Nur 1:1 gegen Kosovo – aber die EM-Quali geschafft
Um 22.40 Uhr war die Pflicht endlich erfüllt und hatte die Schweiz das Ticket für die EM 2024 in Deutschland gelöst. Doch Grund zur Freude machte die Leistung nicht – das 1:1 gegen Kosovo war schlicht zu wenig.
Der Schock kam in der 82. Minute, als der eingewechselte Muhamet Hyseni Goalie Yann Sommer bezwang. Es war einmal mehr die verflixte Schlussphase, in der das Nervenflattern der Schweizer förmlich spürbar war. Wobei es für dieses Gegentor auch die gütige Mithilfe der Schweizer brauchte, allen voran Manuel Akanji, bei Triple-Sieger Manchester City eigentlich ein sicherer Wert, an diesem Abend im Basler Joggeli aber weit weg von seiner besten Verfassung.
Nein, eine rauschende Gala war auch dieses Spiel nicht, auch wenn die Schweiz über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft war. Doch trotz gefühlter 80 Prozent Ballbesitz wurden die Nerven der Zuschauer an diesem Abend einmal mehr arg strapaziert. Weil vorne zuviele Chancen teilweise schon fast fahrlässig vergeben wurden und hinten die Defensive auch bei der harmlosen Offensive des Gegners nicht immer sattelfest wirkte. Dazu kam die Erinnerung an die späten Gegentore – von denen auch in diesem Spiel wieder eines fiel.
Dass es dennoch für die EM-Qualifikation reichte, ist einerseits Ruben Vargas zu verdanken, der kurz nach der Pause das 1:0 erzielte, nachdem er schon gegen Israel getroffen hatte. Nach dem Spiel sagte er: «Wir hätten dieses Spiel gewinnen müssen, aber nichtsdestotrotz haben wir die Qualifikation geschafft.» Und andererseits Rumänien, das gegen Israel gewann und so der Schweiz zumindest Rang 2 sicherte; am Dienstag geht es nun im Direktduell gegen Rumänien um den Gruppensieg, gefordert ist ein Sieg.
Seit 2004 haben die Schweizer nur einen Grossanlass verpasst (EM 2012), was mehr als bemerkenswert ist. Aber die Leistung in dieser Quali war nur mittelmässig. Das zeigte auch, dass nach dem Spiel und der geschafften Qualifikation keine Euphorie herrschte. So sagte auch Xherdan Shaqiri, der wieder mittun durfte und mit seiner Leistung zeigte, dass es ein Fehler von Coach Murat Yakin war, ihn gegen Israel 90 Minuten auf der Bank schmoren zu lassen: «Ich wollte unbedingt spielen, der Mannschaft helfen. Ich war auffällig, aber es war sicher nicht mein bestes Spiel. Am wichtigsten ist, dass wir uns wieder qualifiziert haben. Es war aber sicher nicht die allerschönste Qualifikation, die wir geschafft haben. Im Spiel gegen Rumänien wollen wir nun unbedingt den Gruppensieg. Danach haben wir genügend Zeit, um das alles zu analysieren.»
Klar ist, dass nach dieser Kampagne Diskussionsbedarf besteht. Das Selbstverständnis ist, zumindest zur erweiterten Weltspitze zu gehören. Die letzten Resultate waren aber weit davon entfernt, die Schweiz war in dieser schwachen Gruppe bestenfalls Mittelmass und krampfte sich zu diesem EM-Ticket. Die Diskussionen um Coach Yakin werden wohl auch in den nächsten Tagen und Wochen nicht abreissen. Doch nur an ihm kann es nicht liegen, wenn die Spieler, die sonst in den besten Ligen der Welt glänzen, im Nationalteam weit von diesen Leistungen entfernt sind.