Beim anstehenden Transfer von Luis Diaz sieht Matthäus eine Parallele zur Trainersuche im vergangenen Jahr. Er fragt sich jedoch, warum der FC Bayern nicht voll auf Nick Woltemade gesetzt hat.
Dass Thomas Müller sich über den Grossen Teich verabschiedet, ist keine Überraschung. Ich habe zwar laut Uli Hoeness nicht alle Tassen im Schrank, aber ich habe schon vor fünf Monaten gesagt, dass ich mir Thomas sehr gut in der MLS vorstellen kann, und ich bin froh, dass er weitermacht.
Er hat Spass am Fussball, er bringt noch Leistung, auch wenn er in Nordamerika vielleicht etwas weniger gefordert wird und der Druck geringer ist. Aber er trägt dort Verantwortung als Aushängeschild des deutschen Fussballs mit Blick auf die WM im kommenden Jahr. Sportlich kann er nach wie vor Akzente setzen. Das ist mir mit 39 Jahren gelungen und das wird Thomas mit 35 Jahren auch gelingen.
Vancouver passt besser zu Müller als LA
Ich glaube, dass Vancouver besser zu ihm passt als Los Angeles. Thomas ist ein Naturmensch, in Vancouver hat er nicht nur das Meer, sondern auch wie in München die Berge in der Nähe. Ich kenne Vancouver, dort kann er super leben.
Thomas passt dort hin, er verdient gutes Geld und sammelt Lebenserfahrung, was auch wichtig ist, denn bisher ist er immer nur für ein paar Tage oder Wochen aus München oder Deutschland herausgekommen.
Mit Diaz hat Bayern wieder mehr Optionen
Nach den Abschieden von Müller und Sane sowie der langen Verletzungspause für Musiala musste Bayern München mit Qualität antworten.
Luis Diaz hat seine Qualität in der Premier League unter Beweis gestellt. Er ist schnell und zweikampfstark.
Mit ihm haben die Bayern wieder mehr Optionen in der Offensive. Er hat in Liverpool als Linksaussen, auf der Neun und als zweite Spitze gespielt. Er könnte bei Bayern hinter Kane spielen, genau wie Gnabry oder auch Olise. Aber wenn Diaz 75 Millionen Euro kostet, sollte er auf einer Position fix eingeplant werden.
Parallelen zur Trainersuche vor einem Jahr
Bayerns Suche nach einem Linksaussen ähnelte der Trainersuche vor einem Jahr. Wenn sie mit Diaz am Ende genauso viel Glück haben wie mit Vincent Kompany, können sie froh sein, dass die Namen, die vorher vom Verein kontaktiert wurden, sich nicht für einen Wechsel nach München entschieden haben.
Man bekommt nicht immer alles, was man will, so läuft das Geschäft. Es ist nicht mehr so wie früher, als man zu Real Madrid und Bayern München sprichwörtlich zu Fuss gelaufen ist.
Die Konkurrenz ist gross, die wirtschaftliche Situation ist bei vielen Klubs anders als vor zehn oder 15 Jahren. Deswegen muss sich auch der FC Bayern ab und zu strecken. Wenn man in der obersten Liga mitspielen will, muss man auch hohe Gehälter bezahlen. Diaz soll in Liverpool verdient haben wie ein Bankdrücker bei Bayern. In München wird er deutlich mehr verdienen.
Warum hat man dieses Vertrauen nicht in Woltemade?
Allerdings: Diaz ist schon 28 Jahre alt, Nick Woltemade ist erst 23. Wenn sie 75 Millionen Euro für einen fünf Jahre älteren Spieler bezahlen, müssen sie grosses Vertrauen in Diaz haben.
Wenn man böse wäre, könnte man fragen: Warum hat Bayern dieses Vertrauen nicht in Woltemade, der sich schon früher zum FCB bekannt hat?
Mit der Summe, die Diaz kostet, wäre der VfB Stuttgart wahrscheinlich auch zufrieden gewesen.
Druck auf Bayern nicht mehr so gross wie vorher
Feststeht aber auch: Durch den Diaz-Transfer ist der Druck auf Bayern nicht mehr so gross. Max Eberl & Co. brauchen Woltemade nicht mehr so dringend, zumal Musiala im Winter zurückkommt.
Bevor sie nun weitere neue Spieler holen könnten, müssten zunächst andere verkauft werden. Sie haben in den vergangenen zwei Jahren versucht, Gnabry und Coman bei anderen Vereinen anzubieten, doch sie sind geblieben und hatten ihre Einsatzzeiten. Gnabry ist sogar in die Nationalmannschaft zurückgekehrt.
Thema Woltemade fast vom Tisch
Und Palhinha sagt sich: 'Ich gehe nicht überall hin, ich will mich lieber bei Bayern durchsetzen.' Denn er hat schliesslich einen guten Vertrag in München.
Wenn man Uli Hoeness Glauben schenken darf, ist das Thema Woltemade daher fast vom Tisch ...