Sieg dank Teamgeist und Erfahrung
Luke Donald führt Europas Team erneut zum Sieg im Ryder Cup. Der Engländer lässt seinen vier Erfolgen als Spieler den zweiten als Captain folgen.
Donalds Strategie, gegen die Equipe der USA auf erfahrene Spieler zu setzen, ging in Farmingdale/New York trotz eines dramatisch verlaufenen Final-Tages auf. Spieler wie Fans skandierten deswegen "Two more years". Doch auf die nächste Austragung des prestigeträchtigen Wettkampfs in zwei Jahren in Irland wollte sich der 47-jährige Brite nicht einlassen. "Ich werde das jetzt erst einmal geniessen."
Der Teamgeist und das gegenseitige Spielverständnis erwiesen sich auf Long Island als grosse europäische Stärke. Donalds Truppe dominierte sowohl am Freitag als auch am Samstag die Mannschafts-Duelle deutlich, ja demütigte die Gastgeber regelrecht. Bewährte Paarungen wie Jon Rahm/Tyrrell Hatton oder Tommy Fleetwood/Rory McIlroy sowie Fleetwood/Justin Rose waren sichere Punktgaranten. Der daraus resultierende grosse Vorsprung war am Sonntag entscheidend. "Es war eine enorme gemeinsame Anstrengung", sagte McIlroy, nachdem der Ansturm der Amerikaner gerade noch abgewehrt worden war.
Auch der Captain hob den mannschaftsdienlichen Gedanken hervor. "Die Ryder-Cup-Wochen sind die besten Wochen unseres Lebens. Individuelle Erfolge machen Spass. Aber ich denke, dass uns die Wochen, die wir zusammen verbringen, am meisten in Erinnerung bleiben und uns am meisten am Herzen liegen", sagte Donald, der erst als zweiter europäischer Team-Führer zwei Ryder Cups in Serie gewann.
Den Amerikanern brachte auch der Besuch von US-Präsident Donald Trump kein Glück. Nach 13 Jahren erlitten sie wieder eine Heimpleite. Dabei hatte Captain Keegan Bradley nach dem grossen Rückstand am Samstag (4,5:11,5) offenbar die richtigen Worte für seine Spieler gefunden; mit 8,5 Zählern aus den zwölf Einzeln am Sonntag wurde der Punkterekord eingestellt. "Die Burschen haben heute wirklich gekämpft. Sie sind eine unglaubliche Truppe", sagte Bradley. "Heute zurückzukommen und so zu spielen, wie wir es getan haben - ich denke, das zeugt wirklich von viel Herz", meinte auch Scottie Scheffler.
Allerdings reichte es am Ende nicht für die Rückeroberung des Cups. Bradley hatte als Motivation für seine Mannschaft das einzigartige Comeback der New England Patriots im Super Bowl 2017 gegen die Atlanta Falcons ausgegraben. Die Footballer um Superstar Tom Brady drehten damals einen scheinbar aussichtslosen 3:28-Rückstand noch in einen 34:28-Sieg. Bradley konnte sich jedoch nicht auf einen Tom Brady stützen. Diese Rolle hatten sie vor allem Scheffler zugetraut. Doch der Texaner kam nicht in die Gänge; er verlor alle Vierer-Duelle am Freitag und Samstag. Erst am Sonntag gelang ihm gegen McIlroy ein Sieg.
Bradley nahm seinen Top-Spieler, der heuer zwei Majors gewann, in Schutz. "So etwas passiert im Sport ständig. Man will etwas so sehr und strengt sich so sehr an - und dann läuft es nicht." Hinzu kam, dass Publikumsliebling Bryson DeChambeau nicht der erhoffte Faktor zugunsten der Amerikaner war. DeChambeau musste bei seinen fünf Auftritten drei Niederlagen hinnehmen. Den besten Eindruck auf amerikanischer Seite hinterliess Ryder-Cup-Rookie Cameron Young. Der New Yorker Lokalmatador gewann drei seiner vier Partien.
Auf die Frage, was er im Nachhinein anders machen würde, nannte Bradley die Bedingungen des Platzes. Bethpage Black gilt als einer der schwierigsten im Golfzirkus. Allerdings hatten die Amerikaner als Gastgeber dem Platz die schlimmsten Macken ausgetrieben - mit dem Kalkül, dass dies den eigenen Spielern nützen soll. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen.
Am Rande der Fairways löste der raue Umgang der New Yorker Fans Debatten aus. Das war erwartet worden. Wie aber vor allem McIlroy verbal attackiert wurde, sorgte im europäischen Lager für Kritik. "Wir sollten so etwas im Golf nicht akzeptieren", meinte der betroffene Nordire. "Wäre ich Amerikaner, würde ich mich über solche Leute ärgern. Ich habe nicht viele Rufe für Scottie Scheffler gehört, aber viele gegen mich. Unterstützt eure Spieler."
Ob die Fokussierung auf eine gezieltere Unterstützung der eigenen Spieler am Verdikt etwas geändert hätte, bleibe dahingestellt.