NL-Preview: Kloten zwischen Umbruch und Bestätigung
Olympia sei dank: So früh wie zuletzt nie, startet die National League am 9. September in die neue Saison. Auch in diesem Jahr scheint zwischen A (wie Ajoie) und Z (wie ZSC) fast alles möglich. Das gilt auch für den EHC Kloten, der sich nach einer überraschend starken letzten Spielzeit unter den Top 10 der Liga etablieren möchte. Unser Blick in die Flughafenstadt.
So lief’s zuletzt
Sehr gut. Zum zweiten Mal in den letzten drei Spielzeiten avancierten die Flieger in der vergangenen Spielzeit zu der grossen Überraschung der Liga. Insbesondere in der ersten Saisonhälfte zeigten sich die Klotener von ihrer besten Seite und sicherten sich mit einem starken Schlussspurt die schlussendlich souveräne Qualifikation für die Play-ins. Dort zeigte sich der EHC in den Duellen mit den Tigers und Ambri ebenso form- wie nervenstark, und zog verdient in die Playoffs ein. Nun hofft man beim Serienmeister der 90er Jahre darauf, einen ähnlichen Absturz wie in der Saison 23/24 zu verhindern, wofür Konstanz auf den wichtigsten Positionen sorgen soll. Sportchef Ricardo Schödler, Head Coach Lauri Marjamäki sowie die Identifikationsfiguren Steve Kellenberger und Mischa Ramel kehren alle zurück.
Personelles
Kontinuität ist wichtig, muss Veränderungen aber nicht ausschliessen. In Kloten wurde das Team in der Off-Season im grossen Stil umgebaut, nicht weniger als 13 Neuzugängen stehen zwölf Abgänge gegenüber. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Verjüngung des Kaders, der mit diversen Schweizer Entwicklungsspielern aufgefrischt wurde. Einziger auf NL-Niveau bereits etablierter Crack ist dabei Verteidiger Noah Delémont (ex- Biel, ex-Fribourg), der von drei Nordamerika-Rückkehrern (Ewan Huet, Simon Meier, Kimi Körbler) und ex-Lugano-Youngster Leandro Hausheer ergänzt wird. Die Gefahr: Mit dem Abgang der erfahrenen Robin Zurkirchen (neu Bern), Niko Ojamäki, Simu Niku (zu Lausanne) und Pontus Aberg (ZSC Lions) haben die Klotener nicht nur viel Erfahrung, sondern statistisch gesehen auch den besten Keeper sowie die (auf bescheidenem Niveau) zuverlässigsten Skorer der vergangenen Saison verloren.
Die Ausländer
Der beste Klotener Skorer der letzten Spielzeit? In der Skorerliste der National League nicht unter den Top 40 zu finden. Auch wenn es dafür Gründe gibt (wie z.B. den «Mid-Season» Transfer von Miro Aaltonen) und die Schweizer natürlich auch in Kloten treffen dürfen, ist es daher verständlich, dass sich die Flieger dazu entschieden haben, mit Blick auf die anstehende Saison neue Wege zu bestreiten. Weg ist daher mit Ausnahme von Center Tyler Morley die gesamte Ausländerriege, neu gekommen sind dafür der torgefährlichste Verteidiger der finnischen Liiga (Max Lindroth), der kreative Speedster Brandon Grignac (von Laval Rocket/AHL) sowie der neunfache finnische Nationalspieler Petteri Puhakka. Ergänzt wird dieses Offensivtrio vom in der Schweiz bereits bekannten Verteidiger Lukas Klok (ex-SCB, ex-Lugano) und vom erfahrenen finnischen Center Robert Leino. Insgesamt ein Sextett, dem es zuzutrauen ist, für die im Vergleich zum Vorjahr erhoffte Produktionssteigerung im Offensivbereich zu sorgen.
Das spricht für Kloten
Nach einer katastrophalen Spielzeit 23/24 hat man beim EHC Kloten im vergangenen Jahr vieles richtig gemacht. Sportchef Schödler und Trainer Marjamäki haben ein Team zusammengestellt, dass sein Potential nahezu optimal ausschöpfte und mit Blick auf diese Saison nun einen grösseren Umbruch eingeleitet. Die Mannschaft ist jünger und womöglich noch hungriger geworden, zudem ist es kaum möglich, dass das ausländische Personal noch einmal so wenig zählbaren Einfluss auf das Spielgeschehen haben wird, wie im letzten Jahr. Nur Ajoie brachte in der letzten Saison noch weniger Schüsse auf das gegnerische Gehäuse als Kloten, was sich mit den Zuzügen von Lindroth, Grignac und Puhakka definitiv ändern sollte. Mehr Schüsse und (hoffentlich) Tore bedeuten zwar nicht zwingend mehr Siege, vermindern aber den Druck, dass in anderen Bereichen erneut fast alles perfekt laufen muss, um abermals ein ähnlich gutes Ergebnis wie im Vorjahr zu erreichen.
Prognose
Kein Spieler unter den Top 40 der Skorerliste. Am zweitwenigsten Schüsse auf das gegnerische Tor. Die schlechtesten Special Teams der Liga und zwei Torhüter, die zwar gut, aber nicht überragend hielten. Wer mit diesen Statistiken Rang 7 und die Playoff-Qualifikation erreicht, hat vieles richtig gemacht – oder eine ziemlich grosse Portion Glück gehabt. Für die Vermutung, dass die Klotener zuletzt eher etwas zu hoch flogen, spricht auch die Tatsache, dass sie in der letzten Regular Season das dritteffizienteste Team stellten und aus überschaubarem Aufwand viel Ertrag schöpften. Eine solche Leistung noch einmal zu wiederholen, ist unwahrscheinlich. Deshalb macht der EHC in diesem Jahr trotz erhöhter offensiver Potenz wieder einen Schritt zurück. Ob es trotzdem knapp für die Play-ins reicht, oder ob gar eine Verbannung ins Playout befürchtet werden muss, ist offen. Vieles hängt bei den Fliegern davon ab, wie rasch die vielen neuen und zum Teil unterfahrenen Gesichter zueinanderfinden.