Gisin wird an der Halswirbelsäule operiert
Die Tempomessung zeigte gerade 112,6 km/h an, als Gisin zur Kurve ansetzte, die Kontrolle über ihre Ski verlor und ungebremst in die Sicherheitsnetze flog. Die 32-jährige Engelbergerin wurde umgehend ins örtliche Spital geflogen. Untersuchungen ergaben, dass nicht nur das rechte Handgelenk und das linke Knie, sondern auch die Halswirbelsäule betroffen war. Diese sollte noch am selben Tag operiert werden, wofür Gisin nach Zürich überführt wurde.
Der Schweizer Skiverband vermeldete am späten Nachmittag, Gisin gehe es "den Umständen entsprechend gut". Sie könne Arme und Beine normal bewegen. Wie schwer die Verletzungen an Handgelenk und Knie sind, könne jedoch erst nach der Stabilisierung der Halswirbelsäule beurteilt werden.
Gisin hatte sich nach dem Entscheid, sich in dieser Saison nur noch auf die Speed-Disziplinen zu konzentrieren, auf den Start in St. Moritz gefreut. Die langjährige Allrounderin war im ersten Training die beste Schweizerin und auch im zweiten mit einer guten Zeit unterwegs.
Im Engadin stand sie 2016 im Mixed-Team-Parallel-Wettbewerb erstmals auf einem Weltcup-Podest. Ein Jahr später gewann sie in St. Moritz in der Kombination WM-Silber und feierte später auch ihren ersten Podestplatz im Super-G auf der Piste Corviglia.
Nach der enttäuschenden letzten Saison, in der Gisin zum Schluss auch mit Motivationsproblemen zu kämpfen hatte, fand sie dank der Aussicht, zum vierten Mal an Olympischen Spielen teilzunehmen, neuen Antrieb. Sie habe ein gutes Mindset gefunden, sagte sie noch am Mittwochabend. In Abwesenheit der Aushängeschilder Gut-Behrami und Suter sollte Gisin die Rolle der Teamleaderin übernehmen.
Für das Schweizer Speed-Team ist es bereits der dritte schwerwiegende Ausfall innerhalb kurzer Zeit. Lara Gut-Behrami verpasst nach einer schweren Knieverletzung, die sie im Training in Copper Mountain, Colorado, erlitten hat, die gesamte Saison. Corinne Suter muss wegen der Verletzungen, die sie sich am vergangenen Mittwoch im Training in St. Moritz zugezogen hat, rund einen Monat pausieren.
Bei Gisin muss nun abgewartet werden, wie die Operation verläuft. "Es tut mir für die Athletinnen extrem leid", sagte Cheftrainer Beat Tschuor gegenüber SRF. Noch bevor die Saison richtig begonnen hat, fallen bereits drei erfahrene Fahrerinnen durch Trainingsunfälle aus.