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Sky Reporter Sven Töllner blickt in seiner Kolumne "HAU DAS DING RAUS" auf die aktuellen Ereignisse im Sport. In der neusten Ausgabe schaut Töllner auf die Verkündung, dass die WM 2034 in Saudi-Arabien stattfinden wird.

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Sven Töllner schreibt in seiner Kolumne über die aktuellen Themen in der Welt des Fußballs. © Sky

Sky Reporter Sven Töllner blickt in seiner Kolumne "HAU DAS DING RAUS" auf die aktuellen Ereignisse im Sport. In der neusten Ausgabe schaut Töllner auf die Verkündung, dass die WM 2034 in Saudi-Arabien stattfinden wird.

Abhängig vom persönlichen Algorithmus kam die Kunde - pünktlich zum Wochenstart - möglicherweise zwischen putzigen Tiervideos und exotischen Pasta-Rezepten hereingepurzelt. Via Instagram hatte der Puppenspieler den Vorhang beiseite gezogen und der Weltöffentlichkeit seinen nächsten Coup präsentiert. Der Unterhaltungswert war freilich begrenzt, denn Überraschendes hatte Gianni Infantino nicht zu vermelden.

Die Drei-Kontinente-WM 2030 hält der Fussball-Herrscher für einen Akt der Völkerverständigung. Selbstverständlich hatte der FIFA-Rat alle Ideen einstimmig - und im Übrigen auch nach konstruktivem Dialog - verabschiedet. Und natürlich versäumte es der bewegliche Schweizer in dem Zusammenhang nicht, die folgerichtige Vergabe der Endrunde 2034 nach Saudi-Arabien zu bestätigen.

WM-Verkündung eigentlich erst Ende 2024

Dass die WM erst Ende des kommenden Jahres offiziell vergeben wird, ist ehrlicherweise keine Erwähnung wert. Es bestehen schliesslich keinerlei Zweifel daran, dass die Dialoge weiterhin ausreichend "konstruktiv" gestaltet werden - für manche Gesprächsteilnehmer vielleicht sogar lukrativ.

Bislang ist nicht überliefert, wie Infantino sich gefühlt hat, während er den faktenschaffenden Post in die Tasten klimperte. Nach seinem vielbeachteten Coming-out als multiple Persönlichkeit zu Beginn des Turniers in Katar ("Today I feel like a migrant worker"), dürfte sich sein Selbstbild gestern wohl irgendwo zwischen Mahatma Ghandi, Mutter Teresa und Che Guevara eingependelt haben ("HAU DAS DING RAUS" - alle Ausgaben der Sky Kolumne von Sven Töllner).

Könnte ja sein, dass der Mann, der das Erbe seiner Vorgänger Sepp Blatter und Joao Havelange bemerkenswert konsequent verwaltet und ausgestaltet, tatsächlich der Ansicht ist, er hätte dem Fussball-Kosmos einen weiteren wertvollen Dienst erwiesen. Gerüchte darüber, der Charakterkopf des Welt-Verbandes könne selbst kaum glauben, welche Absurditäten er der Öffentlichkeit immer wieder ungestraft unterjubeln kann, wurden bislang jedenfalls nicht bestätigt.

Royale Duz-Freundschaft hilft

Die Nonchalance, mit der der mächtige Strippenzieher seine Manöver exekutiert, darf derweil niemanden erstaunen. Der Nachhall des Aufschreis während der Winterspiele in der Wüste hat sich schliesslich längst in alle Winde zerstreut. Die Botschaft der Welt an Infantino: Mach mal, Gianni - du kommst mit ALLEM durch. Dass die Palette der Bedenken beim Ausrichter Saudi-Arabien auf einem ähnlichen Niveau anzusiedeln ist, wie beim Ausrichter Katar bringt das Wertesystem des Regenten also mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht nachhaltig ins Wanken.

Seine royale Duz-Freundschaft zu Kronprinz Mohammed bin Salman vereinfacht zudem die Abläufe - kurzer Dienstweg, goldener Schlüssel fürs Hinterzimmer. Reibungsverluste durch unmittelbare Konfrontation und mühsame Diskussionen mit Menschenrechtlern oder kritischen Medien sind nicht zu erwarten.

Kritik muss sein - und zwar genau JETZT

Der Scheinwerfer muss also ausserhalb der prunkvollen saudi-arabischen Paläste aufgestellt und so hell wie möglich gedreht werden. Und zwar genau JETZT. Einer der meistgefallenen und zudem noch bestechend berechtigten Sätze im vergangenen Dezember war schliesslich: Darüber hätte man sich 2010 Gedanken machen müssen. Dem Jahr also, als Sepp Blatter feierlich den Doppel-Zuschlag für Russland und Katar verkündet hatte.

Die Turniere fanden dann deutlich nach Ende seiner Amtszeit statt. Einen optimal passenden Adressaten für kritische Anmerkungen gab es also gar nicht mehr. Ob Blatters Thronfolger in elf Jahren noch im Amt sein wird, ist unklar - allerdings auch keineswegs auszuschliessen. So lange alle Beteiligten profitieren, wird Infantinos Netzwerk weiterhin funktionieren.

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