Pogacar nach Sieg von Evenepoel im Zeitfahren neuer Leader
Tadej Pogacar fährt in der 5. Etappe der Tour de France ins Leadertrikot. Der slowenische Topfavorit wird im Zeitfahren nur von Remco Evenepoel geschlagen. Eine Niederlage erleidet Jonas Vingegaard.
Das erste von zwei Einzelzeitfahren dieser 112. Frankreich-Rundfahrt bringt mit Remco Evenepoel und Tadej Pogacar gleich zwei eigentliche Gewinner hervor: Zeitfahr-Olympiasieger und Weltmeister Evenepoel wurde auf dem 33 km langen und mehrheitlich flachen Parcours rund um Caen seiner Favoritenrolle gerecht, 16 Sekunden dahinter schnappte sich Pogacar als Tageszweiter das Maillot jaune, das er wie im Vorjahr und auch schon 2020 und 2021 auch nach 21 Etappen noch tragen möchte.
Evenepoel bestätigte nach einem schwierigen Tour-Start, bei dem er sich gleich am ersten Tag einen beträchtlichen Rückstand eingehandelt hatte, seinen Status als bester Zeitfahrer im Feld. "Ich wusste, dass ich eine gute Chance habe, aber die Beine müssen auch da sein", sagte der 25-jährige Belgier nach dem zweiten Tour-Etappensieg seiner Karriere.
Im Vorjahr hatte der Captain des Teams Soudal Quick-Step ein Zeitfahren gewonnen und war danach Gesamtdritter geworden. Am 27. Juli in Paris auf dem Podium ist für den Doppel-Olympiasieger auch in diesem Jahr das erklärte Ziel. "Das ist ein grosser Schritt nach vorn in Richtung Podium. Aber es ist noch ein weiter Weg", sagte Evenepoel.
Pogacar liess einen Tag nach seinem 100. Profisieg keinen Zweifel daran, dass er der Mann ist, den es auch heuer zu schlagen gilt. "Er hat gezeigt, dass er in grossartiger Form ist", sagte Evenepoel über die Zeitfahr-Leistung des Strassen-Weltmeisters. Mit dieser distanzierte Pogacar seinen wohl ärgsten Konkurrenten im Kampf um den Gesamtsieg, den Dänen Jonas Vingegaard, um 1:05 Minuten.
In der Gesamtwertung schoben sich Evenepoel und der französische Hoffnungsträger Kévin Vauquelin zwischen die beiden Rivalen. Vauquelin überzeugte als Fünfter im Zeitfahren, nachdem er kürzlich an der Tour de Suisse erst am Schlusstag als Leader entthront worden war. Wie damals in der Innerschweiz wird auch das zweite Zeitfahren dieser Tour de France in den Bergen ausgetragen. Die Kraxelei findet am Freitag nächster Woche in den Pyrenäen statt.
Ein gutes Zeitfahren zeigte am Mittwoch in der Normandie auch der Schweizer Meister Mauro Schmid. Nach einem verhaltenen Beginn steigerte sich der Zürcher und belegte am Ende mit knapp zwei Minuten Rückstand den 20. Rang. Es wäre sogar noch ein besseres Resultat möglich gewesen, meinte Schmid im SRF-Interview. Er bedauerte, dass er die knapp 40-minütige Fahrt viel zu langsam angegangen sei.
Knapp vor Schmid klassierte sich als 18. der bisherige Gesamtführende Mathieu van der Poel, der nach zwei Tagen das gelbe Leadertrikot wieder abgeben musste.
Der Niederländer könnte aber am Donnerstag auf der hügeligen 6. Etappe bereits wieder zuschlagen. Das 201,5 km lange Teilstück mit Start in Bayeux und Ziel in Vire Normandie führt durch die sogenannte "normannische Schweiz" - eine Region, die für ihre raue Landschaft mit steilen Hügeln, tiefen Tälern und eindrucksvollen Klippen bekannt ist. Insgesamt sind rund 3500 Höhenmeter zu bewältigen - ein Profil ganz nach dem Geschmack von Klassikerspezialisten. Das spektakuläre Finale mit einem 700 Meter langen und zehn Prozent steilen Schlussanstieg bis zur Ziellinie könnte für weitere Veränderungen im Gesamtklassement sorgen.