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Real-Spezialist Tuchel – und Neuer wie 2012?

Andy

Zuerst ein Sieg gegen Real Madrid, dann einer gegen Borussia Dortmund – dann hätte der FC Bayern München eine verpfuschte Saison doch noch gerettet. Aber spielt der Konjunktiv wirklich mit?

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25. April 2012: Manuel Neuer lässt sich im Penalytschiessen von Cristiano Ronaldo nicht bezwingen und hext die Bayern in den Final. © IMAGO / Cordon Press/Miguelez Sports

Im Namen besteht der Unterschied nur aus einem Buchstaben, auf dem Rasen trennen sie momentan aber Welten. Während Bayer Leverkusen in dieser Saison noch ungeschlagen ist, den Meistertitel längst gesichert hat, im Pokalfinal steht und am Donnerstag gegen die AS Roma auch den Einzug in den Europa League-Final schaffen kann, haben die Bayern in der Bundesliga 15 Punkte Rückstand und sind im Pokal längst krachend gescheitert. Dazu kommt die erfolglose Suche nach einem Nachfolger von Thomas Tuchel, die nach den unzähligen Absagen längst zu einer Provinzposse geworden ist.

Der einst so stolze FC Bayern München taumelt dem Saisonende entgegen, wird mit Häme und Spott übergossen – und hat nun aber gleichzeitig die goldene Gelegenheit, in der Champions League sämtlichen Frust vergessen zu machen. Nötig ist dafür zuerst heute ein Sieg im Halbfinal-Rückspiel auswärts gegen Real Madrid – egal, ob nach 90 Minuten, Verlängerung oder Penaltyschiessen. Und dann ein Erfolg am 1. Juni im Wembley gegen Borussia Dortmund.

Zwei Siege braucht es also nur, um den Frust in die grosse Lust umzuwandeln. Und doch ist es eine Hürde, die nur schwer zu überwinden ist. 

Mehr als ein weisses Ballett…

Real Madrid befindet sich im Hoch. Am Wochenende wurde der Gewinn des 36. Meistertitels in der Klubgeschichte Tatsache. Nun soll der 15. Triumph in der Königsklasse folgen. Und dies, auch wenn vorne im Vergleich zu früheren Jahren und Cristiano Ronaldo und Karim Benzema eine Tormaschine fehlt. Stattdessen teilen sich die Offensivkräfte Rodrygo und Vinicius Junior (je 5 Tore) und Jude Bellingham (4) die Treffer – und machen die Königlichen so richtig unberechenbar. Es scheint aktuell so, als finde Coach Carlo Ancelotti für jedes Problem eine Lösung; in der Verteidigung gelang es, die Langzeitverletzten Thibaut Courtois, David Alaba und Eder Militão zu ersetzen, unter anderem durch den zum Innenverteidiger umfunktionierten Aurélien Tchouaméni und den langjährigen ukrainischen Ersatzkeeper Andrij Lunin. Und das einstige «weisse Ballett» überzeugt auch mit Kämpferqualitäten und Leidensbereitschaft, eliminierte im Viertelfinal Titelverteidiger Manchester City, obwohl die Engländer mehrheitlich in Ballbesitz und spielbestimmend waren. Entsprechend beeindruckend liest sich auch die Saisonstatistik von Real: 49 Spiele, 38 Siege, 9 Unentschieden und 2 Niederlagen (beide gegen Atlético).

So weit, so gut, entsprechend gross ist auch die Vorfreude von Carlo Ancelotti, der sagt: «Für solche Tage lebe ich. Wir freuen uns sehr. Weil wir die grosse Chance haben, wieder ein Finale zu erreichen.» Gleichzeitig hebt er aber den Mahnfinger, sagt, dass sich beide Klubs sehr ähnlich seien, über eine grosse Geschichte verfügen, grosse Erfolge aufweisen können – und dass er im Hinspiel die Bayern als das bessere Team gesehen habe. Sein Rezept für den Showdown? «Wir brauchen viel Intensität, in Defensive und Offensive einen guten Rhythmus – und Kontrolle.» 

Neuer ist bereit

Die Bayern sind definitiv gefordert, zumal auch ein Blick zurück nicht wirklich mutmachend ist. In den letzten drei Aufeinandertreffen kam jeweils Real weiter: 2014 und 2018 im Halbfinal sowie 2017 im Viertelfinal. Letztmals hatten die Bayern 2012 das bessere Ende auf ihrer Seite, als sie im Halbfinal-Rückspiel in Madrid im Penaltyschiessen siegten. Manuel Neuer parierte damals die Versuche von Cristiano Ronaldo und Kaká – und sorgte damit für den Einzug ins «Finale dahoam». Ein Penaltyschiessen ist natürlich auch heute wieder denkbar, und da könnte Manuel Neuer erneut in den Fokus rücken. Er sagt: «Es ist ein Halbfinal, ein K.-o.-Spiel, da sind wir Torhüter auf alles vorbereitet. Auch wir als Mannschaft sind darauf vorbereitet, dass es 120 Minuten oder ins Elfmeterschiessen gehen kann.»

Und auch Coach Thomas Tuchel hat gute Erinnerungen an Real. Seine Bilanz gegen Real ist hervorragend: drei Siege, fünf Remis und nur eine Niederlage. Und er hat weder mit Chelsea, noch mit PSG oder Dortmund ein K.o.-Spiel im Bernabeu verloren. Nun sagt er: «Es ist eines der schwierigsten Stadien, um einen Sieg zu feiern, aber es ist nicht unmöglich. Wegen des Heimvorteils liegt die Ausgangslage vielleicht zu 51 Prozent bei Real Madrid. Aber wir sind auch ein sehr traditionsreicher, erfolgreicher und dominanter Klub in Europa. Es geht um Wembley, es ist das Spiel der Spiele.» Er glaube, dass es ein wellenartiges Spiel mit mehreren Phasen geben werde, beide Teams werden es aushalten müssen zu verteidigen, zu leiden, zäh zu sein. Es ist also das Rezept, mit dem die Bayern den Konjunktiv ausdribbeln wollen, um weiterhin auf ein Happy End dieser Saison hoffen zu können.

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