Roman Josi adelt Fischer, Weibel und Ambühl
Roman Josi ist der grosse Abwesende im Schweizer WM-Team. Wie hat er das Turnier erlebt?
Roman Josi schaute den WM-Final zu Hause in Nashville. Wenige Stunden zuvor sagte er zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA: "Das Schweizer Eishockey ist bereit für einen WM-Titel. Das wäre ein unglaublicher Meilenstein."
Dass es mit dem 0:1 nach Verlängerung gegen die USA erneut nicht zur ersehnten Goldmedaille gereicht hat, ändert nichts daran, welch vorzügliche Arbeit die Verantwortlichen in den vergangenen Jahren geleistet haben. "Hut ab, was Fischi (Nationaltrainer Patrick Fischer) und Lars (Weibel, der Direktor Sport von Swiss Ice Hockey) aufgebaut haben", sagt Josi. "Alle reden immer vom tollen Teamspirit, es fängt aber ganz oben an. Die beiden kreierten ein Umfeld, das unglaublich ist. Jeder spielt sehr gerne für das Nationalteam." Auch als Fischer in der Kritik gestanden habe, hätten die Spieler immer an ihn geglaubt.
Was hat Josi beim Schweizer Team am meisten begeistert? "Die Art und Weise, wie es in den Final gekommen ist. Sie haben im Viertel- und Halbfinal weitergespielt, egal wie das Resultat lautete. Das ist schon sehr beeindruckend." Der Berner Verteidiger hatte während des Turniers Kontakt mit Spielern. Mit Nino Niederreiter telefonierte er, Nico Hischier und Andres Ambühl schrieb er. Zu viel wollte er aber nicht stören.
Apropos Ambühl. Die schwer in Worte zu fassende Karriere des 41-Jährigen ging mit dem WM-Final zu Ende. Was sagt Josi zu ihm? "Mit welcher Konstanz er so lange auf diesem Niveau spielen konnte, ist eine unglaubliche Leistung. Dann ist er ein einzigartiger Typ. Er ist bei den Mitspielern, bei den Gegnern, bei den Fans, bei allen beliebt, ist einfach der 'Büeli'. Das ist schon sehr inspirierend."
Im Vergleich zur Silbermedaille waren die Schweizer in diesem Jahr nicht so sehr von den NHL-Cracks abhängig. Die besten zwei Skorer im Team, Tyler Moy (Rapperswil-Jona Lakers, 4 Tore, 8 Assists) und Denis Malgin (ZSC Lions, 1/10), verdienen ihr Geld in der National League. Das gilt auch für den besten Torschützen Sven Andrighetto (ZSC Lions), der siebenmal erfolgreich war - nur der Schwede Elias Lindholm (achtmal) traf öfters.
Die Breite erstaunt Josi nicht. "Das Niveau in der Schweizer Liga ist extrem gut. Dann sind Malgin und Andrighetto von mir aus gesehen NHL-Spieler. Zudem haben sich junge Spieler unglaublich gut in die Mannschaft eingefügt. Das ist die Kunst von Fischi. Egal wer kommt, jeder spielt seine Rolle, jeder macht alles fürs Team. Es ist schon sehr speziell, dass jede Linie Tore schiesst und defensiv spielt."
So sehr sich Josi über die Leistungen der Schweizer freute, er ist auch etwas traurig darüber, nicht dabei gewesen sein zu können, nachdem er Ende Februar eine weitere Hirnerschütterung erlitten hatte. "Eine WM ist immer eine extrem coole Erfahrung, speziell wenn es im Turnier so weit geht", sagt Josi und fügt an: "Es ist ein Prozess, der halt manchmal länger als gewünscht dauert."
Wie fühlt er sich heute? "Es geht eigentlich gut, viel mehr Tage sind nun positiv. Aber es braucht weiterhin Geduld. Zum Glück habe ich den ganzen Sommer Zeit. Ich bin überzeugt, nächste Saison wieder angreifen zu können." Es wäre Josi und dem Nationalteam zu wünschen, zumal 2026 zwei Highlights anstehen: Im Februar die Olympischen Spiele - in Mailand sind erstmals seit Sotschi 2014 wieder die NHL-Stars dabei - und im Mai die Heim-WM in Zürich und Freiburg. Vielleicht ist ja die Krönung nur aufgeschoben.