Finanzielle Sorgen und viele offene Fragen
Am schlechtesten lässt sich über den nächsten Meister spekulieren. Alles deutet auf einen weiteren Triumph von Paris Saint-Germain hin. Der Champions-League-Sieger hat in der anstehenden Saison soviel Geld zur Verfügung wie die fünf nächsten Klubs in der Liste der Reichsten der Ligue 1, zu denen der ambitionierteste, von Louis-Vuitton-Boss Bernard Arnault und Red Bull kontrollierte Aufsteiger Paris FC nur ganz knapp nicht gehört.
Die Kluft zwischen PSG und dem Rest wird immer grösser, auch weil die TV-Einnahmen im Gegensatz zu anderen europäischen Topligen seit einigen Saisons sinken. Die Liga hat auf die Probleme bei der wichtigsten Einnahmequelle in diesem Sommer radikal reagiert und einen eigenen TV-Kanal lanciert. Der Erfolg von "Ligue 1+" wird entscheidend sein für den französischen Klubfussball.
Mit Lyon entkam der Serienmeister von 2002 bis 2008 nur ganz knapp dem Zwangsabstieg. Innerhalb weniger Jahren hat der sich im amerikanischen Besitz befindende Klub seine einst üppigen Reserven aufgebraucht. Der operative Verlust aller Ligue-1-Klubs betrug letzte Saison gemäss der zuständigen Aufsichtsbehörde DNCG über eine Milliarde Euro, nach den Transfers blieben noch kumulierte 400 Millionen Euro Schulden.
Auch Paris Saint-Germain wirtschaftet im roten Bereich, kann das aber dank seinen katarischen Besitzern problemlos verkraften. Sportlich kann sich der Champions-League-Sieger national nur selber ein Bein stellen. Dass er für interne Querelen auch nach den Abgängen von Neymar, Lionel Messi und Kylian Mbappé anfällig ist, bewies er in den letzten Tagen. Der noch vor kurzem gefeierte Goalie Gianluigi Donnarumma ist nicht mehr erwünscht, nachdem mit Lucas Chevalier für 40 Millionen Euro der Nachfolger bereits verpflichtet worden ist. Die abrupte Degradierung des auch bei den Mitspielern geschätzten Italieners dürfte in der Kabine nicht gut ankommen.
Zu den Mannschaften, die bereit stehen könnten, sollte PSG in der Liga aus dem Tritt geraten, zählen in erster Linie die anderen französischen Champions-League-Teilnehmer, Olympique Marseille mit Ulisses Garcia und die AS Monaco mit Denis Zakaria, Breel Embolo und Philipp Köhn. Von diesem Schweizer Quartett hat wohl nur Zakaria den Stammplatz auf sicher. Mit den Verpflichtungen von Paul Pogba und Ansu Fati ist das Kader der von Adi Hütter trainierten Monegassen noch etwas spektakulärer geworden.
Fabian Rieder und Felix Mambimbi sind die weiteren Schweizer, die darauf hoffen, in dieser Saison eine gute Rolle zu spielen. Rieder ist nach dem erfolglosen Intermezzo in Stuttgart nach Rennes zurückgekehrt und nimmt in der stark umformierten Mannschaft der Bretonen einen weiteren Anlauf, im Ausland Fuss zu fassen. Beim letzten Testspiel vor dem Meisterschaftsstart am Freitag daheim gegen Marseille gehörte der Berner zur Startformation. Rieders früherer YB-Teamkollege Mambimbi wird in Le Havre voraussichtlich gegen den Abstieg kämpfen.
Mit Ruben Londja steht derzeit ein zweiter Schweizer bei Le Havre im Kader. Der 19-Jährige dürfte allerdings noch ausgeliehen werden. Vincent Sierro, zuletzt Captain von Toulouse, steht nach zweieinhalb Jahren in der Ligue 1 vor einem Wechsel nach Saudi-Arabien.