Als der Finaleinzug perfekt war, schossen Yann Sommer die Freudentränen in die Augen. Die Emotionen überwältigten den Torhüter von Inter Mailand umgehend.
"Unglaublich! Ich bin 36 Jahre alt, nicht mehr der Jüngste - und ich darf mit dieser Mannschaft ein Champions-League-Finale spielen", sagte der Schweizer bei Prime Video.
In einem denkwürdigen Halbfinal-Duell war Inters Schlussmann mit herausragenden Paraden herausgestochen. "Ich könnte nicht glücklicher sein", sagte Sommer. Die kleine Trophäe für den Spieler des Spiels funkelte dabei direkt neben ihm.
Sommer greift in München nach dem Henkelpott
Ausgerechnet in München, dort, wo bei seinem kurzen Intermezzo beim FC Bayern 2023 häufig Kritik auf ihn eingeprasselt war, greift Sommer am 31. Mai nach dem Champions-League-Sieg. Dass Inter nach dem Spektakel im San Siro zum siebten Mal im Endspiel steht, lag nicht zuletzt an etlichen Paraden des langjährigen Gladbachers in beiden Duellen.
Besonders in Erinnerung blieb Sommers Glanztat gegen Barcas Eric Garcia bei einem Konter der Gäste beim Stand von 2:1 (57.). "Du rennst einfach durch und versuchst, eine Hand an den Ball zu bekommen", sagte der Keeper. Er habe das Glück gehabt, dass Garcia statt ins leere Tor "in meine Richtung schiesst". In einem solch mitreissen Halbfinale brauche man aber "das Quäntchen Glück".
Mkhitaryan und Calhanoglu zum zweiten Mal im CL-Finale
Glück hatte auch der ehemalige Dortmunder Henrikh Mkhitaryan, als es nach einem Foul kurz vor der Strafraumgrenze an Lamine Yamal in der 68. Minute nach VAR-Check nur Freistoss und Gelb für den Armenier gab.
Für Mkhitaryan ist das Endspiel in München das zweite Finale in der Königsklasse. Im Juni 2023 wurde er bei Inters 0:1-Niederlage gegen Manchester City für Hakan Calhanoglu eingewechselt.
Calhanoglu eiskalt vom Punkt
Der ehemalige Leverkusener, Hamburger und Karlsruher Calhanoglu verwandelte am Dienstagabend gegen Barca am Ende der ersten Halbzeit einen Strafstoss eiskalt flach ins linke Eck.
Der 31-Jährige, der 2021 vom Lokalrivalen AC Mailand gekommen war, hat mit Inter bereits die Meisterschaft, die Coppa Italia und den italienischen Supercup gewonnen. In München könnte der Henkelpott seine Trophäensammlung ergänzen.
Thuram mit Traumtor im Hinspiel
Auch der frühere Mönchengladbacher Marcus Thuram hatte grossen Anteil am Finaleinzug.
Der französische Vize-Weltmeister, der während seiner Gladbacher Zeit u.a. mit einer Spuck-Attacke in die Schlagzeilen geraten war, erzielte im Hinspiel das 1:0 per Hacke und sorgte auch im Rückspiel immer wieder für Unruhe in Barcas Hintermannschaft.
Bisseck schreibt seine Erfolgsgeschichte weiter
In Inters Abwehr stand Yann-Aurel Bisseck in beiden Partien gegen Barca in der Startelf. Der gebürtige Kölner schreibt weiter an seiner märchenhaften Erfolgsgeschichte.
Mit Inter wurde der 24-Jährige im vergangenen Jahr Meister und Superpokalsieger, im März feierte er in der Nations League gegen Italien sein Debüt in der A-Nationalmannschaft und am Dienstagabend schaffte er im Giuseppe-Meazza-Stadion den Einzug ins CL-Finale.
"Die Power, die sich im Stadion entwickelt, ist unglaublich. Die Mannschaft ist speziell, viel Moral, auch in schwierigen Situationen. Da ist einfach ein riesiger Glaube im Team", sagte Sommer, der nach Spielende zusammen mit dem verletzten Benjamin Pavard jubelte.
Pavard hofft in München auf den zweiten Triumph
Pavard, der wegen einer Distorsion am Knöchel beide Halbfinalspiele verpasst hatte, ging in einer grünen Lederjacke über den Rasen und feierte mit seinen Teamkollegen.
Der ehemalige Münchner, der in den Viertelfinalspielen gegen Bayern München über jeweils volle 90 Minuten zum Einsatz gekommen war, hat die Champions League bereits einmal gewonnen: 2020 mit den Bayern im Finale gegen Paris St. Germain.
Im Endspiel gegen PSG oder den FC Arsenal (das Rückspiel ab 21:00 Uhr) könnte Inter am 31. Mai erstmals seit 2010 wieder den Henkelpott holen. Damals gewannen die Nerazzurri in Madrid gegen den FC Bayern.