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Cedric Ittens verhinderte Liebesgeschichte

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Mal löst er grosse Emotionen aus, dann hört man länger nichts mehr von ihm: Nun steht Cedric Itten wieder im Kader des Schweizer Nationalteams und spricht über das Hin und Her.

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Cedric Itten lacht - der 28-Jährige ist im Rahmen der WM-Qualifikation zurück im Nationalteam © KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

"Wow, Cedi!" Der Medienverantwortliche ist nicht der Einzige, der beeindruckt zu Cedric Itten schaut. Die Pressekonferenz ist soeben beendet worden, es stehen noch Interviews mit dem Fernsehen und Foto-Termine an. Die Medienschaffenden packen gerade ihre Mikrofone und Laptops ein, als plötzlich eine Kamera vom Sockel fällt. Itten ist der, der am schnellsten reagiert. Bevor das doch einige Kilogramm wiegende und nicht gerade günstige Produkt den Boden erreicht, fängt der Stürmer es gekonnt auf. Und während die Münder rundherum noch offen stehen, sagt der 28-Jährige ganz ruhig: "Ich hätte auch Goalie werden können."

Er ist eben da, wenn es ihn braucht, könnte die Schlussfolgerung aus dieser kurzen Episode sein. Und tatsächlich hat Itten im Nationalteam schon mehrmals bewiesen, dass er eine wichtige Rolle spielen kann. Das Problem: So oft hat es ihn bisher einfach nicht gebraucht - oder er war im Klub nicht auf der Höhe, sodass ein Aufgebot gar nicht erst zum Thema wurde.

Ittens Nationalmannschaftskarriere begann, als hätte er persönlich das Drehbuch geschrieben. Im November 2019 wurde der damalige Spieler des FC St. Gallen im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien im heimischen Stadion eingewechselt. Es lief die 71. Minute und es stand 0:0. Nur sechs Minuten später war er nach einer Flanke zur Stelle und sicherte der Schweiz, die sich im Dreikampf mit Dänemark und Irland befand, den so wichtigen Heimsieg. Drei Tage später doppelte Itten in Gibraltar nach: Beim 6:1 erzielte er zwei Tore und das Nationalteam feierte die Qualifikation für die Endrunde.

Es hätte der Anfang einer Liebesgeschichte werden können. Doch im schnelllebigen Fussball reichen ein paar Monate, um wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Zum Verhängnis wurde Itten einerseits die Corona-Pandemie, die dafür sorgte, dass die EM um ein Jahr verschoben wurde. Und andererseits war es der Wechsel zu den Rangers nach Glasgow, der Itten nicht den erhofften Schub brachte. Bei den Schotten kam er zwar auf viele Spiele, aber nur auf wenige Minuten. Darum fragte kaum einer nach, als auf der Kaderliste für die EM 2021 der Name Cedric Itten fehlte.

Und so wurde die Beziehung zwischen Itten und der Nati statt der klassischen Liebesgeschichte eher zur modernen Situationship. Hin und wieder war er dabei, Glanzmomente gab es aber nur noch wenige. Den letzten seiner bisher fünf Treffer im Nationalteam war zwar gegen einen kleinen Gegner, aber umso wichtiger. Wenige Tage nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Kosovo erzielte Itten in einem mühevollen Spiel gegen das mit gefühlt zehn Spielern verteidigende Andorra den erlösenden Führungstreffer.

Das war in der Qualifikation für die EM 2024, an der Itten dann aber gleichwohl wieder fehlte. Weil seine Rückrunde mit den Young Boys nicht optimal verlaufen war und er seinen Stammplatz zwischenzeitlich verloren hatte, schaffte es Itten nicht einmal in das 38 Namen umfassende XXL-Aufgebot, das bis zum Turnier in Deutschland noch verkleinert wurde. Er hätte allen Grund zu klagen, doch so ist Itten nicht. "Natürlich möchte man gerne immer dabei sein", sagt der Angreifer auf seine Geschichte mit dem Nationalteam angesprochen. "Aber ich bin sowieso jedes Mal stolz, wenn ich ins Nationalteam einrücken darf." Dies sei für ihn eine Herzensangelegenheit. Vielleicht also doch mehr als eine Situationship.

Dass Itten gut 23 Monate nach seinem letzten Aufgebot wieder zum Thema im Nationalteam geworden ist, liegt dieses Mal an einem - wie es nach kurzer Zeit scheint - guten Transfer. Im Sommer wechselte er von YB zu Fortuna Düsseldorf in die zweithöchste Liga Deutschlands. Beim ambitionierten Team erzielte der Basler in fünf Pflichtspielen drei Tore. Ausserdem ist er bereits im Spielerrat und geniesst im Klub, der ihn bereits ein Jahr zuvor verpflichten wollte, schon jetzt ein hohes Ansehen.

Trotzdem hielt Murat Yakin im Vorfeld fest, dass Itten für den verletzten Zeki Amdouni aufgeboten und als Backup für Breel Embolo vorgesehen sei. "Wenn wir am Schluss noch ein Tor brauchen, ist es wertvoll, auf einen Spieler wie ihn zurückgreifen zu können", sagte der Nationaltrainer und stutzte damit allfällige Startelf-Ambitionen des Stürmer. Damit kann Itten aber leben. "Ich kenne meine Rolle. Ich bin zu 100 Prozent Teamplayer und bereit, wenn es mich braucht."

Dass die Beziehung mit dem Nationalteam bisher von Aufs und Abs geprägt ist, nimmt Itten womöglich auch deshalb gelassen, weil die echte Liebesgeschichte ohnehin abseits des Fussballfelds stattfindet. Im Sommer hat er seine langjährige Partnerin geheiratet.

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