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Edin Terzic: Der andere Trainer im CL-Final

Patrick

In knapp 60 Stunden ist es soweit: Edin Terzic, der ehemalige Fan, führt «seine» Borussia ins Champions-League-Finale gegen Real Madrid und Carlo Ancelotti. Eigentlich ist Dortmund chancenlos – oder werden Terzic und der BVB einfach wieder einmal unterschätzt?

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Nahbar und auch deshalb unterschätzt: Edin Terzic © IMAGO / Jan Huebner

Den Traum verwirklicht

Es ist der möglicherweise populärste Eintrag auf Edin Terzic’ nur sporadisch gefüttertem Instagram-Profil. Ein Post vom 15. Mai 2021 zeigt Terzic in einer Bildabfolge – erst als Fan beim DFB Pokalfinale 2012 gegen Bayern, dann als Trainer mit Pokal nach dem gewonnen Endspiel gegen Leipzig 2021. Dazwischen liegt eine neunjährige Reise, die aus dem langjährigen Fan erst einen Scout, dann einen Jugend- und Assistenztrainer und schliesslich einen Chefcoach machte, der seinen Traum verwirklichte. Am Samstag greift der gebürtige Mendener nun sprichwörtlich nach den Sternen, wenn er in London versucht, den Henkelpott auf Kosten der Königlichen aus Madrid in die nordrhein-westfälische Heimat zu holen. Ein Schnappschuss mit neuen Instagram-Rekordwerten wäre ihm sicher.

 

Der grösste Underdog der neueren CL-Geschichte?

Dabei geht Terzic selbstredend nicht als Favorit ins Finale gegen den Champions-League-Rekordsieger (14 Titel) und dessen Rekord-Coach Carlo Ancelotti (4 Titel). Im Gegenteil: Dass der BVB überhaupt im Endspiel steht, ist die grösste Überraschung der CL-Kampagne 2023/2024. Ein Jahr nach der am letzten Spieltag verspielten deutschen Meisterschaft und der damit abermals befeuerten Debatte um fehlende Siegermentalität stehen der Deutsch-Kroate und seine Mannschaft vor dem maximalen Triumph im europäischen Klubfussball. Der 41-Jährige, womöglich das unbeschriebenste Trainerblatt in der CL-Final-Geschichte seit den Zeiten von Bayer Leverkusen und Klaus Toppmöller (2002), hat es allen gezeigt.

Denn bislang wurde Terzic auch aufgrund seiner Vergangenheit in der Fankurve sowie seinem ausgesprochen nahbaren Wesen nicht wirklich als Trainer gesehen, der sich auf höchstem Level mit den Grössten seiner Gilde messen kann. Vielmehr war oder ist er noch immer der Mann, der den zweitgrössten deutschen Klub zu nationalen und internationalen Höhen führen soll – und dabei den hohen Erwartungen bislang nicht gerecht wurde. Trotz enormer taktischer Variabilität, analytischen Fähigkeiten und der Gabe, die Spieler auch emotional zu erreichen,  wie sein ehemaliger Chef Lucien Favre kürzlich gegenüber der Agentur Keystone bestätigte. Dazu passt, dass Terzic in der aktuellen Spielzeit angeblich mehrfach kurz vor der Entlassung stand, während ein anderer Aspekt gerne ausgeblendet wird. Bei einem anderen Ausgang des besagten 34. Spieltags 2023 stünde Terzic nämlich heute mit folgender Zwischenbilanz da: Pokalsieger 2021, Meister 2023 und CL-Finalist 2024.

 

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Versteht sein Handwerk: Edin Terzic mit taktischen Anweisungen für Stürmer Niclas Füllkrug (IMAGO / Laci Perenyi)

Die Chance aus dem Schatten zu treten

Natürlich, die Realität ist eine andere und der BVB muss den Beweis erst noch erbringen, auch dann zuschlagen zu können, wenn es wirklich zählt. Zwar gewann Dortmund unter Terzic heuer zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in München, aber darüber hinaus trat die Borussia auch in dieser Spielzeit vor allem dann positiv in Erscheinung, wenn die öffentliche Erwartungshaltung nicht zu gross war. So war es in der starken CL-Vorrundengruppe F und im Halbfinale gegen PSG, aber im negativen Sinn auch in der Bundesliga, in der Rang fünf den Ansprüchen nicht genügte. Gerade deshalb winkt dem ehemaligen Regionalliga-Kicker nun im Endspiel die riesige Chance, mit einem Sieg die Arbeit einer ganzen Saison in einem ganz anderen Licht darzustellen. Und wer es schafft, mit der Königsklasse den Titel zu holen, der sogar dem grossen Jürgen Klopp in Dortmund verwehrt blieb, dürfte künftig kaum mehr unterschätzt und schon nach der übernächsten Niederlage wieder in Frage gestellt werden.

 

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