skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Analysen Eishockey

Der unerwartete Höhenflug der Lakers

Andy

Trainerwechsel in Bern und Genf, Chaos in Ambrì: In der National League rumpelt es gewaltig. Die Rapperswil-Jona Lakers haben sich dagegen schon fast still und heimlich zu einem Spitzenteam entwickelt und fordern am Freitag Titelverteidiger ZSC Lions.

680220405_highres
Am 30. September fügten Topskorer Malte Strömwall und die Rapperswil-Jona Lakers dem HC Davos die erste Saisonniederlage zu. © PostFinance/KEYSTONE/Christian Merz

Zweimal haben die St. Galler zuletzt die Playoffs verpasst, was schon fast logischerweise dazu führte, dass sie in den Saisonprognosen als absoluter Underdog gehandelt wurden, der am Tabellenende herumgurken wird. Die Zweifel gerade auch an Coach Johan Lundskog, der zuvor in Bern und Mannheim gescheitert und gefeuert worden war, waren vielerorts gross, zudem wurde die Substanz im Kader bemängelt. Und jetzt das: Nach zwölf Spielen belegen die St. Galler hinter Davos und Lausanne den dritten Platz, nach Verlustpunkten stehen sie gar auf Rang 2. Man reibt sich die Augen und fragt sich: Wie ist das nur möglich?

Im Abschluss wird weniger gefackelt

Es gibt verschiedene Gründe für den Höhenflug. Da ist einmal die Tatsache, dass die Ideen und die Philosophie von Coach Lundskog immer besser umgesetzt werden. «Jeder in der Mannschaft weiss, was seine Rolle ist. Ich glaube, wir stehen auch sehr gut füreinander ein. Wir sind sehr eng in der Gruppe», erklärte Captain Nico Dünner kürzlich. Unter dem im Dezember 2024 entlassenen Schweden Stefan Hedlund habe Rappi «skandinavischer» gespielt. «Wir waren mehr auf Puckbesitz aus. Statt zu schiessen, haben wir vielleicht nochmals abgedreht und versucht, in eine noch bessere Abschlussposition zu kommen, mehr im Slot. Jetzt schiessen wir auch mal von der Seite aufs Tor», so Dünner, der in zwölf Spielen neun Skorerpunkte realisiert hat, also mehr als die Hälfte seiner Ausbeute in der ganzen letzten Saison (17). «Generell wird im Abschluss weniger lang gefackelt, wir geben einfach dem Puck die Chance, ins Goal zu gehen.»

Hinten überzeugen auch die beiden Torhüter Melvin Nyffeler und Ivars Punnenovs, die mit 92,46 respektive 92,62 Prozent gehaltener Schüsse ein sicherer Rückhalt sind und dem Team so das Vertrauen geben, auch enge Spiele zu gewinnen. Gleichzeitig sind die Special Teams solide, bewegen sich die Lakers im Power- und im Boxplay im Mittelfeld der Liga. Oder wie Nico Dünner sagt: «An einem Abend haben wir eine super Goalieleistung, einen grossartigen Save im richtigen Moment, und an einem anderen Abend machen wir den Unterschied im Powerplay. Mal funktioniert dies und das andere nicht so gut. Mal ist es andersrum. Wir können die Schwächen also kompensieren. Was uns auch auszeichnet: Ich habe wirklich das Gefühl, dass wir über vier Linien ein einfaches Hockey spielen. Ein sehr direktes Hockey, aber auch ein sehr effektives Hockey.»

Starke Imports

Ein wichtiger Faktor sind aber auch die ausländischen Spieler. Der Schwede Malte Strömwall glänzt in der Offensive mit Toren und Assists, sein Landsmann Victor Rask und der Kanadier Tanner Fritz spielen solide. Der aus Davos gekommene Finne Julius Honka stabilisiert die Defensive und verfügt bekanntlich über enorme Offensivqualitäten, zudem wurde mit dem schwedisch-amerikanischen Doppelbürger Lawrence Pilut zuletzt ein Verteidiger verpflichtet, der 2023/24 in Lausanne glänzte, die letzte Saison dann aber verletzt verpasste und nun am Obersee auf dem Weg zurück zu alter Stärke ist. Oder besser gesagt war. Er zog sich zuletzt gegen Gottéron eine Schulterverletzung zu, muss operiert werden und fällt mehrere Monate aus. Bitter, bitter – für ihn und den Klub.

Mit dem Schweden Jacob Larsson haben die Lakers aber einen weiteren ausländischen Erfolgsfaktor in ihren Reihen. Die Saison 2024/25 verpasste der Verteidiger wegen einer Rippenverletzung und einer damit verbundenen Operation fast komplett, kam bei seinem damals neuen Arbeitgeber gerade mal auf sechs Spiele und war sonst zum Zuschauen verdammt. Statt als Königstransfer auf dem Eis zu glänzen, schuftete Larsson, der 2015 von Anaheim in der ersten Runde und als Nummer 27 overall gedraftet worden war, an seinem Comeback.

Das Comeback von Larsson

Die harte Arbeit hat sich gelohnt. Der 28-Jährige ist massgeblich daran beteiligt, dass die Lakers gut in die Saison gestartet sind. Trainer Johan Lundskog setzt auf ihn, gibt ihm pro Spiel fast 22 Minuten Eiszeit, Larsson ist so der Schwerarbeiter im Team. «Vor seiner Verletzung war er unser komplettester Verteidiger. Im Sommer hat er sein Training umgestellt und ist noch besser geworden», sagt Headcoach Lundskog über den Spieler, den er aus gemeinsamen Zeiten bei Frölunda kennt. «Er hat körperlich einen grossen Schritt gemacht, ist stärker, explosiver und fitter als je zuvor.» Im Sommer habe er in Schweden mit seinem Teamkollegen Malte Strömwall trainiert, erklärt Larsson selber, «es war für mich ein wirklich guter Sommer, und ich denke, ich war noch nie so stark wie heute, ich konnte aufholen, was ich während meiner Verletzung verloren hatte».

Einen guten Job verrichten aber auch die Schweizer Spieler, die insgesamt 45 Prozent der Lakers-Tore erzielt haben. Tyler Moy (5 Tore, 6 Assists) und Dominic Lammer (7/2) sind hinter dem Schweden Strömwall (8/4) teamintern die Skorer Nummer 2 und 3, Captain Dünner (2/7) ist wie erwähnt produktiv und das 21-jährige Talent Jonas Taibel zeigt, weshalb er beispielsweise beim SCB Bern Begehrlichkeiten geweckt hat: Mit sieben Skorerpunkten (3/4) hat er seine Ausbeute der gesamten letzten Saison (1/8) schon fast erreicht.

Die Lakers haben so die Basis für eine ruhige und erfolgreiche Saison gelegt, in der sie auch die Besten der Liga ärgern. Coach Johan Lundskog und sein Team waren es, die Leader HCD im zehnten Saisonspiel die erste Niederlage zufügten. Sie siegten in Zug 6:0, gewannen auswärts gegen Gottéron 3:2 und eroberten auch gegen Ambrì-Piotta (4:2) drei Punkte. So spricht nicht viel gegen einen Heimerfolg gegen Titelverteidiger ZSC Lions, gegen den sie das letzte Duell – noch in der vergangenen Saison – mit 4:2 für sich entschieden. Oder wie Verteidiger Larsson sagt: «Wir haben eine gute Stimmung in der Garderobe, was sehr wichtig ist. Wir haben unsere Ziele und mit unserem Team sind die Playoffs möglich. Wir müssen einfach konstant sein, unser System spielen.»

Bewerte den Artikel
33 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss