Keine Experimente mehr
Nun gilt es ernst. Innert 74 Tagen bestreitet die Nationalmannschaft sechs Spiele, die darüber entscheiden, ob die Schweiz im nächsten Sommer zum sechsten Mal in Folge an einer Weltmeisterschaft dabei sein wird. Bei so wenigen Partien sind Ausrutscher praktisch nicht mehr erlaubt. Umso wichtiger ist der Start mit den zwei Heimspielen gegen Kosovo am Freitag, 5. September, und gegen Slowenien am Montag, 8. September, in Basel.
"Es freut mich sehr, dass es endlich los geht", sagte Murat Yakin bei der Bekanntgabe des Aufgebots in Bern. "Ich bin überzeugt, dass wir uns mit diesen Spielern eine gute Ausgangslage in der Qualifikation verschaffen werden." Der Nationaltrainer vertraut weitgehende jenem Personal, das zuletzt im Juni die Testspiel-Reise in die USA mitgemacht hat.
Der einzige Spieler, der seit geraumer Zeit nicht mehr dabei war, ist Cedric Itten. Der 28-jährige Stürmer, der seit seinem Wechsel im Sommer zum deutschen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf in vier Ernstkämpfen drei Mal traf, hatte zuletzt im vorletzten Oktober zum Kader der Nationalmannschaft gehört. "Cedric hat sich mit seinen Toren als Backup für Breel (Embolo) aufgedrängt", sagte Yakin. Itten übernimmt den Platz von Zeki Amdouni, der wegen eines Kreuzbandrisses länger ausfällt.
Indem er Itten als "Backup" bezeichnete, legte sich Yakin auch schon fest, dass Embolo im Sturmzentrum weiterhin gesetzt ist - obwohl der Legionär in Diensten der AS Monaco in der aktuellen Saison noch keine Minute gespielt hat und offenbar einen neuen Klub sucht. "Er ist im Training, fit und einsatzbereit", hielt Yakin nicht nur bei Embolo fest. Gleich mehrere Spieler befinden sich in schwierigen Situationen.
Manuel Akanji, Aurèle Amenda und Isaac Schmidt haben in dieser Saison ebenfalls noch keine Ernstkämpfe bestritten. Bei Vincent Sierro, der nach Saudi-Arabien gewechselt ist, hat die Meisterschaft noch nicht begonnen. Und Ersatzgoalie Yvon Mvogo ist gar vereinslos. Es sind Momentaufnahmen, die Yakin nicht weiter beunruhigen. Der Trainer weist darauf hin, dass die Meisterschaften meist erst gerade begonnen und die Spieler in der Mehrheit eine komplette Vorbereitung absolviert haben.
Für Yakin ist wichtiger, dass das Team als Ganzes funktioniert. "Bei den Testspielen im März und Juni haben wir einiges ausprobiert, doch jetzt ist die Zeit des Kennenlernens und Experimentierens vorbei", sagte Yakin. Er möchte nun auf bereits getestete Mechanismen zurückgreifen.
Bei den erfolgreichen Testspielen in den USA konnten ihn jedoch nicht alle überzeugen. Unter anderen stehen die Exoten Stefan Gartenmann und Lucas Blondel nicht im Aufgebot.
Zu reden gab in den letzten Tagen vor allem der Fall Leon Avdullahu. Der 21-jährige Mittelfeldspieler, der im Sommer von Basel zum Bundesligisten Hoffenheim gewechselt ist, hat sich entschieden, künftig für Gruppengegner Kosovo aufzulaufen. Dies, obwohl er sämtliche U-Stufen in der Schweiz absolviert hat und die sportlichen Aussichten bei Kosovo weniger gut sind.
Den Entscheid fände er "extrem schade", sagte Yakin. "Wir haben uns um ihn bemüht. Ich habe mehrmals mit ihm telefoniert und ihm beim letzten Besuch einen sportlichen Weg aufgezeigt." Das hat aber offenbar nicht ausgereicht. Was am Ende den Ausschlag für Kosovo gegeben habe, wisse er nicht genau, sagte Yakin. "Vielleicht hat er die grosse Konkurrenz im zentralen Mittelfeld gesehen. Vielleicht möchte er sofort spielen. Am Schluss gilt es, seinen Entscheid zu akzeptieren."
Droht nun gleich der nächste Fall? Gemäss Medienberichten hat sich der kosovarische Verband zuletzt auch um Kontakt zu Albian Hajdari bemüht. Der Innenverteidiger hat zwar bereits fürs A-Nationalteam der Schweiz gespielt, jedoch erst in Testpartien. Ein Verbandswechsel wäre daher noch möglich.
Für den Zusammenzug im September steht Hajdari nur auf der Pikettliste. Sein Management habe gewünscht, dass sich der 22-Jährige nach seinem kürzlich erfolgten Wechsel zu Hoffenheim zunächst beim Klub einleben könne. "Wir werden nach dem Zusammenzug im September alles daran setzen, dass er für uns spielt", sagte Yakin.
Jetzt aber gelte der Fokus allein den anstehenden Spielen. Belegt die Mannschaft in der Gruppe mit Schweden, Slowenien und Kosovo den 1. Platz, qualifiziert sie sich direkt für die Endrunde. Bei Rang 2 würde der komplizierte Weg über das Playoff folgen.