Willkommen, FC Bayern: Wie GC von der Nähe zu den Münchnern profitiert
Es ist angerichtet: Heute Abend um 18:00 empfängt der Grasshopper Club den FC Bayern zum zumindest für die Zürcher grossen Test-Highlight. Ein voller Letzigrund ist dabei garantiert – nicht der einzige Vorteil, den die Hoppers aus der via LAFC aufgegleisten Bindung zum deutschen Rekordmeister ziehen können.
Das Messen mit Goliath
Rekordmeister vs. Rekordmeister – eine auf dem Papier potentiell noch immer verheissungsvolle Affiche. Doch nicht erst seit der Bekanntgabe des Zürcher Abstechers der grossen Bayern ist klar, dass sich die Grasshoppers längst aus dem Kreis der erweiterten europäischen Beletage verabschiedet haben. Doch gerade deshalb, können sie heute Abend eigentlich nur profitieren. Denn für das gefallene Schweizer Fussball-Aushängeschild und seine Spieler bietet das freundschaftliche Duell mit den Bayern die Gelegenheit, sich erstmals seit der Spielzeit 2016/2017 wieder der internationalen Fussballgemeinde in Erinnerung zu rufen. Das kann der Marktwertentwicklung der vielen jungen Hoppers einen kleinen Schub geben, vor allem aber soll es dem aktuellen Kader die Möglichkeit bieten, sich frei vom Alltags-Druck im besten Licht zu präsentieren. Eine Art Motivationsschub vor vollem Haus und mit TV-Liveübertragung, ehe es am Wochenende dann wieder in bescheidenerem Rahmen weitergeht.
Scheinwerferlicht an
Lange ist es her, seit sich der Grasshopper Club Zürich als Schweizer Rekordmeister regelmässig mit der europäischen Fussballelite mass. Seit den CL-Teilnahmen Mitte der 90er Jahre (u.a. mit Spielen gegen Ajax und Real) ist der Klub in der europäischen und nationalen Hierarchie Stück für Stück abgerutscht und kämpft mittlerweile in der heimischen Super League um den Anschluss. Klar, hat der Klub im Zuge dieser Entwicklung auch viel von seinem einstigen Renomée eingebüsst, was speziell bei der Rekrutierung von jungem, talentierten Personal kein Vorteil ist. Umso mehr, wenn man wie die Hoppers mit einem selbst für hiesige Verhältnisse kleinen Portemonnaie unterwegs ist. Da kommen Spiele wie jenes gegen Bayern München genau recht, um sich im bestmöglichen Licht als interessante Adresse für talentierte Kicker zu präsentieren. So toll wie heute Abend dürften sich Klub, Atmosphäre und Stadion so schnell nicht noch einmal präsentieren lassen.
Ein willkommener Tropfen auf den heissen Stein
Es ist weitum bekannt: Finanziell liess sich bei den Grasshoppers in den vergangenen beiden Jahrzehnten kaum auch nur annähernd genügend Umsatz generieren, um die laufenden Kosten zu decken. Mit dem Los Angeles FC ist nun der nächste Owner mit der Absicht angetreten, diese Tatsache endlich zu ändern. Und ganz klar: Spiele wie jenes gegen den sechsfachen Champions-League-Sieger helfen dabei, die Bilanz ein wenig ausgeglichener zu gestalten. Rund 14 Mio. CHF beträgt das strukturelle Defizit der Hoppers, dank der zu erwartenden Einnahmen aus dem Heimspiel gegen den FC Bayern (Ticketing und Merchandising) dürfte diese Summe schon einmal um einen mittleren sechsstelligen Betrag reduziert werden können. Fast wichtiger ist aber, dem „eingeschlafenen“ GC-Anhänger sowie dem neutralen Fussball-Fan wieder einmal ein Erlebnis zu bieten, dass das Interesse an und die Lust auf GC steigert. Denn im Gegensatz zu heute Abend, sind im Letzi-Alltag noch mehr als genügend Plätze für die Heimspiele der Zürcher verfügbar. Aber Kids und Eltern, denen es bei den Hoppers gegen die Bayern gefällt, kommen vielleicht bei nächster Gelegenheit auch gegen den FC Lugano oder Lausanne-Sport wieder.
Jung, talentiert und Schlüsselspieler?
Nestory Irankunda. Grayson Dettoni. Lovro Zvonarek. Jonathan Asp Jensen. Vier junge, talentierte Fussballspieler, vier Leihgaben vom FC Bayern München an die Grasshoppers in den letzten acht Monaten. Gewiss, fast alle kamen sie aus der zweiten Mannschaft der Münchner in der deutschen Regionalliga, doch das muss im Teenageralter nicht per se gegen ihre Qualitäten auf dem Platz sprechen. Denn grundsätzlich können die Hoppers in ihrer aktuellen Situation gar nicht genug gute Fussballer in ihren Reihen wissen. Sei es auch nur temporär, um GC im hier und jetzt zu helfen, sofern sich die «Prospects» mit dem Klub identifizieren und ihre Chance beim Rekordmeister nutzen wollen. Denn schlussendlich profitiert nicht nur GC davon, wenn sich Spieler wie ein Zvonarek (als einziger schon mit Profi-Erfahrung bei Sturm Graz) und Asp Jensen in Zürich behaupten, sondern auch die jungen Spieler selbst und natürlich der FC Bayern. Doch vordergründig muss es für die Zürcher darum gehen, selbst maximal zu profitieren, in dem sie den Bayern-Leihgaben ein Umfeld bieten, in dem diese sich rasch zu Leistungsträgern entwickeln. Und in dem sich die Grasshoppers wieder als Adresse im internationalen Fussball präsentieren, an der Talenten der Sprung in eine erfolgreiche Profikarriere gelingen kann.