Auftakt in die neue Super-League-Saison
Zwei Tage vor dem EM-Final der Frauen beginnt am Freitag die Super-League-Saison 2025/26. Wer ist der Titelfavorit? Welche neue Regel gilt es zu beachten? Ein Überblick in sechs Punkten.
Seit dem Frühjahr der letzten Saison war der FC Basel eine Klasse für sich, und das könnte in dieser Saison so bleiben. Der Schlüsselspieler Xherdan Shaqiri steigt unverletzt in die neue Spielzeit. Philip Otele und Metinho, zwei der Leistungsträger, wurden nach Leihen fest verpflichtet. Mit dem von Servette geholten Keigo Tsunemoto verstärkt ein Aussenverteidiger von gehobenem Super-League-Format die Mannschaft.
Einziger namhafter Abgang ist bislang Leon Avdullahu. Ludovic Magnin übernimmt damit ein gemachtes Nest von seinem Trainer-Vorgänger Fabio Celestini. Wobei ein Weiterverkauf von Otele und ein Abgang von Bénie Traoré bis zum Transferschluss am 8. September nicht ausgeschlossen sind. Celestini zog es inmitten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zum Armeeklub ZSKA Moskau, der nicht an den europäischen Wettbewerben teilnehmen darf und bei dem er seine Einkünfte auf legalem Weg nicht in die Schweiz transferieren kann.
Gemessen an den finanziellen Möglichkeiten gehören selbstredend die Young Boys zu den ersten Herausforderern des Titelverteidigers. Wie gefährlich die Berner dem FCB werden können, lässt sich nach der komplett missratenen letzten Saison indes noch schwer abschätzen. Die bisher getätigten Zuzüge von Edimilson Fernandes und Gregory Wüthrich und die feste Übernahme des ausgeliehenen Alan Virginius dürften noch nicht ausreichen.
Schwächer als in Vorsaison wirkt zum jetzigen Zeitpunkt Servette. Der Zweite der letzten Saison, der sich zumindest theoretisch für die Champions League qualifizieren kann, liess mit Dereck Kutesa, Enzo Crivelli und Keigo Tsunemoto drei Leistungsträger ziehen und hat bislang erst Dylon Bronn aus der Serie B, Ablie Jallow aus der Ligue 2, Giotto Morandi von den Grasshoppers und Samuel Mraz aus Polen verpflichtet, überraschte aber am Dienstag mit einem 1:0-Sieg im Hinspiel der Champions-League-Qualifikation bei Viktoria Pilsen.
Härtester Konkurrent von Basel könnte auch Lugano sein. Die Tessiner, die im Frühjahr viel von ihrem Elan eingebüsst hatten, greifen unter anderem mit dem aus Saudi-Arabien zurückgekehrten Ezgjan Alioski und dem wuchtigen Bundesliga-Stürmer Kevin Behrens, zwei streitbaren Figuren mit wenig Spielpraxis, aber reichlich Qualität neu an.
Mit dem Super-League-Rückkehrer Thun gibt es neben dem FC Winterthur wieder einem zweiten Deutschschweizer Klub mit kleinen wirtschaftlichen Möglichkeiten. Die beiden Underdogs gelten als erste Abstiegskandidaten, zumal Uli Fortes Winterthur unter anderem den Rücktritt von Fabian Frei und den Abgang von Matteo Di Giusto auffangen muss und die Thuner mit Coach Mauro Lustrinelli ihr Aufstiegsteam nach der nicht restlos überzeugenden letzten Saison in der Challenge League bislang nur marginal aufgewertet haben.
Ob auch die Grasshoppers wieder in den Abstiegskampf verwickelt werden, lässt sich schwer abschätzen. Der von Alain Sutter personell in grossem Stil, aber mit wenig finanziellem Spielraum ummodellierte, neu vom Österreicher Gerald Scheiblehner gecoachte Rekordmeister ist vor dem Saisonstart die grösste Unbekannte.
Das individuell vorzüglich ausgestattete und in der letzten Saison im Kollektiv gut funktionierende Basler Ensemble um Torschützenkönig und Top-Vorlagengeber Shaqiri dürfte erneut Spektakel garantieren. In Bezug auf Spektakelmacher unter den Neuzugängen tappt der geneigte Super-League-Konsument noch weitgehend im Dunkeln.
Ezgjan Alioski könnte mit seiner Schnelligkeit und technischen Fertigkeiten einer sein. Aber ist der zu Lugano zurückgekehrte 33-jährige Mazedonier nach zwei Jahren in der Wüste und vier Jahre nach seiner Blütezeit in der Premier League noch in der körperlichen Verfassung dafür? Wer verleiht der YB-Offensive wieder das gewisse Etwas? Wer ersetzt bei Servette Dereck Kutesa und Enzo Crivelli? Fragen über Fragen.
Der auf die Saison 2023/24 eingeführte Modus mit der Aufteilung Meisterrunde und Abstiegsrunde nach 33 Spielen bleibt bestehen. Die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb ist noch einmal etwas schwieriger. Als Nummer 17 im Nationenranking der Klubs wird der Schweiz in der Saison 2026/27 ein Europacup-Platz weniger zur Verfügung stehen als in dieser Saison. Der Meister wird in der Champions-League-Qualifikation bereits in der 2. Runde ins Geschehen eingreifen müssen anstatt direkt im Playoff wie aktuell der FC Basel. Der Zweit- und der Drittplatzierte können sich höchstens noch für die Conference League qualifizieren, der Cupsieger für die Europa League.
Viel ändert sich nicht im Regelwerk für die neue Saison. Die markanteste Änderung ist das neu ausgelegte Zeitspiel des Torhüters. So darf dieser den Ball nach einer Aktion neu acht statt sechs Sekunden in den Händen halten, die Einhaltung des Limits wird aber strikter kontrolliert und bei Überzug konsequent geahndet. So beginnt die Uhr zu ticken, sobald der Goalie den Ball unter Kontrolle hat und nicht mehr bedrängt wird. Fünf Sekunden vor Ablauf signalisiert der Schiedsrichter einen Countdown.
Bei Handspiel im Strafraum wird bei der Beurteilung durch den VAR neu berücksichtigt, ob der Ball aufs Tor geflogen wäre oder nicht. Ist dies nicht der Fall, wird der VAR nur in Ausnahmefällen eingreifen. Ein Halten im Strafraum soll auch dann strenger sanktioniert werden, wenn die Aktion abseits des Spielgeschehens stattfindet. Die Schiedsrichter werden ausserdem verstärkt darauf achten, dass der Dialog ausschliesslich mit dem Captain (oder dessen Stellvertreter) stattfindet. Reklamationen von anderen Spielern sollen konsequenter geahndet werden, die Schwelle für Verwarnungen bei Reklamationen oder Rote Karten bei aggressivem Verhalten liegt tiefer.