noch läuft sein Vertrag weiter. Der Routinier, der mit den Fliegern (fast) alle Höhen und Tiefen erlebte, dürfte sich in den kommenden Monaten zu seiner Zukunft äussern. Während mit Kellenberger möglicherweise ein Veteran den Schluefweg verlässt, kehrt mit Reto Berra (von Fribourg) ein anderer in seine erweiterte Heimat (Bülach) zurück. Ansonsten gilt es in der Flughafenstadt vor allem bei den Imports noch nachzubessern. Die in der internen Skorerliste aktuell auf den Rängen 2 und 3 stehenden Petteri Puhakka und Max Lindroth sollen künftig mit ähnlich produktiven Kollegen ergänzt werden.
Lausanne HC: Schon fast bereit
In der Olympiastadt könnte die neue Spielzeit fast schon morgen beginnen. Denn der zweimalige Vizemeister ist sportlich so gut aufgestellt, dass eigentlich nur noch marginale Korrekturen notwendig sind. So wird man versuchen, mit den aktuellen Nr. 5 und 6 der internen Skorerliste (Drake Caggioula und Athi Oksanen) zu verlängern - oder sie durch mindestens gleichwertigen Ersatz zu ersetzen. Schmerzen dürfte der Abgang von Kevin Jäger, der zum HCD wechselt. Im Gegenzug konnte man den Bündnern jedoch Nationalverteidiger Michael Fora abluchsen.
HC Lugano: Auf dem Weg zu «Grande»
Das hat ja nicht lange gedauert. Kaum haben GM Janick Steinmann und Trainer Tomas Mitell in Lugano das Ruder übernommen, befinden sich die Tessiner wieder auf dem Weg zu schon fast vergessener Klasse. Nach schwachem Saisonstart wird mit den Bianconeri bereits in dieser Spielzeit wieder zu rechnen sein – geschweige denn in Zukunft. Mit dem Torhüter-Duo Schlegel / van Pottelberghe, dem Schweizer Kern um Calvin Thürkauf, Dario Simion, Luca Fazzini, David Aebischer und Mirco Müller sowie den Imports Zack Sanford (Top-Skorer), Conner Carrick und Mike Sgarbossa steht ein gutes Gerüst bereit, das nun noch punktuell ergänzt werden kann. Und genau dafür ist der HCL gut aufgestellt: Neben den drei genannten Top-Imports verfügen Steinmann & Co. nämlich noch über die vertragliche Flexibilität, um genau hier noch nachzulegen. Heisst es deshalb schon bald "Ciao Malte Strömwall"?
SCL Tigers: Weiter zur Decke strecken
Dieser Abgang schmerzt: Mit Dario Rohrbach (zum SCB) verlieren die Langnauer mit Blick auf die kommende Saison ihren besten Skorer der letzten eineinhalb Spielzeiten. Wer ihm auf dem Weg aus dem Emmental folgen könnte: Der aktuelle Topskorer André Petersson (15G, 11A, Vertragsende) sowie Captain Hari Pesonen (37), dessen Zukunft nach sieben Jahren an der Ilfis ebenfalls noch nicht geklärt ist. Immerhin: Auf fünf ihrer Imports sowie die Leistungsträger Luca Boltshauser, Robin Meyer und Julian Schmutz werden die Tiger auch in der kommenden Spielzeit zählen können. Ansonst gilt für Trainer Paterlini unverändert: Mit relativ bescheidenen Mitteln versuchen, das Maximum herauszuholen.
SCRJ Lakers: Alles Malte, oder was?
Bislang kann man Rookie-Sportchef Claudio Cadonau für seine Arbeit durchaus ein Kränzchen widmen. Seit Mai im Amt, ist es dem ex-Profi gelungen, in Goalie Melvin Nyffeler, Nati-Stürmer Tyler Moy und Verteidigungs-Minister Jacob Larsson drei absolute Leistungsträger von einem Verbleib am Obersee zu überzeugen. Auch mit Stürmer Dominic Lammer (bereits elf Saisontore) wurde verlängert, doch der sprichwörtliche Elchtest steht Cadonau noch bevor: Gelingt es ihm, auch den schwedischen Topscorer Malte Strömwall in Rappi zu halten? Zudem noch auf der To-Do-Liste des SCRJ-Sportchefs: Mögliche Vertragsverlängerungen mit den Imports Lawrence Pilut (derzeit verletzt) und Tanner Fritz - oder mit entsprechendem Ersatzpersonal.
Genève-Servette HC: In Hallam we trust
Beim derzeitigen Tabellen-5. aus der Westschweiz sind mit Blick auf die kommende Saison keine einschneidenden Veränderungen in der Kaderstruktur zu erwarten. Der Grund: Die Grenats, Meister 2023, verfügen bereits jetzt über ein vielversprechendes Kader, dem es jedoch an der Konstanz mangelt. Enter Sam Hallam, aktueller schwedischer Nationaltrainer, der den Genfern ab dem nächsten Sommer Beine machen soll. Das kann funktionieren, muss aber nicht. Einzige namhafter Abgang bislang: Nati-Kandidat Tim Berni, der ab kommenden Herbst für die Lions in Zürich auf dem Eis stehen wird.
ZSC Lions: Bleibt das Meister-Duo?
Derek Grant und Rudolfs Balcers. Zwei Stürmer, Leistungsträger und zweimalige Meister mit den ZSC Lions. Doch ob der Kanadier und der Lette auch kommende Saison noch das Trikot der Löwen tragen werden, steht in den Sternen. Ihre Verträge laufen aus, Verletzungen waren zuletzt ein Problem und ganz allgemein hat man den Eindruck, dass dem erfolgsverwöhnten Zürcher Kader eine Blutauffrischung gut tun könnte. Auf den Positionen der übrigen Leistungsträger ist eine solche ansonsten nur schwierig realisierbar. Wer den «Z» bereits zum Jahresende verlassen könnte ist Pontus Aberg, zur Zeit drittbester Skorer, aber mit Vertrag nur bis zum Ende dieses Monats. Wer die Lions idealerweise schon bald verlässt: Der Kanadier Andy Andreoff, der die in ihn gesetzten Erwartungen (2 Tore, 1 Assist) nicht erfüllen konnte.
EV Zug: Die Zeichen stehen auf Abschied
Tim Wolf, Nando Eggenberger und Fabrice Herzog: Drei durchaus bekannte Namen, mit denen der EVZ Zug das Arbeitsverhältnis jedoch nicht verlängern möchte. Dann der langjährige Verteidiger Dominik Schlumpf (seit 2014 beim EVZ), dessen Arbeitspapier ebenfalls im Frühling auslaufen wird. Und schliesslich das Zuger Urgestein Raphael Diaz, seit September aufgrund einer Hirnerschütterung out. Gut möglich also, dass sich der EVZ mit Blick auf die nächste Spielzeit gleich von mehreren vertrauten Gesichtern trennen wird (muss). Wenig Veränderung ist dafür auf den Ausländerpositionen zu erwarten. Mit Ausnahme von Daniel Vozenilek verfügen sechs Zuger Imports über weiterlaufende Verträge.