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«Aus Schweizer Sicht kann es eine coole Tour de Suisse werden»

Andy

Am kommenden Sonntag startet in Einsiedeln die Tour de Suisse 2023. David Loosli, der Sportdirektor der Landesrundfahrt, erwartet ein schweres Rennen mit aktiven Schweizer Radprofis, die an jedem Tag um den Sieg mitfahren können und Ambitionen auf den Gesamtsieg haben.

Loosli
Sportdirektor David Loosli (rechts) mit Rennfahrer Mauro Schmid. © IMAGO / Geisser

Wie gross ist Ihre Vorfreude auf die Tour?
David Loosli: Sehr gross! Wir haben ein Jahr an dieser Rundfahrt gearbeitet, es ist alles vorbereitet, die Wetterprognosen sind vielversprechend, wir verfügen über ein mega cooles Teilnehmerfeld – es ist alles bereit.

Wie schätzen Sie die Tour generell ein? Mittelschwer? Schwer? Ganz schwer? Eine leichte Tour de Suisse gibt es ja nicht…
…ja, die kann man aufgrund der Topografie in unserem Land fast nicht organisieren. Und wir wollen das auch nicht, denn wir sind ein Land mit Bergen und deshalb gehören diese auch ins Programm. Die Tour de Suisse 2023 schätze ich zwischen schwer und sehr schwer ein, es gibt einige Etappen mit Höhenmetern, reine Sprinterertappen sind dagegen nicht im Programm.

Zum Auftakt gibt es ein Zeitfahren in Einsiedeln – ein Duell Stefan Küng gegen Stefan Bissegger? 
Aus Schweizer Sicht ist das so, aber es gibt schon noch zwei, drei Fahrer, die an diesem Tag Spielverderber sein können. Ich denke da an den Belgier Remco Evenepoel, der am Giro d’Italia das Auftaktzeitfahren dominierte – da heisst es: Evenepoel gegen den Rest der Welt oder besser: der Rest der Welt gegen Evenepoel. Möglich ist auch, dass Zeitfahrspezialist Filippo Ganna am Start ist, oder Weltmeister Tobias Foss. Es ist nicht nur eine Schweizer Angelegenheit, sondern wird sicher spannend. 

«Der Kreis der Favoriten wird nach diesen drei Etappen jedoch klein sein»

Schon am dritten, vierten und fünften Tag geht es in Villars-sur-Ollon, Leukerbad und La Punt in die Berge. Erwarten Sie da die Vorentscheidung?
Ich hoffe nicht, dass eine Vorentscheidung fällt, sondern dass die Tour bis ganz am Schluss spannend bleibt. Aber klar, bei drei Bergetappen hintereinander werden sich die stärksten Athleten herauskristallisieren. Doch am Ende wartet noch ein fast 26 Kilometer langes Zeitfahren mit rund 400 Höhenmetern, da kann man einiges an Zeit gewinnen oder verlieren. Der Kreis der Favoriten wird nach diesen drei Etappen jedoch sicher klein sein.

Wo sehen Sie die grössten Schwierigkeiten?
Stand heute planen wir für die Etappe nach La Punt mit der Originalstrecke, doch wegen des Bergsturzes haben wir auch einen Plan B in der Schublade. Diese Etappe von Fiesch nach La Punt ist mit 211 Kilometern und 4700 Höhenmetern für die Fahrer sicher die happigste Aufgabe, auch wegen des schweren Aufstiegs am Schluss auf den Albula. Das ist definitiv die Königsetappe. Auch der Vortag hat es in sich. Die Hauptstrasse nach Leukerbad steigt regelmässig und nie wirklich steil an, unser Weg via Albinen ist dagegen eine andere Geschichte. Es ist ein schwerer Aufstieg am Schluss eines harten Tages, an dem zuvor auch die Steigung nach Crans-Montana bewältigt werden musste. Das wird für Zeitabstände sorgen, doch die grossen Abstände erwarte ich erst in La Punt.

«Wenn Evenepoel am Start ist, gehe ich davon aus, dass seine Form stimmt, er wird sicher nicht einfach «für lustig» fahren»

Wer sind in Ihren Augen die Favoriten auf den Gesamtsieg?
Das ist schwierig zu sagen, weil wir das fixe Teilnehmerfeld erst kurzfristig kennen. Es hat schon geheissen, dass eventuell auch Primoz Roglic dabei ist, er wäre sicher ein heisser Kandidat. Und wenn Evenepoel am Start ist, gehe ich davon aus, dass seine Form stimmt, er wird sicher nicht einfach «für lustig» fahren. Ich hoffe auch auf Gino Mäder, der den Giro d’Italia aufgrund einer Corona-Erkrankung verpasst hat; wenn seine Form stimmt, traue ich ihm auf diesem Parcours viel zu. Dann haben wir Thomas Pidcock, von dem wir allerdings nicht wissen, ob er sich aufs Gesamtklassement konzentriert. Jakob Fuglsang fährt hier immer gut, war mehrmals auf dem Podest. Ein heisses Eisen ist in meinen Augen auch Romain Bardet.

Was ist mit Marc Hirschi oder Mauro Schmid?
Auch bei Marc Hirschi ist die Frage, ob er Ambitionen aufs Gesamtklassement hat. Vom Profil her kann er einige Etappen gewinnen – ihm traue ich es auch zu, um den Gesamtsieg mitzufahren. Bei Mauro Schmid habe ich Zweifel im Hochgebirge, bei den langen Aufstiegen wie beispielsweise auf den Albula, da gibt es ein paar Fahrer, die besser sind. Er verfügt über mega Qualitäten, ist sehr komplett, aber in den ganz langen und steilen Pässen wird er kaum mit den Besten mithalten können.

Was erhoffen Sie sich generell von den Schweizern?
Es stehen viele Schweizer am Start, und ich denke, an jedem Tag kann einer von ihnen um den Sieg mitfahren, von den beiden Stefans im Zeitfahren über Hirschi, Mäder und Schmid, dazu kommen die Athleten aus dem Team Tudor, die sicher in Fluchtgruppen für Furore sorgen wollen, Tom Bohli, der ein guter Zeitfahrer ist oder Joel Suter, der in diesem Jahr beim Giro di Sicilia eine Etappe gewinnen konnte. Aus Schweizer Sicht kann es eine coole Tour werden! 

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