Auf der Pressekonferenz der Teamchefs in Montreal beantwortete Vasseur genervt die ständigen Fragen um seine Person. Der Franzose hat sicht- und hörbar keine Lust mehr auf die gestreuten Gerüchte aus den italienischen Gazetten.
In Italien wird nicht nur Vasseur selbst angezählt, sondern es kursieren auch immer neue Berichte über das bevorstehende Aus von wichtigen Mitarbeitern im Team der Roten. Vasseur holte in Montreal nun zum Gegenschlag aus.
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"Zuerst muss ich ruhig bleiben, sonst muss ich noch zu den Stewards", flachste der 57-Jährige zunächst und wurde dann richtig ernst: "Nein, das ist ein Thema von einigen - nicht allen - italienischen Medien. Es geht dabei auch nicht um mich, ich kann mit der Kritik umgehen. Es geht um die Leute in meinem Team und das ist einfach respektlos diesen gegenüber", polterte Vasseur über die vielen Berichte aus dem Ferrari-Land über mögliche bevorstehende personelle Änderungen bei der Scuderia.
"Ich kann das einfach nicht nachvollziehen, ich verstehe das Ziel nicht. Vielleicht geht es darum, Unruhe ins Team zu bringen. Aber ich verstehe den Zweck nicht. Wahrscheinlich geht es eher darum, dass sie etwas schreiben können, um weiterhin zu existieren. Das tut dem Team wirklich weh, das lenkt den Fokus ab. Wenn du um die WM kämpfst, jedes Detail kann den Unterschied machen. Aber seit dem Beginn dieses Wochenendes sprechen wir nur über dieses eine Thema. Mit diesen Journalisten um uns herum werden wir keine WM gewinnen können", betonte Vasseur.
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Vasseur wird sehr deutlich
"Ich wusste, was auf mich als Teamchef von Ferrari zukommen wird. Mit dieser Kritik kann ich auch umgehen. Es geht mir aber um die Leute in meinem Team, die sehr hart arbeiten. Und dann ist es hart, wenn überall zu hören ist, dass dieser und jener ersetzt werden soll und dieser wiederum nutzlos sei. Das ist schon hart. Diese Leute haben alle Familie, Frauen, Kinder. Ich spreche hier nicht alle Journalisten generell an, sondern nur die, die so etwas verbreiten. Das ist respektlos und ich will nicht mehr über diese dummen Leute sprechen", macht der Franzose klar.
Auf Reporternachfrage beendete der Ferrari-Teamchef das Thema dann endgültig: "Genug ist einfach genug. Die Gerüchte werden aktuell täglich gestreut. Ich sage meinen Leuten immer, dass das, was in den Zeitungen steht, einfach nicht wahr ist."
Vasseur wechselte zur Saison 2023 vom damaligen Team Alfa Romeo zur Scuderia. In seinen ersten beiden Jahren als Teamchef der Roten holten Charles Leclerc und Carlos Sainz zusammen insgesamt sechs GP-Siege, im Vorjahr zog Ferrari nur knapp um 14 Zähler in der Konstrukteurs-WM gegenüber McLaren den Kürzeren.
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Wie geht es bei Ferrari weiter?
Seit dieser Saison fährt Lewis Hamilton an der Seite von Leclerc. Der F1-Rekordweltmeister stärkte seinen Chef zuletzt demonstrativ den Rücken. Doch Ferrari-CEO John Elkann soll angeblich schon Gespräche führen. "Wenn man sich im Hintergrund umschaut, dann ist natürlich die Position in Gefahr. Bei Ferrari war das auch in der Vergangenheit immer so: Sobald die Resultate nicht stimmen, wird sofort angefangen auszusortieren. Fred ist mit Sicherheit in keiner einfachen Position. Es geht aktuell auch nicht in die Richtung, wo Ferrari hätte sein wollen und sollen. Sie wollten um die WM mitfahren, von dem Ziel ist man weit weg", meinte jedoch Sky Sport F1-Experte Timo Glock.
In der Fahrer-WM liegen Leclerc und Hamilton nach neun Saisonrennen nur auf den Plätzen fünf und sechs. In der Team-WM beträgt der Rückstand zu McLaren bereits satte 197 Punkte. "Für mich ist das Ganze ein Deja-vu. Bevor mein Bruder Michael das erste Mal Weltmeister im Ferrari wurde, war es dort eine ähnliche Situation. Damals war Jean Todt stark unter Druck. Das ist nun mal Italien, wir kennen die Erwartungshaltung. So wie man hört, hat Fred einen Dreijahresvertrag gehabt, da geht es jetzt darum, ob dieser verlängert wird oder nicht", analysierte Sky Sport F1-Experte Ralf Schumacher die Lage bei den Italienern.