Lara Gut-Behrami freut sich auf ihren letzten Skiwinter
Lara Gut-Behrami wird Unternehmerin, noch steht aber ihre Karriere als Skirennfahrerin im Mittelpunkt. Die Tessinerin blickt auf den kommenden Winter und die Zeit danach.
Der elegante Hosenanzug glänzt dezent goldfarben, die Füsse stecken in weissen Schuhen mit hohen Absätzen, die Zehennägel sind rot lackiert. Die Optik täuscht nicht. Lara Gut-Behrami ist als Geschäftsfrau in Zürich. Am Sitz von Ka-Ex, einem Produzenten von Nahrungergänzungsgetränken, erzählt sie über ihren Einstieg als Investorin und neues Mitglied im Advisory Board. Um den Hals trägt sie einen Anhänger in Form einer Schneeflocke und macht damit klar: Einen Winter lang bleibt Lara Gut-Behrami noch Skirennfahrerin.
Dass ihr Rücktritt vom Spitzensport auf Ende der Olympiasaison feststeht, ändert für sie sportlich gesehen nichts. "Im Sommertraining fühle ich mich kein bisschen anders als früher", versichert die 34-jährige Tessinerin im Gespräch mit Keystone-SDA. Dass um ihren bevorstehenden Rücktritt so ein grosses Aufsehen gemacht wird, bedauert sie ein wenig. "Ich habe es leider, oder irgendwie dummerweise, zu oft erwähnt."
Der Entscheid, sich als Unternehmerin zu engagieren, habe mit dem Zeitpunkt des Rücktritts nicht direkt etwas zu tun. "Es ist für mich eine Möglichkeit zu lernen, was ich von meiner Karriere als Sportlerin weiterbringen und wie ich das in eine neue Ebene entwickeln kann. Im Lauf einer solchen Karriere wird einem immer besser bewusst, was einen der Sport lehrt." Zudem benutze sie das Produkt seit Jahren selber und sei nicht nur eine Werbefigur dafür. Zunächst stehe aber der Sport noch ganz klar im Mittelpunkt, ihre Ambitionen seien noch immer die gleichen, sagt sie. Aber: "Ich freue mich und versuche mittlerweile auch, es ein wenig mehr zu geniessen."
Zu beweisen hat Gut-Behrami nichts mehr. Mit je zwei WM-Titeln und Gesamtweltcupsiegen sowie dem Olympia-Gold von 2022 in Peking im Super-G hat sie alles erreicht, was man im Skisport erreichen kann. Was erhofft sie sich von dieser letzten Saison? "Ich muss gesund bis zum letzten Rennen kommen und so schnell wie möglich jedes Mal ins Ziel kommen", meint sie lachend. "Das war der Plan seit dem Anfang und er bleibt es bis zum Ende."
Gut-Behrami ist es aber wichtig, auch einen Plan für die Zeit danach zu haben. Zunächst dürfte ihre Zukunft in London sein, wo ihr Ehemann Valon Behrami neu Assistent des Sportdirektors beim FC Watford ist. Für die weltgewandte Tessinerin keine grosse Sache. "Das ist so ein Ding, das riesig klingt, aber wir sind schon sechs oder sieben-Mal umgezogen, seit wir zusammen sind", erzählt sie. Die beiden sind seit sieben Jahren verheiratet. "Heimat ist da, wo meine Familie ist, nicht ein bestimmter Ort", sinniert Gut-Behrami.
"Seit ich 16 bin, bin ich in der ganzen Welt unterwegs", erzählt die Tessinerin. "Wir sind jedes Wochenende an einem anderen Ort. Aber ich durfte auch dank dem Skisport nach Neuseeland fliegen, nach Argentinien, Kanada." Sie freue sich auf etwas anderes. "Ich habe noch nie in England gelebt. Aber wo wir in zwei Jahren sind, ist wie immer offen."
Nach London zieht es Gut-Behrami schon an diesem Wochenende. Am Freitag wird sie in Wimbledon bei den Männer-Halbfinals zu Gast sein. "Am Samstag zügeln wir dann", meint sie schmunzelnd. Belinda Bencics grossartigen Lauf hat sie mitverfolgt und ist begeistert. "Ich finde es faszinierend und wunderschön von ihr", schwärmt sie. "Ich hätte das nicht machen können, als Mutter noch einmal in den Spitzensport zurückzukehren. Das zeigt ihre Stärke als Sportlerin und als Frau." Sie hoffe aber definitiv, nach ihrer Karriere Mutter zu werden.
Den Schnee werde sie in London im Übrigen nicht vermissen. "Davon hatte ich schon genug", sagt Gut-Behrami lachend und schaut auf die Schneeflocke. Sie hat ja auch schon genügend Pläne für die Zeit nach dem Skirennsport.