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Interviews Eishockey

«Bin überzeugt, dass es in Basel neben dem Fussball auch fürs Hockey Platz hat»

Andy

Als Spieler und Trainer wurde Kevin Schläpfer (54) im Schweizer Eishockey zu einer Kultfigur. Nun hat er mit dem EHC Basel als Sportchef den Cup gewonnen und den Sprung an die Spitze der Swiss League geschafft. Im Interview erklärt er unter anderem, weshalb es ihn nicht stört, dass der EHCB in dieser Saison nicht aufsteigen darf.

Kevin
Sportchef Kevin Schläpfer surft mit dem EHC Basel auf der Erfolgswelle. © KEYSTONE /Marcel Bieri

Herzliche Gratulation zum Cupsieg. Wie war die Feier?
Kevin Schläpfer: Die war sehr gut, danke. Die Fans haben uns super empfangen, und wir haben im Stadion und später auch noch in der Garderobe so gefeiert, wie es sich nach einem solchen Sieg gehört.

Wie haben Sie den Final gegen Olten erlebt?
Es war ein super Match, sehr ausgeglichen, mit einer sehr guten Stimmung im Stadion, mit vielen Emotionen – und einem fairen Ausgang.

War es für Sie anders als wichtige Partien, die Sie früher als Spieler oder Trainer erlebt haben?
Es ist sicher anders, aber es war nicht neu für mich, da ich ja schon als Sportchef mit dem EHC Biel in die damalige NLA aufgestiegen bin. Zudem habe ich eine gewisse Nähe zur Mannschaft, kenne die meisten Spieler seit Jahren und Coach Eric Himmelfarb und Assistenztrainer Michel Zeiter gar seit einer Ewigkeit. Wir haben eine enge Beziehung zueinander. In meinem ersten Jahr in Basel den Cup zu gewinnen, war für mich aber schon sehr speziell.

Es war die Krönung einer bisher starken Saison mit Rang 2 in der Swiss League. Haben Sie das erwartet?
Dass es gleich so läuft, kann man nicht erwarten. Ich dachte, dass im allerbesten Fall Rang 3 möglich sein könnte, wenn alles gut läuft und wir von Verletzungen verschont bleiben. Intern war unsere Hoffnung, die Regular Season in den Top 4 zu beenden, um in den Playoffs mit Heimrecht zu starten.

Wie wichtig ist die Partnerschaft mit dem SC Bern?
Sie ist sicher wichtig und ein Teil des Erfolges, eine gute Sache, aber nicht der Hauptgrund. Die jungen Spieler waren für uns eine wertvolle Ergänzung und haben gute Energie ins Team gebracht.

«Diese Energie ist sicher auch unsere Stärke, wir haben eine gute Mischung im Team.»

Wo sehen Sie denn den Hauptgrund für den Erfolg?
Das ist sicher der Kern der Mannschaft, unsere Leader. Unsere Ausländer machen einen super Job, aber auch die Neuzuzüge haben eingeschlagen und Gas gegeben. Für den Erfolg braucht es ein ganzes Paket, da reichen einzelne Faktoren nicht aus. Und wenn etwas überraschend läuft und eine Euphorie beginnt, ist meistens auch die Gesamtenergie sehr gut. Diese Energie ist sicher auch unsere Stärke, wir haben eine gute Mischung im Team, die Transfers haben eingeschlagen.

Nun kommen die Playoffs gegen den EHC Visp. Das ist nicht ganz ungefährlich…
Das ist so, es ist eine Herausforderung. Für die Walliser ist die Saison umgekehrt verlaufen als für uns, sie haben sicher mehr erwartet, als es nur knapp in die Playoffs zu schaffen. Genau das macht sie gefährlich, sie haben nun nichts mehr zu verlieren, können nur noch gewinnen, während wir in der Rolle sind, in der man verlieren kann. Es wird für mich als Sportchef interessant zu sehen sein, wie wir mit dieser Favoritenrolle umgehen.

Bereuen Sie es, dass Basel kein Aufstiegsgesuch eingereicht hat und so nicht in die National League darf?
Das kann man nicht bereuen. Wir müssen ehrlich sein und eingestehen, dass ein Aufstieg zu früh käme. Wir stehen erst in unserem zweiten Jahr in der Swiss League, nachdem der Klub zuvor jahrelang im Amateurbereich gespielt hat. Es wäre eine Feuerwehrübung, die gewaltig schief herauskommen könnte. Wir müssen in Basel nun Kontinuität schaffen, nachdem es in den letzten Jahren ja auch Konkursfälle gegeben hat. Ein Schnellschuss, nach dem man irgendwie Millionen beschaffen müsste – nein, das wäre gar nicht gut.

Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, oder?
Das ist so, und es ist auch unser Ziel, wieder in die oberste Liga zurückzukehren. Aber es wäre vermessen gewesen, so schnell nach dem Aufstieg aus der MyHockey League in die National League aufsteigen zu wollen.

Der Zeitpunkt wäre aber perfekt, da der ein paar hundert Meter entfernte FC Basel kriselt…
Es ist immer schwierig, den Zeitpunkt für einen Aufstieg zu eruieren. Ab nächstem Jahr werden wir ein Aufstiegsgesuch eingeben, denn wir haben das Gefühl, dass bei uns eine Euphorie entstehen kann. Aber der Aufstieg ist auch für die nächste Saison nicht das oberste Ziel. Zuerst wollen wir einmal den Final erreichen, denn das ist uns noch nicht gelungen. So gesehen ist es grotesk, mit Ihnen über den Aufstieg zu sprechen. Es gilt also andere Etappen zu schaffen, bevor man vom Aufstieg spricht.

«Der FCB ist in Basel eine gefestigte Grösse, die nicht gleich untergeht, wenn es mal nicht läuft.»

In der Vergangenheit war der FCB auch lokal dominant, nun kriseln die Fussballer. Spüren Sie mehr Interesse von Zuschauern und Sponsoren? 
Ich habe nicht das Gefühl. Der FCB ist in Basel eine gefestigte Grösse, die nicht gleich untergeht, wenn es mal nicht läuft. Zudem habe ich die Schnauze von diesen Fragen ein wenig voll, denn ich habe jeweils auch die Champions League-Matches des FCB im Stadion verfolgt und besuche heute noch Spiele. Ich bin überzeugt, dass es in Basel neben dem Fussball auch fürs Eishockey Platz hat, auch wenn der Fussball dominant ist. Das zeigt sich in Bern, Zürich, Genf oder Lausanne – wieso sollte das also in Basel nicht möglich sein? Und ich bin überzeugt, dass es auch für den EHC besser ist, wenn es dem FCB gut läuft.

Das heisst?
Mit ist lieber, wenn es im Fussballstadion 30'000 Menschen hat, die sagen: Auf der anderen Seite spielen sie super Eishockey, komm, wir gehen mal schauen. Das ist besser, als wenn bei schlechter Stimmung gesagt wird: Komm, wir gehen mal zum Hockey, aber das wird auch nicht besser sein. Mir ist eine gute Grundstimmung für den Sport allgemein wichtig, und ich bin sicher, dass es für beide Platz hat. Den Konkurrenzkampf als Ausrede bringen – das funktioniert nicht. Für uns ist wichtig, auf dem Boden zu bleiben, kontinuierlich zu arbeiten, im Sponsoring eine gewisse Breite zu schaffen – und das braucht Zeit.

Hand aufs Herz: Wie oft hat sich der Sportchef in dieser Saison bei den Trainern eingemischt?
Was heisst einmischen? Ich spreche viel mit den Trainern, Eric Himmelfarb, Michel Zeiter und ich pflegen ein kollegiales Verhältnis und philosophieren auch gemeinsam übers Eishockey. Eric war noch als Spieler bei mir aktiv und so war es für mich auch eine einfache Entscheidung, letztes Jahr an ihm als Trainer festzuhalten. Was die Coaches dann nach diesen Gesprächen und mit meiner Meinung machen, ist jedoch ihre Entscheidung. Gleichzeitig können sie mich jederzeit um meine Meinung fragen. Generell sind wir auf einer sehr ähnlichen Wellenlänge.

«Für mich ist es ein Traum, dass ich im Eishockey arbeiten kann.»

Ist eine Rückkehr an die Bande irgendwo im Hinterkopf als Traum präsent?
Traum ist das falsche Wort. Für mich ist es ein Traum, dass ich im Eishockey arbeiten kann. Und die Jobs als Sportchef und Trainer sind ziemlich ähnlich, auch wenn man als Trainer an der Bande während des Spiels mehr Einfluss nehmen kann. Und da hat man mehr Druck, weil man in einer Krise in der Regel als erster ersetzt wird. So gesehen ist es fraglich, ob das ein besserer Job ist. Zudem leite ich ja auch die Talenttrainings und bin da auf dem Eis. Und wenn ich auf mein Alter und die Gesundheit achte, werde ich als Sportchef wohl älter als in einer Trainerfunktion.

Sie haben Ihre Spitzensportkarriere einst beim EHC Basel lanciert und mit dem Klub den Sprung in die höchste Liga zu schaffen, wäre dann aber schon die Realisierung eines Traumes, oder?
Wenn sich der Kreis meiner ganzen Eishockeyzeit, die mit 16 Jahren und dem Einstieg bei Basel in der NLB einst so richtig begann, mit dem Aufstieg mit Basel schliessen würde, wäre das definitiv ein Traum. 

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