Italienerinnen hoffen auf ersten Halbfinal-Einzug seit 28 Jahren
Seit 1997 ist Italien an einer EM nicht mehr über die Viertelfinals hinausgekommen. Gegen das bisher wenig überzeugende Norwegen bietet sich die grosse Möglichkeit, an alte Erfolge anzuknüpfen.
Das italienische Nationalteam der Frauen gehörte in Europa zu den ersten, die Länderspiele austrugen. Ausserdem sind die Italienerinnen die einzigen, die seit 1984 an allen Europameisterschaften dabei waren. Das grosse Aber: Anders als die Männer (viermal Welt- und zweimal Europameister) stehen "Le Azzurre" noch ohne Titel da.
Vor 28 Jahren waren die Italienerinnen zuletzt nahe dran: An der EM in Norwegen verloren sie den Final gegen Deutschland. Vier Jahre zuvor waren sie beim Heim-Turnier ebenfalls im Endspiel gescheitert – an Norwegen. Da die Entwicklung des italienischen Frauenfussballs danach stagnierte, ist die Ausbeute seither mager: Bei den sechs Turnieren vor der aktuellen EM erreichte Italien zweimal die Viertelfinals, viermal war in der Gruppenphase Endstation.
Einen Tiefpunkt erlebten die Italienerinnen an der WM 2023, als sie in der Vorrunde ausschieden und die damalige Trainerin Milena Bertolini den Spielerinnen mangelnden Einsatz vorwarf. Diese wiederum gaben in einem offenen Brief der Trainerin die Schuld für das vorzeitige Ausscheiden. Mit Andrea Soncin, der nach der WM zum Trainer ernannt wurde, ist Ruhe eingekehrt.
In die Schweiz sind die Italienerinnen dank guten Leistungen in der Qualifikation (Gruppensieg vor den Niederlanden und Norwegen) und der Nations League mit grossen Hoffnungen gereist. In der Gruppenphase resultierte ein Sieg gegen Angstgegner Belgien, ein Unentschieden gegen Portugal und eine ehrenvolle Niederlage gegen Favorit Spanien. "Wir haben gezeigt, dass die Lücke zu den Topnationen kleiner geworden ist", fasste Soncin nach dem 1:3 zusammen.
Mit Norwegen steht Italien der am schwächsten einzuschätzende Gruppensieger gegenüber. Das Team mit der englischen Trainerin Gemma Grainger hat zwar das Punktemaximum geholt, dabei aber selten überzeugt. Für Italien, das einzige Viertelfinal-Team mit einem negativen Torverhältnis, bietet sich damit die Chance erstmals in diesem Jahrtausend in den EM-Halbfinal einzuziehen. Dort käme es zu einem Aufeinandertreffen mit dem Sieger der Partie zwischen Schweden und England. "Wir wollen an diesem Turnier bis zum Schluss dabei sein", hielt Soncin fest.
Beim ersten Viertelfinal, der am Mittwoch in Genf durchgeführt wird, ist Stéphanie Frappart die Schiedsrichterin. Unterstützt wird die Französin von einem Schweizer Trio: Susanne Küng als Linienrichterin, Désirée Grundbacher als vierte Offizielle und Fedayi San als VAR-Assistent.