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Ist Tuchel oder Alonso besser? Zwei Meinungen!

Andy-YnS

Am Freitagabend kommts in München zum Bundesliga-Spitzenkampf zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen. Es ist auch das Duell der Trainer Thomas Tuchel und Xabi Alonso. Wer ist der bessere Coach? Die Sky-Redaktoren Younes Hadak und Andy Maschek erklären ihre Sichtweisen.

Duell(1)
Thomas Tuchel und Xabi Alonso. © IMAGO / Sven Simon / Fotomontage

Younes Hadak sagt: Thomas Tuchel

Wie leicht es doch ist, den neuen «Hypes» nachzugeben... Ein spanischer Trainer, ein ehemaliger Spitzenspieler, der einen sehr offensiven und spektakulären Fussball propagiert, kommt Ihnen bekannt vor? Das reicht in der Regel aus, um mindestens wohlwollende Blicke und bestenfalls Vorschusslorbeeren zu ernten.

Xabi Alonso wird vielleicht eines Tages so gross sein wie ein Pep Guardiola oder Luis Enrique, aber heute ist er nur ein vielversprechender Trainer, der einen erfolgreichen Start in die Saison 2023/24 hingelegt hat und vor knapp vier Monaten in der Europa League von José Mourinho in den Hintern getreten wurde. Es ist ein langer Weg, um sich in der Riege der weltbesten Trainer zu etablieren, in der Thomas Tuchel bereits fest verankert ist.

Den BVB eine Trophäe gewinnen zu lassen, ist keine leichte Aufgabe, Tuchel eroberte 2017 den DFB-Pokal. PSG in die Endphase der Champions League zu führen, ist ein Everest, Tuchel hat mit PSG 2020 den Final erreicht. Roman Abramovichs Chelsea brauchte zehn Jahre, um seine erste Champions League zu gewinnen, Tuchel benötigte nur gerade sechs Monate, um mit den Londonern in der Königsklasse zu triumphieren. Sein einziger wirklicher Rückschlag war seine letzte Saison bei Chelsea, aber wenn man sich ansieht, was die Trainer danach aus ihm gemacht haben, kann man sagen, dass Thomas Tuchel letztendlich ein Genie war und dass es die Ankunft von Todd Boehly war, die den ganzen Verein erschüttert hat.

In der letzten Saison gaben ihm viele indirekt die Schuld für den Verlust (fast) aller Titel, für die Bayern noch im Rennen war, als Julian Nagelsmann gefeuert wurde. Die schwierigsten Meter sind immer die letzten und so gibt es keine Anzeichen dafür, dass Bayern diese Titel mit Nagelsmann gewonnen hätte. Seit dem Abgang von Lewandowski und Alaba verfügt der FC Bayern mit Abstand über das schwächste Kader der letzten zehn Jahre. Man darf also nicht unterschätzen, wie schwierig der Wiederaufbau ist, der Thomas Tuchel anvertraut wurde.

Kurz gesagt, es ist höchste Zeit, dem Namen Thomas Tuchel etwas mehr Respekt zu verleihen. Xabi Alonso könnte sich glücklich schätzen, wenn er seine Karriere mit den gleichen Errungenschaften wie der gebürtige Krumbacher beenden würde.

 

Andy Maschek sagt: Xabi Alonso

Es gab eine Zeit, da sprach man von Konzepttrainern. Von vornehmlich jungen Übungsleitern, die von der Wissenschaft und dem Datenwahn getrieben den wunderbaren Fussball in hässliche Einzelteile sezierten und so auch als «Laptop-Trainer» für alles eine Erklärung hatten. Julian Nagelsmann oder auch Thomas Tuchel gehören für mich in diese Kategorie. Erfolgreiche Coaches, ganz klar, gesegnet auch mit immensen Fähigkeiten. Aber ihnen fehlt in meinen Augen eine wichtige Eigenschaft: das Charisma. Und ja, auch eine Portion Demut. Die Jammerei von Thomas Tuchel wegen des angeblich zu dünn besetzten Kaders der Bayern – sie nervt! Und ist eine vorweggenommene Ausrede für ein allfälliges Scheitern. Tuchel hätte das ja gar nicht nötig, wie ein Blick in sein doch schon prall gefülltes Palmarès als Trainer zeigt.

So weit ist Xabi Alonso als Trainer natürlich noch nicht. Da beschränken sich seine Erfahrungen auf den Nachwuchs von Real Madrid und die zweite Mannschaft von Real Sociedad San Sebastian, ehe er im Oktober 2022 bei Bayer Leverkusen als Nachfolger von Gerardo Seoane übernahm. Damals krebste Bayer am Tabellenende herum, am Ende der Saison lag der Pillenklub auf Rang 6. Es war eine starke Aufholjagd. Und nun steht Bayer an der Tabellenspitze der Bundesliga. Drei Spiele, drei Siege (gegen Leipzig, Mönchengladbach, und Darmstadt), 11:3 Tore. Man spürt es förmlich, da wächst etwas Grosses heran.

Ist Alonso also ein Zauberlehrling? Nein! Er hat einfach den Fussball im Blut. Er hat schon mehr über diesen Sport vergessen als andere überhaupt wissen. Als Spieler hat er alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, war Weltmeister, Europameister, zweimal Champions League-Sieger, mehrmals nationaler Meister und Cupsieger. Er war kein Blender oder Künstler, sondern einer, der solide Arbeit ablieferte, die Mannschaft auf dem Feld führte und so auch als verlängerter Arm des Trainers wirkte. Einer, der viel Ruhe und Souveränität ausstrahlte. Und über das richtige Bauchgefühl verfügte.

Genauso wirkt er heute als Trainer. Die Mannschaft von Bayer Leverkusen wurde nach seinen Wünschen zusammengestellt und funktioniert. Es war schon früh bekannt, dass der Spanier unter allen Umständen Granit Xhaka für sein Mittelfeld will, er bekam ihn – und es passt. Schon jetzt scheint klar: Bayer ist die Mannschaft, die in dieser Saison am ehesten den Bayern den Titel streitig machen kann. Dies wegen des Teams, aber vor allem auch wegen des Coaches, der in meinen Augen über immens grosse Qualität verfügt und schon heute «besser» ist als Thomas Tuchel. Deshalb ist für mich auch schon klar: Alonso, der von 2014 bis 2017 für die Bayern spielte, wird die Münchner früher oder später ebenso coachen wie Real Madrid.

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