skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
News Fussball

Sundhages Beharrlichkeit zahlt sich aus

KeyStone

Die Schweiz schreibt unter Pia Sundhage mit dem Einzug in die EM-Viertelfinals Geschichte. Die Schwedin trotzt dabei beharrlich Widerständen und Gegenwind.

media_ftp_sky_de_20250711_brz0056870a65d3eea3
Nationaltrainerin Pia Sundhage hat sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen © KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Die Stimmung im Stade de Genève, sie explodiert an diesem Donnerstagabend um 22.49 Uhr. Soeben hat Joker Riola Xhemaili zugeschlagen und die Schweiz mit ihrem Ausgleich gegen Finnland vor dem Ausscheiden am Heimturnier bewahrt. Wie schon im zweiten Gruppenspiel gegen Island hat eine Einwechselspielerin für die Entscheidung gesorgt. Mal wieder hat Pia Sundhage ein goldenes Händchen bewiesen.

Nach getaner Arbeit sitzt die 65-jährige Schwedin im Bauch des Stade de Genève bei der Pressekonferenz. Wie immer beantwortet sie die Fragen der Journalisten mit viel Geduld und einem Lächeln auf den Lippen. Natürlich mit einem Lächeln, nach so einem Abend. "Es war vielleicht nicht das beste Unentschieden in meiner Karriere, aber sicher das aufregendste", sagt sie.

Wenn eine wie Sundhage das sagt, dann hat sich wahrlich Spezielles zugetragen. Denn Sundhage ist viel herumgekommen, hat viel erlebt. Als Spielerin, vor allem aber als Trainerin. Von 2008 bis 2012 coachte sie das US-Team zu zwei olympischen Goldmedaillen, danach stand sie während fünf Jahren für ihr Heimatland Schweden an der Seitenlinie. Nach zwei Jahren Pause heuerte sie beim brasilianischen Verband an, wo sie bis 2023 tätig war.

Im Januar 2024 trat Sundhage, die Trainerin von Weltformat, ihr Amt im Schweizerischen Fussballverband an. Dieser köderte sie mit der Heim-EM. Der SFV versprach sich von der Schwedin einen klaren Plan und grössere Aufmerksamkeit, die 65-Jährige ihrerseits jene Emotionen, die sie mit ihrem Heimatland 2013 bereits einmal erleben durfte. "Es macht so viel mehr Spass zu spielen, wenn man viel Lärm, viel Trubel hat", sagt Sundhage.

Der Anfang der gemeinsamen Reise, er war geprägt vom stilsicheren Aufstieg in die Liga A der Nations League. Es folgten im Oktober ein 1:1 gegen Australien und ein 2:1 gegen Frankreich. Nach dem Sieg über die Grande Nation in Genf - es war der erste seit 2002 - wähnte man sich auf dem richtigen Weg Richtung Heim-EM. Doch das Hoch, es hielt nicht lange.

Von November bis Juni blieb die Schweiz in acht aufeinanderfolgenden Spielen sieglos und stieg sang- und klanglos wieder aus der Liga A der Nations League ab. Die kritischen Stimmen, sie mehrten sich vor dem Heimturnier. Das Experiment mit der Welttrainerin von 2012 drohte zu scheitern. Sundhage selbst sprach vor der EM davon, dass die Schweiz ihre grösste Herausforderung sei. Martina Moser, 129-fache Nationalspielerin und Expertin bei SRF, sagte im Vorfeld einer Nations-League-Partie, dass es nach der EM Veränderungen brauche. Nun hat der Wind gedreht.

Klar, wäre der Ball von Xhemaili am Donnerstagabend statt ins Tor in den Genfer Nachthimmel geflogen, würde es im Blätterwald rascheln, würden andere Schlagzeilen die Gazetten füllen. So aber hat die Nati das geschafft, was ihr 2017 unter Martina Voss-Tecklenburg und 2022 unter Nils Nielsen nicht gelungen ist: Der Vorstoss unter die besten acht Mannschaften Europas.

"Ein bisschen Erleichterung" spüre sie, sagt Sundhage. "Diese Momente sind sehr ermutigend." Umso mehr, als dass sie an ihrem Plan festgehalten hat, gegen alle Widerstände. "Stur", wie sie es selbst vor der EM formulierte. Von ihrer festen Überzeugung, im 3-5-2-System erfolgreich Fussball spielen zu können, liess sich Sundhage ebenso wenig abbringen wie davon, die Offensivspielerin Iman Beney auf der rechten Aussenverteidiger-Position laufen zu lassen. "Gegen Australien im Oktober haben wir das System zum ersten Mal ausprobiert", blickt die Trainerin im Zeitpunkt des Erfolgs auf die Anfänge zurück. "Es war eine lange Reise, nicht ohne Hindernisse."

Diese umschifft Sundhage, indem sie an Stellschrauben dreht, wenn ihr danach ist, wenn ihr Team nicht wie gewünscht performt. So etwa im zweiten Gruppenspiel gegen Island, als sie mit personellen und - ja - einem System-Wechsel für neuen Schwung sorgt. So auch am Donnerstag in Genf.

"Es ist einfach zu sagen, dass man an bestimmte Dinge glaubt", sagt Sundhage. Diese umzusetzen und daran festzuhalten, sei das Schwierige. "Ich versuche, mit gutem Beispiel voranzugehen."

Stolz. Immer wieder fällt bei Sundhage dieses Wort. Sie ist stolz auf ihr Team, stolz auf den Weg, den man zusammen gegangen ist, stolz auf die Schweiz. "Zusammen mit den Leuten um mich herum kann ich die Beste sein, allein bin ich nutzlos."

Im Moment des Erfolgs schaut die Erfolgstrainerin zurück, nicht aber zu weit nach vorne. "Nein", entgegnet sie auf die Bitte einer Journalistin, auf den Viertelfinal vom Freitag in Bern vorauszuschauen und ein paar Worte über die möglichen Gegner Spanien oder Italien zu verlieren. Kurz und bestimmt sagt sie schlicht: "Wir sind noch nicht fertig."

Bewerte den Artikel
0 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.
SCH_Keyvisual_SkyFiber_320x50px_DE

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss