Luton Town und Heidenheim: Zwei Underdogs erobern die Fussballwelt
Noch dauert es knapp einen Monat, bis in den grossen europäischen Fussball-Ligen wieder um Punkte gekämpft wird. Während die Vorbereitung vielerorts ihren routinierten Gang nimmt, stehen zwei kleine Klubs vor einer ganz besonderen Spielzeit: Der Luton Town Football Club und der 1. FC Heidenheim mischen zum ersten Mal im Konzert der ganz Grossen mit.
Luton Town Football Club
1992 spielte der Londoner Vorortklub zum letzten Mal in der höchsten englischen Spielklasse. Mit der Einführung der Premier League, aus der der Traditionsklub (Gründung 1885) verbannt wurde, weil er die Aufnahmebedingungen nicht erfüllen konnte, begann der Abstieg der «Hatters», der erst 2014 in der fünften Liga eine Ende fand. Noch 2018 gastierten an der Kenilworth Road Viertligisten, ehe Luton Town zum Sturm auf die englische Fussballelite ansetzte.
Im Mai dieses Jahres qualifizierte sich der Klub im Elfmeterschiessen des entscheidenden Playoff-Spiels vs. Coventry City für die Premier League und wurde so auf einen Schlag um 200 Mio. Euro reicher. Rund 10 Mio. davon werden nun erst einmal in die notwendigsten Renovationen der altehrwürdigen Heimspielstätte gesteckt, damit künftig auch die Gastspiele von Manchester City, Arsenal oder Liverpool an der Kenilworth Road (Fassungsvermögen: 10'000) durchgeführt werden können. Ein wahres Vergnügen für Fussball-Romantiker, auch wenn es durchaus ein wenig schade ist, dass Pressekonferenzen nach dem Umbau nicht mehr in dem im Stadion integrierten Pub durchgeführt werden können.
Sportlich droht Trainer Rob Edwards (seit November im Amt) und seinem Team allerdings eine schwierige Saison. Trotz dem Aufstieg in die beste und lukrativste Fussball-Liga der Welt, konnte sich die «Hatters» bislang noch nicht substantiell verstärken. Oder gelingt Edwards & Co. abermals ein Fussball-Wunder?
1.FC Heidenheim 1846 e.V.
Als Wunder kann man auch den Aufstieg des 1. FC Heidenheim in die 1. Bundesliga bezeichnen. Die Kicker aus der baden-württembergischen Kleinstadt (48'000 Einwohner) bestreiten ab August ihre allererste Spielzeit in Deutschlands Beletage und tun dies unter einem Mann, der den Klub 2007 in der Oberliga (damals die vierthöchste Spielklasse) übernommen hat.
16 Jahre später sind Erfolgstrainer Frank Schmidt (49) und die Heidenheimer ganz oben angekommen und zeigen sich gänzlich unbeeindruckt von der in gewissen Kreisen nicht unpopulären Sichtweise, dass ein Klub wie sie eigentlich nur den internationalen Ambitionen der Deutschen Fussball Liga schadet. Aber wer sagt denn, dass die wunderbare Heidenheimer Geschichte im kommenden Jahr nicht noch einmal eine unerwartete Fortsetzung findet?
Naiv geht man im Osten Baden-Württembergs zwar nicht an die neue Aufgabe heran, aber wer die Skeptiker schon in der 3. und in der 2. Liga eines Besseren belehrte, glaubt auch vor der kommenden Spielzeit an das fast Unmögliche: «Wahrscheinlich werden wir das eine oder andere Spiel verlieren», äusserte sich Captain Patrick Mainka jüngst im Fachmagazin Kicker. «Aber wenn wir diese Niederlagen nicht akzeptieren – auch nicht gegen Bayern und Dortmund – haben wir eine Chance». Es wäre der vorläufig letzte Höhepunkt einer Geschichte, an die ausserhalb von Heidenheim wohl nie jemand wirklich geglaubt hat.
Auch in der Schweiz zwei grosse Aussenseiter
Was Premier League und Bundesliga gut genug, ist der Super League gerade Recht. War der Aufstieg des FC Winterthur im vergangenen Jahr schon eine grosse Überraschung, kann man die Promotion von Yverdon-Sport und des FC Stade-Lausanne-Ouchy als Sensation bezeichnen. Die zwei kleinen Waadtländer Vereine sind nun beide für mindestens ein Jahr Teil des Fussball-Oberhauses, nachdem sie vor fünf Jahren noch im Amateur-Fussball zu Hause waren.