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"Wir werden bald wieder echte, spannende Rennen an der Spitze sehen"

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Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach dem siebten Saisonrennen in Barcelona blickt Schumacher das grosse Update-Paket von Mercedes sowie "Sorgenkind" Ferrari. Zudem spricht er über den ersten Auftritt von Mick Schumacher im Mercedes.

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Ralf Schumacher spricht in seiner Sky Kolumne über das Rennen in Saudi-Arabien. © Sky

Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach dem siebten Saisonrennen in Barcelona blickt Schumacher das grosse Update-Paket von Mercedes sowie "Sorgenkind" Ferrari. Zudem spricht er über den ersten Auftritt von Mick Schumacher im Mercedes.

Mercedes ist mit seinem Konzept der Konkurrenz hinterhergelaufen, es hat zweimal nicht funktioniert. Sie haben jetzt nicht das Red-Bull-Konzept kopiert, sind aber von der Idee her auch in diese Richtung gegangen. Sie sind auf die klassischen Seitenkästen zurückgegangen, haben einen neuen Unterboden - also eine komplett neue Aerodynamik. Sie haben auch die Vorderachse verändert. Insgesamt sind sie wieder auf den alten Weg zurückgegangen.

Dadurch, dass man in Monaco damit angefangen hat und keine Tests absolvieren konnte, war das ein schwerer und steiniger Weg. Das Wichtigste daran ist, dass sie das Problem verstanden haben, das neue Konzept funktioniert und sie mit der Methodik, so wie wir Mercedes kennen, bald wieder um Siege mitfahren. Allerdings gehört auch zur Wahrheit dazu, dass Max Verstappen zeitweise in einer anderen Welt gefahren ist.

Ich würde sagen, dass Mercedes Fernando Alonso und Aston Martin jetzt erst einmal überholt hat. Das Team ist noch nicht so erfahren und hat daher auch noch nicht ganz diese Strukturen. In Barcelona hat man es gut gesehen: Das Auto war okay, aber nicht gut genug. Da gibt es noch einige Schwächen und in Barcelona wurden diese gut aufgezeigt.

Ratlosigkeit bei Ferrari in Barcelona

Das grösste Sorgenkind ist aber Ferrari. Teamchef Fred Vasseur schien mir ratlos zu sein. Als ich ihn gefragt habe, wie lange es noch dauern wird, bis Ferrari den Anschluss an die Spitze schafft, war seine Antwort: 'Wir müssen erst das Problem identifizieren, dann können wir sagen, wie lange es noch dauert'. Sie wissen gar nicht so richtig, woran es liegt, haben seit einem Jahr das Problem, dass der Reifen zu schnell abbaut und waren in Barcelona bis auf das Qualifying einfach auch zu langsam.

Ferrari hat noch einen steinigen Weg vor sich. Vasseur ist erst seit wenigen Monaten im Amt, das braucht einfach seine Zeit und die muss man ihm auch geben. Er ist gerade dabei, einige neue Leute ins Team zu holen. Bis die dann alle anfangen zu arbeiten und diese Arbeit Früchte trägt, kann es noch dauern. Gut möglich, dass Ferrari daher diese Saison und auch noch den Beginn des kommenden Jahres abhaken kann.

Verstappen dominiert - Hamilton wittert Chance

An der Spitze hat Max Verstappen dominiert und für Red Bull den siebten Sieg im siebten Saisonsieg herausgefahren. Es sieht im Moment so aus, als ob sie die perfekte Saison schaffen können. Allerdings werden auch Zeiten kommen, da wird nicht alles so reibungslos klappen, auch Red Bull können mal Fehler passieren und die anderen Teams werden im Saisonverlauf näher herankommen. Wir reden dabei auch vom Max-Verstappen-Faktor. Sergio Perez hat das gleiche Auto und hat es aber nicht hingekriegt, vor allem nicht in dieser Art und Weise mit dieser Konstanz. Red Bull und Verstappen machen einen super Job.

Mercedes hat die grössten Chancen, Verstappen im weiteren Saisonverlauf hier und da zu ärgern. Das neue Auto ist jetzt sehr jung und frisch, da wird auch noch einiges an Potenzial drin sein. Die Frage wird sein: 'Wie viel Geld kann Mercedes noch aufwenden und in die Weiterentwicklung stecken?'. Ich glaube, dass da noch mehr Potenzial als bei Red Bull vorhanden ist. Da werden zwar auch Updates kommen, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir bald wieder richtige spannende Rennen an der Spitze sehen.

Lewis Hamilton scheint vordergründig etwas besser als George Russell mit dem neuen Konzept klarzukommen und wirkte auch extrem glücklich. Er wirkt sehr befreit und sieht wieder Licht am Horizont, dass er bald wieder ein Rennen gewinnen kann und eventuell doch noch irgendwann die Chance auf seinen achten WM-Titel bekommt. Ich hatte das Gefühl, der Optimismus hatte ihn eine Zeit lang verlassen. Jetzt ist er wieder da.

Hülkenberg stark, aber Haas zu langsam

Aus deutscher Sicht hat Barcelona gezeigt, das der Haas im Moment einfach nicht gut genug ist. Das Konzept, das man entwickelt hat, war super. Aber offenbar ist man jetzt nicht in der Lage, dieses weiterzuentwickeln. Da muss was passieren. Es müssen neue Wege gegangen werden, vielleicht auch neue Leute im Entwicklungsbereich gesucht werden, da es geht nicht richtig vorwärts. Allerdings machen Nico Hülkenberg und auch Kevin Magnussen ihre Sache gut.

Nico ist noch konstanter und hat in Barcelona das komplette Potenzial im Qualifying aus dem Auto geholt. Im Rennen haben sie einen zu hohen Reifenverschleiss, aber auch zu wenig Abtrieb. Auf den High-Speed-Strecken ist Haas immer ganz gut unterwegs, auch von der Höchstgeschwindigkeit her. Das bedeutet, dass das Auto wenig Widerstand hat, aber leider offenbar auch wenig Downforce. Die Strecke in Kanada kann Haas entgegenkommen und auch bei Mischbedingungen funktioniert das Auto gut. Haas ist ein kleines Team mit kleinen Möglichkeiten. Ich hatte mir aber erhofft, dass es nach dem Vorjahr jetzt noch schneller bergauf geht.

Grosse Chance für Mick Schumacher

Mick wird in dieser Woche in Barcelona beim Reifen-Test von Pirelli erstmals im Mercedes sitzen. Für ihn persönlich ist das ganz wichtig aus zwei Gründen. Zum einen bekommt er eine Bestätigung zwischen der Simulator-Arbeit und der Realität. Für einen Fahrer ist es ganz wichtig, dass man ein Gefühl im Auto bekommt. Und dann kann er natürlich auch zeigen, dass er in dem Auto schnell sein kann. Die Leute werden hinschauen und man kann da durchaus Vergleiche zu den anderen Fahrern und Teams ziehen. Mick kann ein Ausrufezeichen setzen - auch im Team. Er kann zeigen, dass er das, was er im Simulator einfährt, auch auf der Strecke umsetzen kann.

Seine Arbeit im Simulator wurde explizit von Hamilton in Barcelona gelobt. Das freut mich für Mick. Er trifft mit den Ingenieuren im Simulator Entscheidungen für die Entwicklung und Abstimmung am Auto, da müssen ihm Hamilton und Russell vertrauen. Wenn das dann funktioniert, ist es umso schöner, weil er dann ein wichtiger Bestandteil des Teams wird und auch so angesehen wird. Mick entscheidet mit, in welche Richtung das Auto entwickelt wird und sein Feedback ist enorm wichtig für das Team.

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