skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
News Fussball

Nadine Angerer über die Goaliefrage im Schweizer Nationalteam

KeyStone

Seit März 2024 ist Nadine Angerer Goalie-Trainerin im Schweizer Nationalteam. Die 46-jährige Deutsche über Mentalitätsunterschiede, Emotionen und die lange ungeklärte Goaliefrage.

media_ftp_sky_de_20250716_brz007687736b81577d
Goalie-Trainerin Nadine Angerer spricht über ihre Aufgaben im Schweizer Nationalteam © KEYSTONE/ANTHONY ANEX

"Ich mag ihre Persönlichkeit. Sie ist Deutsche, und zwar eine Deutsche, die viel gewonnen hat. Ich denke, das könnte ansteckend sein." Dies sagte die Schweizer Nationaltrainerin Pia Sundhage über Nadine Angerer, nachdem sie die Deutsche im April des vergangenen Jahres für ihr Trainerteam gewinnen konnte.

Angerer ist ein weiterer grosser Name, der sich dem Verband im Hinblick auf die Heim-EM anschloss. Mit Deutschland wurde die Torhüterin zweimal Weltmeister und holte fünfmal den EM-Titel. Auch wegen ihrer Winnermentalität hat sich Sundhage um die Dienste der Weltfussballerin von 2013 bemüht.

Im Vorfeld des EM-Viertelfinals gegen Spanien spricht Angerer in einer Medienrunde von eben jener Winnermentalität. Wie gewohnt nimmt sie dabei kein Blatt vor den Mund, spricht frisch von der Leber weg. "Als ich hier angefangen habe, herrschte eine Fehlervermeidungskultur. Ich dachte: Was ist das denn?"

Angerer war sich anderes gewohnt. Während ihrer Aktivkarriere, aber auch danach. Seit 2014 war sie in den USA tätig. "Wir kennen alle die Amerikaner, die sagen: 'Wir sind die Besten der Welt'. Die Schweizer machen sich kleiner als sie sind. Ich kam also vom einen Extrem ins andere."

Ein gesundes Selbstvertrauen, eine "positive Arroganz", wie Angerer es nennt, vermisste sie im Schweizer Team zu Beginn ihrer Tätigkeit. Das hat sich mittlerweile geändert. "Wenn ich die jungen Spielerinnen höre, die diese Winnermentalität an den Tag legen, diese Lust aufs Gewinnen haben - das macht mir Hoffnung." Auch für den Viertelfinal.

Die Hoffnung nährt Livia Peng. Die Bündnerin wurde erst kurz vor Turnierbeginn zur Nummer 1 erklärt, nachdem Elvira Herzog zuvor das Vertrauen von Sundhage und Angerer genossen hatte. "Wir wollten uns früh festlegen, um Selbstvertrauen aufzubauen. Dann kamen viele andere Faktoren dazu. Schliesslich haben wir auf Livia Peng umgeschwenkt. Dass das, von aussen betrachtet, ein bisschen blöd ausschaut, kann ich verstehen", sagt Angerer nicht ohne Selbstkritik und bittet gleichzeitig um Vertrauen: "Wir haben ja nicht wahllos Dinge geändert, sondern uns alle zusammen Gedanken gemacht."

Peng und Herzog seien zwei grundsätzlich verschiedene Torhüterinnen. Es hätten viele Faktoren mitgespielt. "Am Ende mussten wir abwägen, was das Beste für die Mannschaft ist. Es war ein ganz, ganz knapper Entscheid." Diesen zu kommunizieren, sei hart gewesen. "Eins der schwersten Gespräche in meiner Trainerinnenlaufbahn", gesteht Angerer. Natürlich habe die degradierte Herzog danach Freiraum gebraucht. "Aber wie sie das aufgenommen hat jetzt im Nachhinein ist unfassbar, und ich bin wirklich sehr stolz, wie sie Livia und das ganze Team unterstützt. Das zeugt von Charakter."

Peng zahlte das in sie gesteckte Vertrauen bisher zurück. Mit ihrer Ruhe gibt sie dem Team jene Sicherheit, die sich Angerer von ihr versprach. Auch am Freitag gegen Spanien wird dies von der 23-Jährigen gefordert sein. "Wir brauchen eine überragende Livia. Aber ich habe auch zu ihr gesagt: 'Es ist egal, welcher Gegner da ist, du musst dich auf dich fokussieren. Du hast zehn Spielerinnen vor dir und wenn du gebraucht wirst, dann wäre es schön, wenn du da wärst.'"

Zählen kann das Schweizer Team in Bern wiederum auf das Publikum. "Ich bin kein emotionaler Mensch, wirklich nicht", sagt Angerer. "Aber wenn ich sehe, wie uns die Menschen hier unterstützen, dann kriege ich Gänsehaut, werde ich emotional." Es sind Worte, die aus dem Mund einer 146-fachen deutschen Nationalspielerin kommen, die schon viel gewonnen hat.

Bewerte den Artikel
0 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.
SCH_Keyvisual_SkyFiber_320x50px_DE

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss