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SCB: Zurück zum Erfolg – aber ein Fragezeichen bei den Goalies

Andy

Am 20. April 2019 feierte der SC Bern mit einem 2:1-Sieg gegen den EV Zug nicht nur den Gewinn des 16. und bislang letzten Meistertitels in der Klubgeschichte, er entschied an jenem Samstag auch letztmals eine Playoffserie für sich. Nun soll diese lange Durststrecke endlich ein Ende haben.

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Headcoach Jussi Tapola und der neue Verteidiger Akeksandr Iakovenko (links) sind beim SCB zwei wichtige Figuren. © KEYSTONE/Alessandro della Valle

Erinnern Sie sich noch an jenen SCB, der die Finalserie gegen die Zuger mit 4:1 gewann? Im Tor stand Leonardo Genoni, zum Team gehörten Spieler wie Beat Gerber, Eric Blum, Gaëtan Haas, Andrew Ebbett und die noch immer aktiven Simon Moser, Tristan Scherwey und Ramon Untersander; Trainer war der Finne Kari Jalonen.

Seither versuchten mehrere Übungsleiter ihr Glück, dies allerdings mit überschaubarem Erfolg. Don Nachbaur, der heutige Lakers-Coach Johan Lundskog und auch Toni Söderholm scheiterte. Mario Kogler gewann als Interimslösung zwar den Cup, musste später aber auch bei der U20 der Berner den Hut nehmen. Und so geht nun der Finne Jussi Tapola beim SCB in seine dritte Saison und ist gefordert. Nach den Rängen 5 und 3 in den letzten beiden Jahren gilt es zuerst, die Playoff-Qualifikation zu schaffen und dann erstmals seit 2019 wieder die Viertelfinals zu überstehen. Mindestens.

Wie gut hält Reideborn?

Doch es gibt auch Unsicherheitsfaktoren bei den Mutzen. Da ist beispielsweise die Goalie-Position. Der Schwede Adam Reideborn war zwar in der KHL ein zweifacher Meisterhexer, zeigte aber in seinen zwei Jahren in der National League zu viele Unsicherheiten, so dass in Bern immer wieder Torhüter-Diskussionen geführt werden. Eigengewächs Philip Wüthrich hat den SCB in Richtung Ambrì-Piotta verlassen, als Absicherung für Reideborn wurde Routinier Sandro Zurkirchen (35) verpflichtet – und dahinter müssen die Talente Andri Henauer (23) und Christof von Burg (24) darauf hoffen, irgendwann eine Chance in der PostFinance Arena zu erhalten.

In der Verteidigung setzt der SCB in der kommenden Saison auf drei Imports: den Schweden Anton Lindholm, der den Weg zurück nach seinem Kreuzbandriss schneller bewältigt als erwartet, seinen Landsmann Hardy Häman Aktell, der Defensivverteidiger Patrik Nemeth (zu Gottéron) ersetzen soll, sowie Aleksandr Iakovenko, der in den letzten Jahren in Biel sein grosses Können gezeigt hat und eine wertvolle Verstärkung ist. In Kombination mit Captain und Marathonmann Ramon Untersander, bewährten Kräften wie Simon Kindschi, Romain Loeffel und Joël Vermin und den Talenten Louis Füllemann und Nils Rhyn verfügt der SCB über eine breite und starke Verteidigung – eine solide Basis für sportlichen Erfolg.

Schmerzhafter Verlust von Czarnik

Im Sturm hat der SCB Austin Czarnik, den Liga-Topskorer der vergangenen Regular Season, und Künstler Dominik Kahun an Lausanne verloren. Während Kahun unter Coach Tapola längst keine Rolle mehr spielte, ist der Abgang von Czarnik ein gewaltiger und schmerzhafter Verlust. Nun sind die Berner gefordert, das offensive Vakuum zu füllen, nachdem sie in der letzten Saison mit 165 Treffern auch dank Czarnik hinter dem EV Zug die Nummer 2 der Liga gewesen waren. Die Hoffnungen liegen dabei auf den beiden Finnen Miro Aaltonen und Waltteri Merelä sowie den Schweden Victor Ejdsell und Emil Bemström, in dessen Curriculum Vitae immerhin 247 NHL-Spiele (75 Punkte) stehen, der sich aber noch im Aufbautraining befindet und etwas Zeit braucht.

Gespannt sein darf man auch auf Marco Lehmann und Benjamin Baumgartner, die bereits letzte Saison in der SCB-Offensive Schlüsselspieler waren und die nun den nächsten Schritt machen sollten oder müssen. Sowie auf Marco Müller, der nach Jahren in der Fremde (Ambrì-Piotta, Zug, Lugano) zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist und von einem weiteren Meistertitel mit seinem Stammklub träumt.

Um eine möglichst sorgenfreie Regular Season erleben zu dürfen, ist Jussi Tapola aber auch darauf angewiesen, dass Routiniers wie Simon Moser und Tristan Scherwey nochmals performen und sich die Talente (Fabian Ritzmann, Alain Graf, Thierry Schild) weiterhin positiv entwickeln.

Prognose

Die letzte Regular Season mit Rang 3 hinter Lausanne und den ZSC Lions, aber vor dem EV Zug und Rekordmeister HC Davos hat gezeigt, dass die Arbeit von Coach Jussi Tapola Früchte trägt. Doch dann kam das entscheidende Spiel 7 in der Viertelfinalserie gegen Gottéron. Ein erschreckend harmloser, blutleerer Auftritt im Derby daheim gegen Gottéron. Eine bittere 1:4-Niederlage, die zu einem abrupten Saisonende führte.

Wichtig ist nun, so schnell wie möglich zu zeigen, dass Leistungen wie in der Regular Season die neue Herrlichkeit sind und die harmlosen Bären dieser Finalissima der Vergangenheit angehören. Denn sonst könnte die Luft für den Trainer, dessen Vertrag bis 2026 läuft, schon bald einmal dünn werden. Schliesslich hat uns die Vergangenheit gelehrt, dass in Bern nicht nur Siege Pflicht sind, sondern auch Unterhaltung ein Muss ist.

Der Finne weiss, wie man Erfolge feiert, hat Tappara zu vier Meistertiteln und einem Triumph in der Champions Hockey League geführt und nun in Bern ein Kader zur Verfügung, mit dem im Normalfall die Rückkehr an die nationale Spitze möglich ist. So werden die Mutzen in der Regular Season einen Top-4-Platz schaffen und danach auch andere Giganten wie die ZSC Lions, Zug und Lausanne im Kampf um den Titel ernsthaft fordern.  

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