Schwierige Pflichtaufgabe zum Auftakt
Es ist noch nicht lange her, seit sich die beiden Nationalteams das letzte Mal im Basler St. Jakob-Park gegenübergestanden sind. Am 18. November 2023 wollte sich die Mannschaft von Trainer Murat Yakin die EM-Teilnahme mit einem Heimsieg sichern - und dies gelang auch. Trotzdem herrschten nach Spielschluss gemischte Gefühle, denn die Schweizer jubelten nur dank Schützenhilfe. Selbst hatten sie den angestrebten Sieg durch den späten Ausgleichstreffer der Gäste verpasst. Einmal mehr war es gegen Kosovo ein Geknorze, zum dritten Mal wurden die Punkte geteilt.
Nun sind die Schweizer auf dem Papier erneut der Favorit. Doch das waren sie schon in den letzten Begegnungen, der Beweis auf dem Rasen steht noch aus. Nun ist ein Heimsieg gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner mehr denn je gefordert, da es mit nur sechs Spielen in drei Zusammenzügen die kürzeste Qualifikation seit mehr als vier Jahrzehnten ist. Und nur das Team auf Platz 1 sichert sich die direkte Teilnahme an der WM 2026 in Nordamerika.
Wer die Interviews mit den Schweizer Spielern und Team-Verantwortlichen in den letzten Tagen verfolgte, der hörte immer wieder denselben Wortlaut: Kosovo sei ein schwieriger und unangenehmer Gegner. Ein Team, das zuletzt wieder grosse Sprünge nach vorne gemacht habe. Gemeint ist der Aufstieg in die Liga B der Nations League. Diesen sicherten sich die "Dardanen" mit einem klaren Playoff-Erfolg gegen Island. Damit spielen die Schweiz und Kosovo wie auch die weiteren Gruppengegner Schweden und Slowenien im nächsten Jahr alle in der gleichen Liga.
Beim Schweizer Gegner ist die Erwartungshaltung jedenfalls gestiegen. Mit dem blossen Ärgern der angeblich Grossen gibt sich der Kosovo längst nicht mehr zufrieden. Die junge Nation, deren Nationalteam erst seit 2016 als Mitglied der FIFA aufgenommen worden ist, träumt nach den jüngsten Erfolgen von der erstmaligen Qualifikation für ein grosses Turnier.
Von der Euphorie mitreissen lassen hat sich auch Leon Avdullahu. Etwas mehr als eine Woche ist es her, seit bekannt wurde, dass der in Gerlafingen im Kanton Solothurn aufgewachsene Mittelfeldspieler künftig für das kosovarische Nationalteam spielen wird. Wahrscheinlich gibt er am Freitag sein Debüt. Dies, nachdem er über 20 Spiele für die U-Teams der Schweiz bestritten hat.
Der Umstand, dass Yakin und der neue Verbandspräsident Peter Knäbel nach Deutschland gereist waren, um Avdullahu vom Gegenteil zu überzeugen, verlieh dem Ganzen zusätzlich Würze. Schliesslich war in vergleichbaren Fällen die Aussicht, mit dem Nationalteam an grossen Turnieren zu spielen, ein gewichtiges Argument für die Schweiz gewesen. Dass es dieses Mal nicht zog, befeuerte die Ambitionen der kosovarischen Anhänger. Die Schweizer müssen damit rechnen, in Basel eine beträchtliche Anzahl der Fans gegen sich zu haben.
Während das kosovarische Nationalteam im Vorfeld mit Öffentlichkeit und Emotionen arbeitete, setzte Murat Yakin auf Ruhe und Abgeschiedenheit. Die Vorbereitung verlegte er kurzerhand ins Ausland. Das Team trainierte im Freiburger Dreisam-Stadion und verbrachte drei Nächte in Horben, einem kleinen Dorf im Breisgau, das von Wäldern umgeben und von Landwirtschaft geprägt ist. Die Spieler sollten sich allein auf die sportliche Aufgabe fokussieren. Das Ziel ist die dritte erfolgreiche Qualifikation unter Yakin und die siebente in Folge nach dem Verpassen der EM 2012.
Die Grundlage für den nächsten Qualifikationserfolg gilt es in den zwei Heimspielen zum Auftakt zu legen. Im Hinblick auf die schwierigen Auswärtsspiele in Schweden und Slowenien im Oktober täte ein Polster gut.