Wagner ist im Breisgau emotional voll dabei, sieht seine erste Gelbe Karte und erinnert nicht nur beim Torjubel an Jürgen Klopp. Nach dem Spiel gibt er sich aber äusserst zurückhaltend und freut sich nun auf das Duell gegen seinen Jugendklub FC Bayern.
Es war bereits tief in der Nachspielzeit. Augsburgs Elvis Rexhbecaj sah nach einem Zusammenprall mit Freiburgs Lukas Kübler die Gelbe Karte. Sein Coach will das nicht wahrhaben und beschwert sich lautstark bei Schiedsrichter Felix Zwayer.
Resultat: Auch Sandro Wagner wurde bei seiner Bundesliga-Premiere als Trainer verwarnt. Es wird wohl nicht die letzte bleiben, wie Didi Hamann vermutet. Der Sky Sport Experte traut Wagner sogar rekordverdächtige 14 Gelbe Karten in dieser Saison zu. "Die Chance hat er. Aber wenn er gewinnt, wird es ihm egal sein", so Hamann schmunzelnd.
Perfektes Debüt
Und in Freiburg hat Wagner gewonnen. Mit 3:1. Gegen den amtierenden Trainer des Jahres Julian Schuster. Bereits zur Pause lag der FCA mit 3:0 in Führung und brachte den Sieg am Ende souverän über die Zeit. Die Verwarnung war letztlich nicht mehr als ein Schönheitsfehler. Viel besser hätte es für Wagner also bei seinem Bundesliga-Debüt als FCA-Trainer nicht laufen können.
Beim ersten Treffer der Fuggerstädter wurde Wagner besonders emotional. Er packte mehrfach die von Jürgen Klopp bekannte Säge aus, rannte in seiner Coaching-Zone umher und freute sich mit den Ersatzspielern und seinem Trainerteam über die Führung. Nach dem Spiel erklärte er die Szene am Sky Sport Mikrofon folgendermassen:
Wagner will nicht unsympathisch wirken
"Das ist schon emotional an der Seitenlinie. Das wusste ich. Aber der Druck und die Anforderung sind schon krass. Ich war da schon emotional, aber ich hoffe nach wie vor, dass ich nicht unsympathisch wirke. Wenn ich die Bilder sehe, ist es schon bestimmt wild. Da muss ich auch noch viel lernen."
Wie man Führungen über die Zeit bringt, muss Wagner dagegen nicht mehr lernen. Das beherrscht er schon jetzt. Auf die Frage, was er seiner Mannschaft in der Halbzeit in der Kabine mitgegeben hat, sagte er: "Ich bin ein grosser Fan taktischer Variabilität und habe die Mannschaft darauf vorbereitet, was die Versionen und Umstellungen von Freiburg sein können. Allgemein haben die Jungs das taktisch unfassbar umgesetzt."
Neuanfang beim FCA
Wagner und der FCA - das scheint zu passen. Bestätigt auch Marius Wolf, der in Freiburg das 3:0 praktisch mit dem Pausenpfiff erzielte. "Wir haben seit Tag eins viel gearbeitet und haben im Trainingslager und den ersten Wochen auch Grundlagen geschaffen. Jetzt sind die Details dran, um uns weiterzuentwickeln. Wir sind noch am Anfang, haben es aber heute ordentlich gemacht."
Es ist tatsächlich eine Art Zäsur in Augsburg, denn der Vorjahreszwölfte will unter Wagner mutiger und offensiver auftreten als zuletzt. Der neue Coach wird nicht müde die Spieler zu loben: "Man darf nicht vergessen, dass in Augsburg in den fünf, sechs oder sieben letzten Jahren ein ähnlicher Spielstil war. Das ist nicht einfach. Gerade für die Spieler, die schon länger im Verein sind, sich auf was Neues einzulassen. Ich habe ihnen nach dem Spiel gesagt, dass ich sehr sehr dankbar bin, dass sie die Reise mitgehen und offen sind für unsere Ideen", so Wagner bei Sky Sport.
Die Frage nach den "Eiern"
Bereits nach dem 2:0-Sieg im DFB-Pokal beim Halleschen FC schwärmte er davon, dass er eine "Mannschaft mit Eiern" habe. Eine Formulierung, zu der Wagner auch nach dem Freiburg-Spiel steht, aber die ihm fast ein wenig peinlich zu sein scheint, als er darauf angesprochen wurde, ob sein Team auch heute wieder "Eier gezeigt" habe:
"Ja! Ich will mich da aber nicht immer wiederholen, weil das schon eine proletarische Formulierung sein kann, auch wenn der Titan (Oliver Kahn, Anm. d. Red.) sie richtigerweise benutzt hat. Aber die Mannschaft ist sehr stabil. Herr Thorup hat mir eine sehr stabile Mannschaft übergeben und dafür bin ich auch dankbar."
Nun warten die Bayern
Nun geht es am kommenden Samstag im tipico-Topspiel gegen seinen FC Bayern (ab 17:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport Bundesliga), doch davon will der gebürtige Münchner nichts wissen: "Es ist mein FCA. Bayern wird für uns ein normales Bundesliga-Spiel. Ich weiss, das hört sich blöd an, weil ich da herkomme, aber für den FCA ist es schön, ein Topspiel zu haben. Das freut mich für den Verein", so der Übungsleiter.
Und weiter: "Klar kenne ich bei Bayern noch viele, aber von den Entscheidungsträgern kenne ich keine und von daher werden wir das schon reinklopfen in die Jungs."
Und Wagner wird an der Seitenlinie wieder emotional dabei sein. Und vielleicht sogar die nächste Gelbe Karte in Kauf nehmen ...