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Matthäus kritisiert Bayerns Umgang mit "Holding Six" & Goretzka

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Lothar Matthäus kritisiert in seiner neuen Sky Kolumne den Umgang des FC Bayern im Bezug auf die von Thomas Tuchel gewünschte "Holding Six" sowie Leon Goretzka. Ausserdem spricht der Rekord-Nationalspieler über den schwachen Saisonstart des BVB.

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''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus. © Sky

Lothar Matthäus kritisiert in seiner neuen Sky Kolumne den Umgang des FC Bayern im Bezug auf die von Thomas Tuchel gewünschte "Holding Six" sowie Leon Goretzka. Ausserdem spricht der Rekord-Nationalspieler über den schwachen Saisonstart des BVB.

"Holding Six" ist das Fussball-Wort des Jahres 2023! Und das liegt vor allem am FC Bayern und der wochenlangen Diskussion um diesen zentralen defensiven Mittelfeldspieler, den sich Thomas Tuchel so sehr gewünscht und am Ende doch nicht bekommen hat.

Ich kann Tuchel verstehen, auch wenn ich keinen Grund habe, ihn zu verteidigen. Aber ich verstehe seine Argumente als Trainer total. Er möchte seine Mannschaft nach seiner Philosophie spielen lassen und dafür ist ein Spieler mit diesen Eigenschaften sehr wichtig. Allein schon, damit die Aussenverteidiger noch offensiver agieren können, weil die Zentrale verlässlich geschützt ist.

Ich verstehe auch die Bayern-Bosse, die in ihren Augen mit Kim, Kane, Guerreiro und Laimer sehr gute Spieler verpflichtet haben. Das Problem ist, dass die Bayern diese Diskussion wieder mal öffentlich austragen. Woche für Woche äusserten sich der Trainer, der Vorstandsvorsitzende, Uli Hoeness oder die Spieler zu diesem Thema. In jeder Pressekonferenz wurde das Thema ewig zugelassen, weil vom Verein kein Punkt gesetzt wurde. Das diskutiert man intern und verrät nach aussen, dass man zufrieden sei, aber die Augen weiter aufhält. Fertig. Das war zu viel.

Tuchel muss improvisieren

Der Bayern-Trainer hat 16, 17 Spieler, auf die er sich absolut verlassen kann. Aber wenn die Belastung grösser wird, die englischen Wochen kommen, die Gegner stärker sind, kann Tuchel nicht so rotieren oder einen Konkurrenzkampf entfachen, wie er ihn für die ganz grossen Ziele gerne hätte.

Er muss und das wird ihn ärgern, improvisieren, Spieler wie Laimer auf die Aussenverteidiger-Position stellen oder andere Dinge versuchen. Tuchel hat mit Sicherheit das grössere Bild vor Augen und denkt jetzt schon an die wichtige Saisonphase und nicht nur an die Spiele gegen Bundesliga-Mittelmass.

Es war auch nicht optimal, Stanisic und Pavard gehen zu lassen. Ich glaube, der Trainer war von Stanisic nicht so überzeugt, obwohl der seine Sache eigentlich immer anständig gemacht hat und sogar gegen Mbappe toll gespielt hat. Pavard wird ihnen jedoch noch mehr fehlen. Im Grunde war Bayern zu hektisch auf dem Transfermarkt, hat viel zu viele Namen nach aussen getragen und darüber mit jedem debattiert.

Das war weder förderlich noch gibt es den Kandidaten das Gefühl, dass sie wirklich der Wunschspieler sind, den man haben will. So wie bei Kane. Den wollte man, koste es, was es wolle. Beim Sechser war das gefühlt nicht so strukturiert und durchdacht. Auch das Herbert Hainer im Doppelpass verrät, dass man im Winter nachlegen wird, sorgt für unnötigen Druck und offenbart, dass man die Hausaufgaben nicht pünktlich erledigt hat. Ich war von Anfang an für den Marokkaner Amrabat, aber den hat jetzt Manchester United ausgeliehen. Hätte man doch auch machen können?

Mit Palhinha hätte es ja um ein Haar geklappt, aber Fulham ist am Ende nicht wie Frankfurt eingeknickt. Zum einen haben sie das Geld von Bayern nicht so nötig gehabt und ohne Ersatz wollten sie sich von ihrem Spieler nicht trennen.

Der Deadline Day liegt jetzt hinter uns und man kann sich in München nun wenigstens wieder voll und ganz auf das Sportliche konzentrieren. Da hat man genug zu tun. Auch wenn die Bayern neun Punkte aus drei Spielen geholt haben, ist da noch eine Menge Luft nach oben, vor allem spielerisch.

Gegen Gladbach war vor allem die erste Halbzeit nicht so, wie das Bayern-Spiel sein sollte. Aber der Kader, so wie er jetzt ist, reicht allemal für ganz oben in der Liga und das Weiterkommen in so einer Champions-League-Gruppe. Der erste richtige Prüfstein kommt demnächst gegen Leverkusen und dann Manchester United.

Tuchel und die Bosse werden sich das jetzt vier Monate anschauen und im Winter eventuell nachlegen. Denn bei Bayern beginnt die Saison im Frühjahr. Wenn Tuchel bis dahin seine "Holding Six bekommt", dürften alle zufrieden sein. Richtig wichtig wird's erst ab der K.o.-Phase der Champions League. Und Thomas Tuchel ist nicht der Einzige, der sich vielleicht zu Recht über zu wenig Alternativen in der Defensive beschwert.

BVB sucht nach der Form

Auch Edin Terzic hätte sicher gerne noch einen vierten Innenverteidiger gehabt. Noch lieber wären ihm aktuell mehr Punkte. Aber abgesehen davon, dass Dortmund nach drei Spielen schon vier Punkte Rückstand auf Bayern München hat, ist die Art und Weise wie die Mannschaft Fussball spielt, das grösste Problem für Terzic.

Nochmal drei so Spiele wie gegen Köln, Bochum und Heidenheim kann er sich nicht leisten. Sonst wird es wirklich ungemütlich für ihn. Das ist doch nicht der Anspruch von Borussia Dortmund. Und es kann nicht nur daran liegen, dass die verspielte Meisterschaft am letzten Spieltag der Mannschaft einen Knacks verpasst hat.

Haller ist ausser Form, das Mittelfeld hat keine Konstanz und Durchschlagskraft, und die Defensive lässt viel zu viele Chancen zu. Fünf Punkte aus drei Spielen gegen Mannschaften, die qualitativ weit unter den Möglichkeiten des BVB sind. Da muss sich schnell was ändern in Dortmund, sonst herrscht bald nicht nur auf den Rängen des Signal Iduna Parks absolute Unzufriedenheit.

Sichtlich unzufrieden war auch Leon Goretzka nach seiner Auswechslung. Auch wenn ich den Unmut irgendwie verstehen kann, weil es unterm Strich frustrierende Tage für ihn waren, da er von Hansi Flick nicht nominiert wurde, was auch mich überrascht hat. Aber er sollte einem Trainer nicht den Handschlag oder Ähnliches vor laufenden Kameras verweigern und aller Welt den Ärger zeigen. Das muss man wenn möglich in der Kabine lassen.

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