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Der Star, der niemals war...

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Er galt als der brasilianische Zidane, war Neymars engster Freund, doch die grosse Karriere war ihm versagt Ganso ist der Star, der niemals war.

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Ganso und Neymar werden beim FC Santos beste Freunde, ihre Karrieren könnten sich kaum unterschiedlicher entwickeln. © Imago

Er galt als der brasilianische Zidane, war Neymars engster Freund, doch die grosse Karriere war ihm versagt Ganso ist der Star, der niemals war.

Wir schreiben das Jahr 2010 und in Brasilien bereitet sich eine Nation auf die Fussball-WM in Südafrika vor. Drei junge Spieler stehen dabei besonders im Vordergrund: Zu den Klängen von Beyonces' Single Ladies tänzeln und tricksen sie in einer Hähnchenwerbung auf den Bildschirmen der Nation. Es sind Robinho, zu der Zeit bei Manchester City unter Vertrag und zwei gute Kumpel die zeitnah beim FC Santos durchstarten sollten: Neymar Jr. und Paulo Henrique Ganso.

Ruf als Superstar

In Brasilien gelten beide als die Stars der Zukunft. Fans, Zeitungen und Fernsehsender starten Kampagnen, um Nationalcoach Dunga von den Jungstars zu überzeugen und diese nach Südafrika mitzunehmen. Er lehnt ab. Trotzdem kann Neymar sich später auf internationaler Ebene etablieren und wird zum Star. Er gewinnt unter anderem die Champions League und zwei spanische Meisterschaften mit dem FC Barcelona, holt Gold bei Olympia mit Brasilien und wird fünf Mal französischer Meister mit Paris Saint-Germain.

Für den zwei Jahre älteren Ganso, vor der WM 2010 eigentlich als grösseres Talent gehandelt, läuft es deutlich schlechter. Der grosse Durchbruch bleibt ihm verwehrt und mittlerweile ist er sogar fast komplett von der Bildfläche des internationalen Fussballs verschwunden. Wie konnte es soweit kommen?

Beste Freunde, aber grundsätzlich unterschiedlich

Trotz ihres Rufs als Star-Duo sind Neymar und Ganso schon in ihrer Zeit in Brasilien grundsätzlich unterschiedliche Spieler. Der ehemalige Besitzer des FC Santos, Luis Alvaro de Oliveira Ribeiro, beschrieb beide in seiner Kolumne für Folha de Sao Paulo einst so: "Neymar war wie Champagner oder ein spritziger Wein, mit sprudelnden Bläschen überall. So einer, den du öffnest, um eine riesige Party zu feiern. Ganso dagegen war wie ein Bordeaux-Wein. Einer von fantastischer Qualität, aber man trinkt ihn diskreter. Beides ist essenziell für ein gutes Dinner."

Ganso ist ein Spielmacher, der das Geschehen an sein Tempo anpasst und wichtige Pässe durch enge Defensivketten spielt. In Brasilien wird er damit in den Medien zu einem "linksfüssigen Zidane" hochgelobt - einen Spitznamen, den er scheinbar selbst glaubt. So regiert er empört auf den WM-Kader 2010 ohne seinen Namen.

Während Neymar 2013 den Sprung nach Europa schafft, bleibt Ganso in Brasilien. Beim FC Sao Paulo kann der Mittelfeldspieler die gigantischen Erwartungen nach seinem Transfer nicht erfüllen. Der zu diesem Zeitpunkt in Brasilien aktive Clarence Seedorf erkannte das Talent des Gansos zwar, merkte aber an, dass sein Spielstil in Brasilien nur durch die tiefer stehende Defensive und den entsprechenden Raum davor funktioniere. In Europa gäbe es diesen Raum nicht - entsprechende Schwierigkeiten für Ganso prophezeite Seedorf.

Beim FC Sevilla kommt Ganso am Boden der Tatsachen an. Er wird später nach Frankreich verliehen.
Image: Beim FC Sevilla kommt Ganso am Boden der Tatsachen an. Er wird später nach Frankreich verliehen.

Ganso scheitert in Europa

Die Worte des Niederländers werden nach dem Wechsel Gansos zum FC Sevilla im Jahr 2016 auf die Probe gestellt - und bewahrheiten sich. Drei Trainer kriegen kaum gute Leistungen aus ihm heraus. Für die Champions League wird er nicht nominiert, in zwei Jahren kommt er nur auf 28 Spiele und trifft sieben Mal. 2018 wird Ganso an den SC Amiens nach Frankreich verliehen. Doch auch hier läuft es nicht.

Einsätze in der Nationalmannschaft, in dessen Kader er schon früh so dringend stehen wollte, sind rar: Nur Acht Mal läuft er insgesamt für sein Heimatland auf. Gansos Name verschwindet aus den Zeitungen. 2019 wechselt der Brasilianer zurück in die Heimat. Bei Fluminese kommt der Edeltechniker in der aktuellen Spielzeit nur auf 16 Einsätze und ein Tor. Der mittlerweile 34-Jährige konnte nie an die Glanzzeit seiner Jugend anknüpfen.

Ein hindernder Faktor über die gesamte Karriere des Brasilianers war auch körperlicher Natur: Ganso hatte immer wieder Probleme mit seinem Knie. Zwei Operationen muss er über sich ergehen lassen, Ribeiro beschrieb ihn einst als "unheilbar". "Dies hat seine Karriere aus den Bahnen geworfen", erklärt Ribeiro in seiner Autobiografie.

Der Ganso, der nie existierte

Der Weltmeister von 1970, Tostao, hält Ganso trotzdem für den Star, der niemals war: "Ich sage das jetzt zum tausendsten Mal und bleibe dabei: Wenn er sich woanders hätte entwickeln können, wäre er so gut geworden wie Cesc Fabregas, eine Mischung aus Achter und Zehner".

"Ich vermisse eine Version von Ganso, die nie existierte".

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