Zieht Kobel den Bayern die Lederhosen aus?
Der Klassiker in der Allianz Arena gegen Rekordmeister Bayern München: Am Samstag wartet ein echter Härtetest auf Nati-Goalie Gregor Kobel. Hält er für Borussia Dortmund seinen Kasten sauber? Oder verliert er mit seinem Team in der Meisterschaft schon früh den Anschluss an die Bayern?
Es ist ein wegweisendes Spiel. Nach sechs Runden sind die Münchner bereits einsam an der Spitze. Sie sind ungeschlagen und ohne Punktverlust und gerade auch offensiv eine Macht. 25 erzielte Tore sind der Beweis der unglaublichen Offensiv-Power, die im Team von Vincent Kompany steckt. Harry Kane, Luis Diaz, Michael Olise, Serge Gnabry – alleine diese Namen lassen bei vielen Gegnern die Sorgenfalten dick werden.
Starke Statistiken
Da ist am Samstag auch Dortmund gefordert, speziell unser Nati-Keeper Gregor Kobel. Vier Mal hat er in dieser Bundesligasaison bereits sein Tor sauber gehalten, er hält damit gemeinsam mit Bayern-Keeper Manuel Neuer den momentanen Bestwert. Auch die vier Gegentore sind bemerkenswert, einzig Neuer hat eines weniger kassiert. Und mit einer Paradenquote von 75 Prozent liegt er in diesem Ranking hinter Bayern-Neuer (78,6 Prozent) und dem Hamburger Daniel Heuer Fernandes (77,1) auf Rang 3.
Diese Zahlen zeigen: Kobel ist massgeblich dafür verantwortlich, dass die Dortmunder in der Tabelle die ersten Bayern-Jäger sind. Aber er muss nun auch in München eine Top-Leistung abliefern, um ganz vorne dabei zu bleiben. Eine Niederlage in der Allianz Arena wäre ein bitterer Rückschritt, der Rückstand auf die Bayern würde auf sieben Punkte anwachsen – eine vielleicht schon vorentscheidende Distanz.
Neun Spiele, kein Sieg
Ein Blick in die Statistik verheisst für Kobel aber wenig Gutes. Neunmal insgesamt hat er in einem Wettbewerbsspiel bereits gegen die Bayern gespielt und dabei zwei Unentschieden erreicht, siebenmal verloren und insgesamt 27 Gegentreffer kassiert. Besonders bitter war das Spiel im Frühling 2023, als Kobel übel patzte, der BVB in München 2:4 verlor – und am Ende der Saison die Meisterschale nur aufgrund der besseren Tordifferenz nach München statt nach Dortmund ging. Auf den ersten Sieg wartet Kobel dagegen immer noch, ebenso auf das erste Duell mit den Münchnern, in dem er ohne Gegentor bleibt.
Doch es gibt auch Argumente, die dafür sprechen, dass der 27-Jährige Zürcher nun erstmals den Bayern die Lederhosen auszieht. Da sind einerseits die erwähnten positiven Statistiken in dieser Saison, da sind andererseits auch seine Leistungen in der Schweizer Nationalmannschaft. In den letzten fünf Spielen blieb er unbezwungen, so hat er nun auch den Sprung aus dem grossen Schatten seines Vorgängers Yann Sommer geschafft. Nach nun fünf Nati-Spielen ohne Gegentor in Folge hat Kobel Sommers Rekord egalisiert.
Kobel wurde in der Vergangenheit immer grosses Potenzial beschieden, nun liefert er auch ab, spielt konstant auf Top-Niveau und übernimmt Verantwortung, gibt auch in unbequemen Momenten in Interviews Antworten. Und mit 27 Jahren hat er seine beste Zeit noch vor sich.
Höchster Marktwert
Die Perspektiven sind sehr gut. Mit der Nati ist er auf bestem Weg, die WM-Qualifikation zu schaffen. Mit Dortmund mischt er in der Bundesliga vorne mit, zudem kann er sich in der Champions League im ganz grossen Rampenlicht präsentieren. Sein Marktwert liegt aktuell bei 40 Millionen Euro, es ist gemeinsam mit Lucas Chevallier (Paris Saint-Germain), Diogo Costa (Porto), Gianluigi Donnarumma (Manchester City) und David Raya (Arsenal) der höchste Wert weltweit.
So scheint es ziemlich wahrscheinlich, dass Kobel früher oder später die Borussia für einen noch grösseren Klub verlassen wird. Vielleicht gar für die Bayern, die irgendwann einmal den «ewigen» Manuel Neuer werden ersetzen müssen. Wieso nicht mit Kobel? Noch ist es nicht mehr als Spekulation und Zukunftsmusik. Doch wenn bei Gregor Kobel der Aufwärtstrend weiter anhält, wird ein solcher Transfer immer wahrscheinlicher. Vor allem auch dann, wenn es ihm gelingt, gegen die Bayern zu hexen und endlich auch diese Top-Duelle zu gewinnen…