Gierige Bayern nicht zu stoppen
14 Pflichtspiele, 14 Siege. Der FC Bayern München setzt neue Massstäbe. Was hinter dem historischen Start und der aktuellen Siegermentalität steckt. Die Nachrichtenagentur dpa analysiert.
Die unwiderstehlichen Bayern sind bereit für das grosse Duell mit Paris St. Germain am nächsten Dienstag in der Champions League. Vorher wartet aber noch das zur Pflichtaufgabe verkommene ehemalige Liga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen. Angesichts der beeindruckenden aktuellen Stärke scheint Europas neues Rekord-Team dem auf Normalgrösse geschrumpften früheren Meister wieder entrückt. "Wir schon letzte Saison gierig gewesen. Aber jetzt haben wir natürlich auch grosse Lust, weitermachen zu wollen", sagt Bayern-Sportvorstand Max Eberl nach der neuesten Machtdemonstration im DFB-Cup.
Das 4:1 (2:1) in der zweiten Cup-Runde am Mittwoch beim Aufsteiger 1. FC Köln war der 14. Sieg im 14. Pflichtspiel. Niemals zuvor ist eine Mannschaft in Europas Topligen erfolgreicher in eine Saison gestartet. 13 Siege nacheinander zum Saisonstart sind vor mehr als 30 Jahren auch einmal der AC Milan gelungen. "Man sieht, welche Mentalität gerade in dieser Mannschaft ist und welche Lust, Fussball zu spielen. Wir haben einen sehr, sehr guten Lauf", frohlockt Eberl.
Angesichts der Leistungsfähigkeit von Super-Torjäger Harry Kane und Co. fiebern die Fans und Fussball-Enthusiasten bereits dem Giganten-Duell mit Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain entgegen. Die gierigen Bayern aber erlegen erst eine Beute nach der anderen. "Wir geht es erstmal gegen Leverkusen. Auch dieses Spiel wollen wir gewinnen", sagt Eberl. Der ehemalige Leverkusener Nationalverteidiger Jonathan Tah kündigt vollmundig an: "Wir bleiben immer hungrig, wollen gewinnen und sind nie zufrieden."
Es sind nicht einfach die nackten Zahlen, die die Bayern so besonders machen derzeit. Das Team von Trainer Vincent Kompany geht anscheinend mühelos auch mit schwierigen Situationen um, "atmet den Gegner einfach weg", wie es Kölns Trainer Lukas Kwasniok formuliert hat, wenn sie einmal gereizt werden.
In Köln lag so etwas wie eine Sensation in der Luft - für 30 Minuten. Die Einheimischen stellten die Bayern mit ihrem aggressiven Spiel vor Probleme und gingen nach einem Corner durch Ragnar Ache (31.) in Führung. "Da habe ich mir Sorgen gemacht um das Stadion, dass es nicht auseinander fällt", witzelte Kwasniok zur kurzzeitigen rheinischen Euphorie. "Es gibt schon viele Spieler, die in so einer Situation weiche Beine bekommen", sagte Kompany. Nicht so seine Stars.
Sieben Minuten später hatten die Bayern das Spiel schon gedreht. Dass dabei auch ein irreguläres, aber nicht geahndetes Abseitstor von Luiz Diaz (36.) half - geschenkt. "Sie hätten uns früher oder später, so ehrlich muss man sein, erdrückt", bekannte Bayern-Fan Kwasniok.
Zu beeindruckend ist auch die individuelle Klasse von Doppeltorschütze Kane (38./64.) oder Michael Olise, der nach einem Konter traf (72.), aber auch sonst neben dem starken Jonas Urbig überragte, dem Vertreter von Manuel Neuer im Tor. "Wir sind in einem guten Moment. Das Gefühl müssen wir bewahren und die Siegermentalität mitnehmen", sagte Kane.
Der Captain der englischen Nationalmannschaft steht nach 14 Pflichtspielen bereits bei 22 Treffern für die Bayern. Nimmt man seine Tore für die Nationalmannschaft hinzu, sind es 25 Tore in 17 Spielen. Und das im Oktober.