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Die Imports sind gefordert!

Andy

2352 Tage ist es her, seit der HC Ambrì-Piotta letztmals ein Playoff-Spiel bestritten hat. Bei den Fans ist die Hoffnung Jahr für Jahr gross, dass ihre Biancoblù wieder einmal zu den Top 8 der Schweiz gehören – auch in diesem Jahr.

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Genie oder Wahnsinn – welches Gesicht zeigt Chris DiDomenico in der neuen Saison? © KEYSTONE/Christian Merz

Es war der 19. März 2019, als Ambrì gegen den EHC Biel das fünfte Viertelfinalspiel auswärts mit 1:2 verlor und mit 1:4 Siegen ausschied. Es war das bis heute letzte sportliche Ausrufezeichen unter Headcoach Luca Cereda und Sportchef Paolo Duca, den beiden Ambrì-Identifikationsfiguren, die im Sommer 2017 ihre Positionen angetreten hatten und den Klub seither noch mehr prägten, als sie dies als Spieler getan hatten. Zu mehr als diesem Viertelfinal reichte es dem kongenialen Duo nicht, dies sicher auch, weil die finanziellen Mittel in der Leventina kleiner sind als bei den meisten anderen Klubs der National League. Und dennoch ist es bemerkenswert, dass die beiden trotz ausbleibender Erfolge im Amt blieben und nicht gefeuert wurden.

Vier Jahre spielt der HCAP nun schon in der neuen Gottardo Arena, welche die altehrwürdige Valascia abgelöst hat. Und eigentlich wäre es langsam aber sicher an der Zeit, dass die treuen Fans erstmals im neuen Heim in den Genuss von Playoff-Hockey kommen. Es gibt durchaus Gründe, dass dies in dieser Saison möglich ist. Eher nicht auf direktem Weg zwar, ein Platz in den Top 6 nach der Regular Season scheint definitiv ausser Reichweite zu sein. Aber weshalb nicht via Play-Ins, zu denen die Plätze sieben bis zehn berechtigen?

Die Hoffnungen ruhen in erster Linie auf den Ausländern, auch wenn Starstürmer Dominik Kubalik Ambrì via Gotthard verlassen und sich dem EV Zug angeschlossen hat. Doch da sind noch andere, die längst mehr als Duftmarken hinterlassen haben. Chris DiDomenico etwa, der Skorerpunkte garantiert, gerade wenn wie nach der kommenden Saison der Vertrag ausläuft. Allerdings hat er auch schon 35 Jahre auf dem Buckel und ist unberechenbar. Zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Held und Ärgernis ist der Grat bei ihm teilweise sehr, sehr schmal.

Marathonmänner Virtanen und Heed

Der Schwede Tim Heed und der Finne Jesse Virtanen sind zwar zwei Verteidiger der Extraklasse, doch sie werden enorm beansprucht. Letzte Saison schulterten sie pro Spiel 24:28 Minuten (Virtanen) respektive 24:04 Minuten – es waren die Rekordwerte der Liga. Da verwundert es kaum jemanden, wenn ihre Energietanks irgendwann leer sind und ihr Motor zu stottern beginnt. Und weniger Belastung ist bei ihnen nicht in Sicht – mangels Qualität und Quantität in der Defensive.

Immerhin geben auch die restlichen neuen Ausländer Anlass zu Hoffnung. Aus Lugano ist der Kanadier Michael Joly gekommen. Er war mit 0,82 Punkten pro Spiel der beste Skorer der Tessiner, nachdem er im Vorjahr noch auf genau einen Punkt gekommen war; dennoch wollte man ihn in Lugano nun nicht mehr haben. Für Ambrì dürfte er eine wertvolle Verstärkung sein, zumal er die Liga bereits kennt. Neu ist auch sein Landsmann Chris Tierney, der zuletzt Teamkollege von Nico Hischier bei den New Jersey Devils war. «Er passt in das Profil, das wir gesucht haben, nämlich jemanden, der uns Stabilität und auch etwas Quantität geben kann», erklärt Sportchef Paolo Duca seine Erwartungen an den Center. Zuletzt habe man sehr viele Probleme in Unterzahl und bei den Face-Offs, «das ist etwas, das wir verbessern wollen».

Mit Nicolas Petan ist den Tessinern noch ein bemerkenswerter Transfer geglückt. Der Kanadier wurde 2013 in der zweiten Runde von Winnipeg gedraftet und kam auf 170 NHL-Spiele für Winnipeg, Toronto und Minnesota, doch der finale Durchbruch gelang ihm nicht, wohl auch, weil er körperlich zu wenig robust war. Letzte Saison glänzte er aber bei Bars Kazan in der KHL mit 50 Skorerpunkten in 60 Spielen. «Wir haben ihn seit längerer Zeit beobachtet und sind sehr froh, dass wir ihn davon überzeugen konnten, zu uns zu kommen», sagt Paolo Duca. Und: «Nic Petan ist ein hervorragender Schlittschuhläufer und ein offensiver Führungsspieler, der Torchancen herausspielen kann. Er begann seine Karriere als Center, spielte in der jüngeren Vergangenheit jedoch hauptsächlich als Flügelstürmer. Er soll in unserer Offensive eine tragende Rolle übernehmen.»

Aber auch ganz hinten gibt es bei Ambrì frisches Blut. Aus Bern wurde Goalie Philip Wüthrich verpflichtet, der sich mit Gilles Senn um den Platz im Tor duelliert. Mit dieser doppelten Schweizer Lösung, zwei Torhütern, die zweifellos über eine gewisse Klasse sowie auch noch über Potenzial verfügen, stehen die Tessiner gut da und müssen keine Import-Lizenz für einen Goalie verschwenden.

Prognose

Die Transfers scheinen gelungen und machen Mut. Der Traum von den Playoffs lebt, wobei entscheidend sein wird, dass der HCAP gut aus den Startlöchern kommt und in der Leventina nicht schon früh eine sportliche Depression Einzug hält. Wichtig ist zudem, dass in der Verteidigung die Schweizer Spieler (Pezzullo, Terraneo, Wüthrich, Zgraggen) gute Leistungen zeigen und das Import-Duo Virtanen/Heed entlasten.

Es wird erneut keine einfache Saison für den HC Ambrì-Piotta und seine Fans, die Siegeshymne «La Montanara» muss erkämpft werden. Aber am Ende werden der generöse Einsatz der Spieler und die seriöse Arbeit der sportlichen Führung mit einem Platz zuerst in den Top Ten belohnt – und dann zieht der HC Ambrì-Piotta das Momentum auf seine Seite und ist endlich mal wieder bereit, um ein Playoff-Ticket zu lösen.

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