Lyles mit viertem WM-Titel in Serie über 200 m
Noah Lyles sichert sich in Tokio nach dem 3. Rang über 100 m zum vierten Mal in Folge WM-Gold über die doppelte Distanz.
Noah Lyles startete wegen einer Ende April erlittenen Verletzung erst verspätet in die Saison, das änderte jedoch nichts an seiner Dominanz über 200 m. Vier WM-Titel in Serie über die halbe Bahnrunde hatte zuvor einzig der Jamaikaner Usain Bolt von 2009 bis 2025 geschafft.
An den Weltrekord von Bolt (19,19) kam der mit blond gefärbten Haaren angetretene Lyles aber bei weitem nicht heran. Mit 19,52 Sekunden lief er allerdings nur unwesentlich langsamer als im Halbfinal, in dem ihm mit 19,51 Sekunden eine Jahresweltbestleistung gelungen war. Lyles wurde von seinem Landsmann Kenneth Bednarek (19,58) hart gefordert, behielt aber die Lockerheit bis zum Schluss, eine Fähigkeit die ihn auszeichnet. Eine Enttäuschung setzte es für Olympiasieger Letsile Tebogo ab. Der 22-Jährige aus Botswana, der beim Aufwärmen gesungen hatte, musste sich mit 19,65 Sekunden als Vierter um einen Hundertstel dem Jamaikaner Bryan Levell geschlagen geben.
Was Noah Lyles verwehrt blieb,, gelang Landsfrau Melissa Jefferson-Wooden bei den Frauen. Die nur 1,62 m grosse 24-Jährige war wie schon in der Königsdisziplin auch über 200 m nicht zu bezwingen. Sie ist die erste seit der Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce im Jahr 2013 und die dritte insgesamt, die an einer WM auf beiden Sprintstrecken triumphiert hat. 1987 respektive 1991 hatten dies auch Silke Gladisch-Möller aus der damaligen DDR sowie die Deutsche Katrin Krabbe geschafft.
Jefferson-Wooden lief in einer eigenen Liga. Mit 21,68 Sekunden unterbot sie die Jahresweltbestzeit von Julien Alfred aus St. Lucia um drei Hundertstel. Die Britin Amy Hunt, die überraschend Silber holte, distanzierte sie um sagenhafte 46 Hundertstel. Shericka Jackson (22,18) verpasste als Dritte ihren dritten WM-Titel in Folge über 200 m.
An den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gelang Karsten Warholm über 400 m Hürden mit 45,94 Sekunden ein Fabel-Weltrekord. Nun musste sich der 29-jährige Jahresbeste aus Norwegen an gleicher Stätte nach einem Einbruch auf der Zielgeraden in 47,58 Sekunden mit dem 5. Platz begnügen, wobei er leicht verletzt sein soll.
Eine Klasse für sich war der Amerikaner Rai Benjamin, der nach dem Olympiasieg in Paris zum ersten Mal WM-Gold als Einzelläufer holte. Mit 46,52 Sekunden distanzierte der 28-Jährige den zweitplatzierten Brasilianer Alison dos Santos um 32 Hundertstel, und dies obwohl er an der letzten Hürde anschlug und die Hürde auf der Nebenbahn links von ihm leicht verschob, was zur Folge hatte, dass er zwischenzeitlich disqualifiziert wurde. Am Ende konnte er dennoch jubeln. Bronze sicherte sich Abderrahman Samba aus Katar (47,06).
Im Gegensatz zu Warholm verteidigte bei den Frauen die Topfavoritin Femke Bol ihren WM-Titel über 400 m Hürden erfolgreich. Die 25-jährige Niederländerin, die vom Schweizer Laurent Meuwly trainiert wird, verbesserte mit 51,54 Sekunden die eigene Jahresweltbestleistung um 37 Hundertstel. Die Amerikanerin Jasmine Jones (52,08) und die Slowakin Emma Zapletalova (53,00) komplettierten das Podest.
Im Dreisprung der Männer zeigte der Portugiese Pedro Pichardo grosse Nervenstärke. Vor dem sechsten und letzten Sprung mit 17,55 m in Führung liegend, verdrängte ihn der Italiener Andrea Dallavalle mit 17,64 m von der Spitze. Doch schlug Pichardo zurück - und wie. Mit 17,91 m übertraf er die Jahresweltbestleistung des Italieners Andy Diaz Hernandez um elf Zentimeter und feierte den zweiten WM-Titel nach 2022. Vor Tokio war Pichardo in diesem Jahr nie weiter als 17,47 m gesprungen. Bronze ging an den Kubaner Lazaro Martinez (17,49).