ZSC Lions: Qualität, so weit das Auge reicht
Der Countdown läuft: Am kommenden Dienstag beginnt die neue National League-Saison – und damit auch die Jagd auf Titelverteidiger ZSC Lions, der erneut das Mass aller Dinge sein wird.
Zwei Meistertitel und der Gewinn der Champions Hockey League in den letzten zwei Jahren: Es sind eindrückliche Zeichen der Stärke respektive Dominanz der Lions. Dies umso mehr, weil sie in der letzten Saison den abrupten Abgang von Erfolgstrainer Marc Crawford und den damit verbundenen Wechsel zum neuen Coach Marco Bayer zu verkraften hatten. Die Hürden auf dem Weg zum Erfolg wurden jedoch auf beeindruckende Art und Weise überwunden, so dass am Ende in der Swiss Life Arena die nationale und die europäische Krönung gefeiert werden konnten.
Ganz klar, die Zürcher werden auch in der neuen Saison ganz vorne mitmischen, auch wenn sie nicht zu unterschätzende Abgänge zu verzeichnen haben. Juho Lammikko und Vinzenz Rohrer waren in den letzten beiden Jahren Leistungsträger und versuchen nun ihr Glück in der NHL. Und der nach Lausanne weitergezogene Yannick Zehnder war zwar kein Punktemonster, aber der Titelgarant schlechthin: Cupsieger 2019 mit Zug, Meister 2021 und 2022 ebenfalls mit dem EVZ, Champion 2024 und 2025 sowie Champions Hockey League-Sieger 2025 mit den ZSC Lions.
Unerschöpfliches Reservoir
Aber wer, wenn nicht die Lions, können diese Verluste wegstecken? Im Tor steht nach wie vor Meisterhexer Simon Hrubec. Er besticht durch Qualität und Konstanz gerade auch im richtigen und wichtigen Moment, und es gibt keinen Grund, weshalb das nun anders sein sollte. Die Defensive ist generell das Prunkstück der Zürcher: Dreimal in Folge erhielten sie zuletzt in der National League in der Regular Season am wenigsten Gegentore. Namen wie Dean Kukan, Christian Marti, Yannick Weber, Mikko Lehtonen und Patrick Geering bürgen für Qualität. Und von den GCK Lions drängen Talente wie Timo Bünzli (20), Jan Schwendeler (22) und Daniil Ustinkov (19) nach vorne. Das Reservoir scheint schier unerschöpflich zu sein.
Auch in der Offensive ist das Kader luxuriös besetzt: Sven Andrighetto und Denis Malgin gehören zu den besten Spielern auf Schweizer Eis überhaupt, die Ausländer Derek Grant, Jesper Fröden und Rudolfs Balcers, wenn er nach seiner schweren Verletzung den Tritt endgültig wieder gefunden hat, genügen höchsten Ansprüchen. Der neu verpflichtete Andy Andreoff fällt zwar vorderhand noch verletzt aus und wird temporär durch Pontus Aberg ersetzt – und wenn es nötig ist, können die Lions jederzeit nachlegen, die finanziellen Mittel sind bekanntlich vorhanden. Mit Thierry Bader kommt ein spannender und teuflisch schneller Stürmer von Bern nach Zürich und mit Daniel Olsson und Alessandro Segafredo stossen auch im Angriff eigene Nachwuchsspieler nach und heizen den Konkurrenzkampf an.
Die offensive Feuerkraft und die Kaderbreite sind beeindruckend, und wenn im Gegensatz zu einem Grossteil der letzten Saison auch noch das Powerplay funktioniert und die Kombinationsmaschinerie in Fahrt gerät, müssen sich die Gegner definitiv warm anziehen. Für die ZSC Lions gilt generell: Qualität, so weit das Auge reicht
Prognose
Die Lions-Organisation eilt von Erfolg zu Erfolg, immer wieder schaffen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung ins Profi-Hockey. Und so gibt es auf den ersten Blick eigentlich keinen Grund, weshalb die Lions ihren Platz an der Spitze aufgeben sollten, zumal in der vergangenen Saison nicht nur die erste Mannschaft Meister wurde, sondern auch im Nachwuchs Titel gewonnen wurden: Die Teams U20-Elit, U17-Elit und U15-Elit feierten den Gewinn des Meistertitels, hinzu kommen auf der zweitstärksten Stufe bei den ältesten Junioren, der U20-Top, weitere meisterliche Meriten. Es ist eine historische, nie dagewesene Ausbeute, die sich für die Gegner wie eine Drohung anfühlen muss.
So weit, so gut. Doch Erfolg macht bekanntlich immer auch ein wenig satt, und so wird es spannend zu sehen sein, ob es Coach Marco Bayer schafft, den Meisterblues von der Swiss Life Arena fernzuhalten. Ein anderer Unsicherheitsfaktor sind die körperlichen Strapazen. Schlüsselspieler wie Andrighetto, Malgin, Kukan und Marti werden in der Meisterschaft und in der Champions Hockey League gebraucht, zudem werden sie mit der Nati auch an die Olympischen Spiele reisen. Marco Bayer und sein Staff sind gefordert, die Belastung seiner Schlüsselspieler intelligent zu steuern, damit am Ende die Energietanks nicht leer sind und die Motoren stottern.
Die Lions werden die Regular Season trotz allem mit Anstand und so wenig Zusatzaufwand wie möglich hinter sich bringen und aus einer der ersten drei Positionen in die Playoffs starten. Danach bleibnt abzuwarten, ob sie wie in den vergangenen zwei Jahren auf jede Herausforderung und für jedes Problem eine Lösung bereit haben oder ob sie in Bedrängnis kommen und die Souveränität verlieren. Beides scheint möglich – eine Saison ohne Titel bei den Profis ebenso wie der Meister-Hattrick.