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Zwei Meinungen: Bayern fischt bei Bayer - zum Nachteil der Bundesliga?

Die Rückkehr des Titels ist Bayern München offensichtlich nicht genug. Mit Florian Wirtz, Jonathan Tah und Patrik Schick könnten zur kommenden Saison gleich drei Leverkusener Stars an die Isar wechseln. Gut für die Bayern – aber schlecht für die Liga? Unsere Redakteure Patrick Y. Fischer und Younes Hdk sind sich nicht einig.

IMAGO_Sven Simon_ Sich mit Wirtz und Tah verstärken und die Konkurrenz und die
Florian Wirtz und Jonathan Tah könnten schon bald Bayern München verstärken - zum Leidwesen der Bundesliga? © IMAGO / Sven Simon

Patrick Y. Fischer sagt: Ja

Glückwunsch nach München! Ein Jahr nach der Leverkusener Jahrhundert-Saison, gekrönt vom ungeschlagenen Double, sitzt der FC Bayern München wieder relativ unangefochten auf dem Thron der Fussball-Bundesliga. Aber irgendwie scheint man dem Braten beim Rekordmeister noch nicht so recht zu trauen. Deshalb sollen gleich drei tragende Säulen des jüngsten Leverkusener Aufschwungs auf die kommende Saison an die Säbener Strasse wechseln.

Natürlich. Eigentlich war diese Vorgehensweise absehbar und mit Sicherheit auch nicht neu. Zuletzt warben die Bayern im Anschluss an den Dortmunder Double-Gewinn in der Spielzeit 2011/20212 so aktiv um zentrale Leistungsträger eines nationalen Konkurrenten. Zwei Spielzeiten später verzückten Mario Götze, damals so begehrt wie heute Florian Wirtz, und Torjäger Robert Lewandwoski neu das Publikum in der Allianz Arena anstatt weiterhin im Signal Iduna Park. Und: Auf den nächsten Meistertitel wartet Borussia Dortmund noch heute.

Ähnlich dürfte es künftig Bayer Leverkusen beim Versuch ergehen, den Branchenprimus herauszufordern. Zwar darf die Werkself für sich in Anspruch nehmen, sich im vergangenen Jahr in den europäischen und deutschen Fussball-Geschichtsbüchern verewigt zu haben, in Letzteren sind aber halt auch die zwölf Meisterschaften festgehalten, die der FC Bayern in den letzten 13 Jahren für sich entschieden hat. Eine eindrückliche Bilanz, die gleichzeitig aber auch Ausdruck der mangelnden Ausgeglichenheit an der Bundesligaspitze ist.

Und diese wird mit Blick auf die Münchner Transferabsichten in der kommenden Spielzeit kaum grösser werden. Mit Bayer ohne Wirtz, Tah, Schick (und auch Alonso) dürfte der jüngste bajuwarische Herausforderer entscheidend zurückgebunden werden und die Meisterfrage beantwortet sein, ehe die Bundesliga im August ihren Spielbetrieb überhaupt wieder aufnehmen wird. Natürlich, die Ausgangslage „Bayern gegen Alle“ hat auch ihren Reiz, dies aber fast schon gezwungenermassen und nicht unbedingt im Sinne aller Fussball- und Sportfans, die sich von ihrer Lieblingsliga möglichst viel Spannung und Ausgeglichenheit erhoffen. Diese bekommen sie aktuell in höherem Masse von der Premier League, von der Serie A, in Spanien oder auch den aufstrebenden US-Sportligen, namentlich der NFL. In diesem Sinn war die kurze Ära „Leverkusen“ ein toller Farbtupfer für die Bundesliga, die mit den sich anbahnenden Transfers von Wirtz & Co. nun wieder in den altbekannten Trott zu verfallen droht. Da freut man sich gleich doppelt, dass der Hamburger SV ab kommender Saison wieder beim Konzert der Grossen mitspielen wird.

 

Younes Hdk sagt: Nein

Es steht ausser Frage, dass der Konkurrenzkampf in der Bundesliga in der kommenden Saison nicht besonders heftig ausfallen dürfte. Mit dem angekündigten Auseinanderbrechen von Bayer Leverkusen verliert der FC Bayern seinen einzigen ernsthaften Widersacher der letzten beiden Jahre. Doch die Schuld dafür liegt weitaus mehr bei Leverkusen selbst, das es nicht geschafft hat, seinen neuen Status als Bundesliga-Schreck zu festigen, als bei einem gezielten Eingreifen des Rekordmeisters.

Natürlich haftet dem FC Bayern seit gut zwanzig Jahren das Image an, sich regelmässig bei der nationalen Konkurrenz zu bedienen. Der Klassiker, den stärksten Rivalen zu schwächen, war zweifellos ein Erfolgsrezept der Münchner Dominanz in der Bundesliga. Diesmal aber ist die Lage eine andere.

Man sollte sich in Erinnerung rufen, dass Xabi Alonso – trotz intensiver Bemühungen im vergangenen Sommer – nicht München, sondern Real Madrid den Vorzug gegeben hat. Und auch Jeremie Frimpong zieht es wohl auf die Insel, genauer gesagt zu Liverpool. Mit anderen Worten: Bayerns Einfluss hin oder her, Leverkusen scheint bestens selbst in der Lage, das eigene Erfolgsprojekt der letzten zwei Jahre zu demontieren.

Natürlich waren die zahllosen Aussagen aus dem Bayern-Management, insbesondere von Uli Hoeness, über das Interesse an Florian Wirtz während der laufenden Saison nicht wirklich „Fair Play“ – erst recht nicht in einer Phase, in der Leverkusen noch um die Meisterschaft kämpfte. Aber das allein reicht nicht, um den moralischen Zeigefinger zu heben.

Mit Florian Wirtz und Jonathan Tah stehen zudem zwei Spieler im Fokus, die unabhängig vom Interesse des FC Bayern kaum zu halten gewesen wären – sei es in Leverkusen oder generell in der Bundesliga. Wäre es denn für die Liga besser, wenn sie künftig für Manchester City oder den FC Barcelona auflaufen? Wohl kaum. Zur Erinnerung: Auch die letzten beiden Ausnahmetalente des BVB, Erling Haaland und Jude Bellingham, zog es nicht nach München, sondern zu City und Real.

Fazit: Der FC Bayern wäre schlecht beraten, nicht vom Talentpool der Bundesliga zu profitieren. Das eigentliche Problem ist jedoch der fehlende Ehrgeiz und die mangelnde Konstanz der anderen deutschen Klubs von Saison zu Saison. Genau das ist der Hauptgrund für den schwindenden Wettbewerbsgeist in der Bundesliga.

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