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YB: Jäger statt Gejagte

Andy

Rang 3, satte zwölf Punkte hinter Meister FC Basel. In der vergangenen Saison genügten die Young Boys ihren traditionell hohen Ansprüchen nicht. Das soll sich nun ändern.

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Giorgio Contini soll die Young Boys zurück an die nationale Spitze führen. © KEYSTONE/Til Bürgy

In den letzten Jahren haben die Berner die nationale Fussballmeisterschaft dominiert. Sechs Titel in den vergangenen acht Saisons sind ein eindrücklicher Beweis für die Stärke der Young Boys, die bisweilen in einer eigenen Liga unterwegs zu sein schienen – sportlich und finanziell. Einzig der FC Zürich 2022 und in der letzten Saison der wiedererstarkte FC Basel, angeführt von einem magistralen Xherdan Shaqiri, standen den Young Boys vor der Super League-Sonne.

Und so ist der BSC Young Boys in der neuen Saison nicht mehr der Gejagte, sondern der Jäger, will wieder ganz vorne mitmischen und die Meistertrophäe zurück nach Bern holen.

Abstand zu den Meistertrainern

Ein Hoffnungsträger ist natürlich Coach Giorgio Contini. In der verunglückten letzten Saison übernahm er in der Winterpause das Zepter, nachdem zuerst das Abenteuer mit Patrick Rahmen missglückt war (1,20 Punkte/Spiel) und dann interimistisch Joël Magnin übernommen hatte (1,43 Punkte/Spiel). Als grenzenlose Erfolgsgeschichte kann man aber das Engagement von Contini bislang nicht bezeichnen. Im Durchschnitt kam er zu 1,71 Punkten pro Spiel, was zwar sicher respektabel ist, aber es besteht auch ein Respektabstand zu früheren YB-Meistertrainern. Gerardo Seoane kam auf einen Schnitt von 2,15 Punkten, Adi Hütter auf 1,95 und Raphael Wicky auf 1,97 Punkte.

Es ist also Steigerungspotenzial bei den Bernern vorhanden, was auch die Analyse nach der letzten Saison zeigte, wie Mathieu Beda, der neue technische Direktor bei den Young Boys und zuständig für die Transfers, in diesen Tagen in den Medien erklärte: «Nach unserer Analyse im April haben wir gesehen, dass wir die Achse stärken müssen. Der Klub braucht eine gute Balance zwischen Talenten mit Verkaufspotenzial und Leadern. Wir sind kein reiner Tradingklub, wir müssen zwar gute Transfers machen, aber wir leben vor allem für Emotionen und Titel. Das sind wir unseren Fans schuldig. Fussball ist Emotionen.»

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Edimilson Fernandes soll bei YB für Power und Stabilität sorgen.

Zwei Schlüsseltransfers

So wurden schon erste wichtige Transfers getätigt – mit den Zuzügen von Edimilson Fernandes und Gregory Wüthrich. «Wenn man ambitioniert ist, braucht man Lösungen mit Leadership und Qualität. Wüthrich und Fernandes waren auf dem Markt, aber schwierig zu bekommen. Wir können froh sein, dass wir zwei Leader mit grosser Erfahrung im Ausland bekommen haben», sagte Beda gegenüber der «Berner Zeitung».

Ganz klar: YB hat genügend Qualität, um die Rolle als Jäger von Meister FC Basel erfolgreich zu gestalten. Fernandes und Wüthrich sind ganz sicher Verstärkungen und kommen auch hungrig zu den Young Boys, von denen es heisst, dass der Zusammenhalt und der Teamspirit spürbar besser geworden seien.

Für Coach Contini ist Wüthrich ein Wunschtransfer, wie er gegenüber dem «Blick» erklärte: «Er hat internationale Erfahrung, Routine, ist ein extrovertierter Leader und hat das Zeug für eine Identifikationsfigur.» Er sei nach wenigen Tagen schon ohne Zweifel der lauteste aller Führungsspieler im Klub. Verteidiger Wüthrich selber, der 2019 seinen Jugendklub verlassen hat, um sich in Australien und bei Sturm Graz als Persönlichkeit und Spieler weiterzuentwickeln und zu reifen, will nun auch in Bern auf die Siegermentalität setzen, die er sich vor allem in Österreich angeeignet hat, und sagt: «Ich bin hier, um mit YB Titel zu gewinnen.»

Wie für Gregory Wüthrich ist auch für Edimilson Fernandes YB kein Neuland, nachdem er bereits zwischen Februar und Juni 2022 leihweise für die Gelbschwarzen gespielt hatte. In der Statistik des 29-Jährigen stehen 98 Einsätze in der Bundesliga, 62 in der Super League, 42 in der Premier League, 29 in der Serie A und 19 Partien in der Ligue 1. In der vergangenen Saison war er von Mainz an Brest ausgeliehen gewesen und in allen zehn Champions-League-Spielen zum Einsatz gekommen. «Edimilson Fernandes wird für Power und Stabilität in unserer Mannschaft sorgen», sagt der Technische Direktor Mathieu Beda. «Es ist beeindruckend, in welchen Ligen er Spuren hinterlassen hat. Er ist im besten Fussballer-Alter und hat noch viele Ziele vor Augen.» Und Rückkehrer Fernandes sagt: «Ich weiss, dass dieses Umfeld sehr ehrgeizig ist und an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen will. Es reizt mich sehr, diese Herausforderung mit YB anzunehmen. Ich bin überzeugt davon, dass wir ein grossartiges Team haben. Gemeinsam können wir grosse Dinge erreichen!»

Wer kommt und wer geht noch?

Ganz klar, die Berner sind heiss, auch wenn noch nicht feststeht, mit welcher Manpower sie die neue Saison bestreiten werden. Es ist davon auszugehen, dass noch mehrere Spieler den Klub verlassen werden, beispielsweise Cedric Itten, den es wohl zu Fortuna Düsseldorf zieht, Kastriot Imeri, Donat Rrudhani, Noah Persson, David von Ballmoos und Meschack Elia. Aber auch Joël Monteiro, Jaouen Hadjam und Filip Ugrinic, die internationales Interesse auf sich gezogen haben, könnten ihr Glück anderswo suchen, wenn der Preis stimmt. Als mögliches neues Gesicht wird der 1,70 m kleine, wirblige Flügelspieler Aldo Kalulu (29) gehandelt, der vor einigen Jahren beim FC Basel unter Vertrag gestanden war, in 36 Wettbewerbsspielen aber nur ein Tor und fünf Assists realisiert hatte. Mittlerweile spielt er in Serbien bei Partizan Belgrad, erzielte in 85 Spielen neun Tore und elf Assists und steigerte seinen Marktwert auf 1,7 Millionen Euro.

Prognose

Wie auch immer sich das Gesicht von YB in den kommenden Wochen noch verändern sollte: Die Berner werden in der Super League an der Tabellenspitze ein gewichtiges Wort mitreden. Goalie Marvin Keller ist trotz seiner erst 23 Jahre ein sicherer Rückhalt, Gregory Wüthrich und Edimilson Fernandes sind die gewünschten Stärkungen der Achse und werden auf dem Feld vorangehen. Dazu kommen routinierte Spieler wie Captain Loris Benito oder Christian Fassnacht und torgefährliche Akteure wie Darian Males, Chris Bedia und Alan Virgius, den die Berner nach dem Leihgeschäft mit Lille fest übernehmen konnten.

Es ist ein beeindruckendes Setup, die Qualität im YB-Kader ist für die Rückeroberung des Meistertitels vorhanden. Entscheidend wird am Ende auch der mentale Bereich sein. So sagte der technische Direktor Mathieu Beda nun gegenüber der «Berner Zeitung»: «Letztes Jahr haben wir gesehen, dass wir bei den Topspielen erfolgreich waren, aber gegen Mannschaften aus der hinteren Tabellenregion Mühe hatten. Das sind aber die Spiele, in denen du Meister wirst.» In der Schweiz sei es manchmal schwierig, er habe das selber mit dem FC Zürich erlebt. «Du hast unter der Woche eine Topaffiche im Europacup und am Sonntag musst du auswärts gegen einen kleineren Klub in der Liga ran. Der Platz ist weniger gut, du kannst weniger Fussball spielen et cetera. Da geht es eben um die Mentalität.»

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