Loïc Meillard hat mit Verzögerung den Rank gefunden
Loïc Meillard findet in der Olympia-Saison mit Verzögerung den Rank. Der Romand meldet sich in Val d'Isère mit dem Sieg im Riesenslalom und Platz 2 im Slalom eindrucksvoll zurück.
Im vergangenen März hatte Meillard die Riesenslalom-Saison beim Weltcup-Finale in Sun Valley, Idaho, mit einem Sieg mit deutlichem Vorsprung vor Marco Odermatt beendet - und seine neuerlichen Fortschritte nochmals bestätigt. Es war die Schlussphase eines Winters, in dem er Slalom-Weltmeister wurde, in dem er in den zehn Rennen im Stangenwald, in denen er ins Ziel kam, stets in den ersten fünf klassiert war und in dem er hinter Odermatt und dem Norweger Henrik Kristoffersen Rang 3 in der Weltcup-Gesamtwertung belegte.
Vor der Anreise nach Val d'Isère hatte bei Meillard nicht allzu viel zusammengepasst. Das resultatmässige Tief liess sich wohl auch mit den Rückenproblemen begründen, die dem seit vielen Jahren im Wallis wohnenden Neuenburger nach wie vor zu schaffen machen. Rang 9, errungen im Riesenslalom in Beaver Creek, Colorado, hatte er als Bestwert nach Savoyen mitgenommen.
Meillard liess sich deswegen nicht unterkriegen. Vielmehr war er fest entschlossen, die verpatzte erste Phase der Saison hinter sich zu lassen, abzuhaken. "Ich habe zuhause viele Kilometer im Slalom und im Riesenslalom zurückgelegt. Im Moment ist es nicht das Skifahren, das ich mir erhofft hatte. Aber so ist der Sport", hatte er am vergangenen Freitag gesagt. Meillard konzentrierte sich vor allem darauf, Lösungen zu finden. "Die Rennen in Beaver Creek waren schon ein Schritt in die richtige Richtung. Doch ich will zurück aufs Podium. In einigen Abschnitten bin ich wirklich gut gefahren. Jetzt werden wir versuchen, darauf aufzubauen."
Gesagt, getan. Zwei Tage später war die Welt für Meillard eine andere. Er fand zurück in die Erfolgsspur. Im Riesenslalom am Samstag zeigte er sich schon im ersten Lauf verbessert. Doch es sollte noch besser, viel besser kommen. Von Zwischenrang 5 liess er den Vorstoss ganz an die Spitze des Klassements folgen. Am Ende stand der Schweizer Dreifach-Erfolg, den Luca Aerni mit seinem ersten Podestplatz in dieser Disziplin und Odermatt perfekt machten.
Für Meillard selber war der Tag noch mehr als eine neuerliche Machtdemonstration des Teams. Für ihn war es der Wendepunkt. Er freute sich selbstredend über den Sieg, blieb aber auch in der Stunde des Erfolges realistisch. "Das erste Podium des Winters fühlt sich immer gut an. Aber ich weiss, dass ich auf bestimmten Strecken noch an mir arbeiten muss."
Tags darauf überzeugte Meillard auch im Slalom. Dank Sieg im Riesenslalom und Rang 2 im Slalom verliess er Val d'Isère mit 180 Weltcup-Punkten mehr, nachdem er zuvor mit lediglich 78 Punkten dagestanden hatte.
Julien Vuignier versuchte Meillards Steigerung zu erklären. "Loïc hat lange Trainingstage absolviert und vor Val d'Isère unzählige Läufe gefahren. Das hat ihm gutgetan, ebenso die Zeit zuhause." Für den Coach steht ausser Frage, dass sein Schützling an diesem Wochenende den Durchbruch geschafft hat. "Wir wissen, dass Siege und Spitzenplätze befreiende Wirkung für Körper und Geist haben. Plötzlich stimmt die Technik wieder - und der Fahrer ist nicht mehr aufzuhalten."
Als Grund für die vorerst fehlende Bestform sieht Vuignier in der nicht wunschgemäss verlaufenen Saisonvorbereitung. "Loïc hatte vielleicht im besten Fall zehn gute Trainingstage. Im Verlauf der Vorbereitung konnte er weder Pensum noch Intensität erhöhen. Daher war etwas Geduld gefragt." Nun, da er diesen Druck los ist, ist Meillard bereit, den Schwung mitzunehmen. "Nächstes Wochenende muss ich dieses Gefühl in Alta Badia wiederfinden."
Auf der Gran Risa stehen am Sonntag der Riesenslalom-Klassiker und am Montag ein Slalom im Programm. Zwei weitere Möglichkeiten für Meillard, die Misere in den ersten Rennen endgültig hinter sich zu lassen.