Mit einem Sieg in Spiel sechs (in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ab 01:45 Uhr LIVE auf Sky Sport Mix) können die Panthers ihren Titel verteidigen und erneut den Traum der Oilers vom Gewinn des Stanley Cups zerstören.
Aus Sunrise, Florida berichtet Ben Heckner
Zugegeben, Brad Marchand nicht als "Star" zu bezeichnen, würde dem Kanadier nicht gerecht werden. Jahrelang war er eines der prägenden Gesichter von Boston, gewann mit den Bruins 2011 gar den Stanley Cup und erarbeitete sich in der Liga den Ruf als "Pest". Und das ist nicht unbedingt etwas Gutes.
Pests wenden teils grenzwertige Taktiken an, um dem Gegner zur Weissglut zu treiben. Provozieren, nerven, einfach anstrengend sein. Wie ein kleines Kind an der Kasse - nur im Rücken des Schiedsrichters. Und, feiner Unterschied zu den "Enforcern": keinen Faustkampf anzetteln. In denen eine Brad Marchand mit für NHL-Verhältnissen kleinen 1,75 Meter ohnehin seine Probleme hätte.
Der Anti-McDavid
Brad Marchand ist kein Poster-Boy. Auf die Frage eines Reporters, was der 22-jährige Marchand über sein 13 Jahre älteres Ich gedacht hätte? "Man, was ein gutaussehender Typ!" Und: "Ich wäre deutlich besser, wenn ich 1,88 wäre, aber arbeite damit, was man mir gegeben hat".
Marchand kann über sich selbst lachen, was ihn grundsätzlich sympathisch macht. Er ist kein Top-Pick gewesen, kein Versprechen an die Eishockey-Nation, kein Hochbegabter. 2006 an Position 71 von Boston gedraftet, arbeitete sich Marchand von unterklassigen Ligen in die NHL hoch.
Nach etlichen Jahren in Boston dann der überraschende Trade vor den Playoffs 2025: Marchand wechselt zu Florida. 22 Spiele, zehn Tore, zehn Vorlagen. Marchand dominiert die Playoffs - und Finalkontrahent Edmonton. Während alle Experten über Leon Draisaitl und Connor McDavid philosophieren, brilliert Marchand für Florida.
Erst Titel - dann Rückkehr nach Boston?
Marchand, eine Mischung aus Quälgeist und Genie. Denn, richtig gut Eishockey spielen kann er dennoch. Im Fussball würde man ihn als "Strassenkicker" bezeichnen. Im Eishockey sowas wie: "Auf-irgendeinem-zugefrorenen-See-in-der-kanadischen-Provinz-spielender-Typ".
Dass es für weit mehr gereicht hat, hat Marchand seinem Fleiss und der Hingabe zum Sport zu verdanken: "Wenn ich das Spiel anders interpretieren würde, würde niemand meinen Namen kennen. Und niemand würde mich hassen, weil ich nicht in der NHL wäre."
Möglicherweise ist das Kapitel Florida für den 37-Jährigen nur von kurzer Dauer, eine Rückkehr nach Boston ist nicht ausgeschlossen. Zitat Marchand aus früheren Tagen: "Manchmal gehst du nach Tampa oder Florida für ein paar Tage Urlaub und wirst dort etwas selbstgefällig."
Bei Brad Marchand scheint das ausgeschlossen.