Von Vereinstreue keine Spur? In der Serie A scheinen die italienischen Trainer keine Rücksicht auf Rivalitäten zu nehmen. Muntere Rochaden zwischen den Klubs stehen an der Tagesordnung.
Von Kelana Mahessa
Was haben Luciano Spalletti, Antonio Conte, Carlo Ancelotti, Maurizio Sarri und Massimiliano Allegri gemeinsam? Bis auf den Umstand, dass sie alle die gleiche Nationalität und den gleichen Beruf teilen, natürlich. Richtig, jeder der genannten Trainer stand schon bei mehreren Spitzenklubs der Serie A an der Seitenlinie. Juventus, Milan, Inter, Roma, Lazio oder Napoli - wer als italienischer Trainer etwas auf sich hält, hat scheinbar mindestens zwei der grossen Vereine in seiner Vita stehen.
Mit dem Tattoo des Ex-Klubs zum Rivalen
Wenn es für Italiens Toptrainer um die Wahl des neuen Arbeitsgebers geht, rücken Vereinsrivalitäten und einstige Treuebekenntnisse regelmässig in den Hintergrund. Ist eine Veränderung auf der Trainerposition erforderlich, scheint sich der Kandidatenkreis stets auf dieselben Namen zu beschränken. Dieses Vorgehen hat in der Serie A Tradition: Schon Marcello Lippi, Fabio Capello und Claudio Ranieri sammelten munter Anstellungen bei den grossen italienischen Klubs. Den jeweiligen Trainer seinem aktuellen Verein zuzuordnen fällt da logischerweise oftmals schwer.
Jüngstes Beispiel ist der ehemalige Italien-Coach Spalletti. Laut des Transferexperten Fabrizio Romano steht der 66-Jährige aktuell kurz vor einem Engagement bei Juve. Zuvor trainierte er bereits die Roma, Inter und Neapel. Besonders kurios: Nach dem historischen dritten Meistertitel mit den Neapolitanern liess sich Spalletti 2023 das Vereinswappen auf den Unterarm tätowieren. Für Ligarivale Juventus sind solche Tattoos aber offensichtlich kein Ausschlusskriterium für das Traineramt.
Kein Vergleich zu den anderen Topligen
Ein Vergleich mit den anderen grossen Ligen Europas zeigt, dass die Serie A mit diesem Phänomen quasi alleine dasteht. Sowohl in der Bundesliga als auch in der Premier League und in La Liga ist das Hin- und Herwechseln von Trainern zwischen den Topvereinen längst nicht so sehr Usus wie in Italien.
Klar, Niko Kovac oder Thomas Tuchel coachten den FC Bayern und den BVB. Jose Mourinho hatte mit Chelsea, Tottenham und Manchester United ebenfalls drei Stationen bei Spitzenvereinen in derselben Liga. Aber in einer derartigen Häufigkeit und Selbstverständlichkeit teilen sich nur die italienischen Vereine ihre Trainer. Jürgen Klopp zum Beispiel sagte unlängst, er wolle in England nie einen anderen Klub trainieren als den FC Liverpool. Und dass Pep Guardiola, Hansi Flick oder Luis Enrique ihre Zelte irgendwann einmal in Madrid aufschlagen, ist auch kaum denkbar.
Wer denkt, trotz der ständigen Rochaden bei den Serie-A-Teams immer den Überblick zu behalten, kann sich gerne einmal selbst testen und Conte, Gasperini, Sarri und Allegri ihren jeweiligen Vereinen zuordnen. Welcher dieser Trainer steht bei der Roma, bei Milan, bei Neapel und bei Lazio an der Seitenlinie?