Trainerin Sundhage deutet die Beunruhigung ums Nationalteam positiv
Das Schweizer Nationalteam der Frauen hat in Magglingen die EM-Vorbereitung aufgenommen. 35 Spielerinnen kämpfen in den kommenden zwei Wochen um ihren Platz im Team.
Pia Sundhage sitzt am Montagmittag im Raum "Erlach" im Swiss Olympic House in Magglingen, und als die Schweizer Nationaltrainerin in die grosse Runde der Medienschaffenden blickt, sticht ein Accessoire gleich ins Auge. Auf den weissen Socken der Schwedin prangt das Logo der UEFA Women’s Euro 2025.
Von Kopf bis Fuss ist Sundhage gewissermassen auf das EM-Turnier eingestellt, das für das Schweizer Nationalteam am 2. Juli mit der Partie in Basel gegen Norwegen starten wird. Wobei es gut drei Wochen vor Anpfiff doch einige Dinge gibt, die der 65-Jährigen Kopfzerbrechen bescheren.
Am Dienstag stieg die Schweiz nach einem 0:1 gegen Norwegen in Sitten aus der A-Liga der Nations League ab. Der Weg an die nächste WM 2027 in Brasilien wurde dadurch signifikant steiniger. Seit acht Spielen sind die Schweizerinnen mittlerweile ohne Sieg. Es gibt sicherlich Teams, welche die EM-Vorbereitung mit breiterer Brust in Angriff nehmen. Doch Sundhage ist bestrebt, das Glas halbvoll, statt halbleer zu sehen.
Am Montag rückten 30 Spielerinnen in Magglingen ein. Hoch über Biel werden sie in dieser Woche trainieren, bevor sie dann nach Nottwil und schliesslich Abtwil verschieben. Das Kader ist bewusst gross, damit sich der Staff ein Bild von möglichst vielen Spielerinnen machen kann, wobei Teamstützen wie Lia Wälti, Smilla Vallotto, Ana-Maria Crnogorcevic, Sydney Schertenleib sowie die in Norwegen noch in der Meisterschaft engagierte Naina Inauen erst später nachrücken werden.
"Alle Spielerinnen, die hier sind, haben eine Chance, an der EM dabei zu sein", sagt Sundhage, die sich vom XXL-Kader nicht nur mehr Auswahl erhofft, sondern auch damit rechnet, dass der Konkurrenzkampf gefördert wird. Schliesslich werden bis zum definitiven Aufgebot am 23. Juni noch zwölf Spielerinnen ihren EM-Traum begraben müssen. "Ich freue mich auf die Trainings. Wir werden sehen, wer mit dem Druck am besten wird umgehen können und bereit sein wird, zwei Schritte mehr zu gehen als die anderen."
Die Skandinavierin betont, dass sie und ihr Staff sich in dieser finalen Vorbereitungsphase Zeit nehmen wollen, "das bestmögliche Team" zu finden. "Die Spielerinnen dürfen nichts als selbstverständlich erachten. Jede muss um ihren Platz in diesem Kader kämpfen", sagt sie. Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass im ausverkauften Basler St.-Jakob-Park Anfang Juli plötzlich ganz anderes Personal auf dem Feld stehen wird als jenes, dem die Trainerin in der Nations League das Vertrauen geschenkt hat.
Sundhage hat sich in ihren anderthalb Jahren beim SFV bisher nicht als die experimentierfreudigste Person erwiesen. Seit sie die 3-5-2-Formation als diejenige auserkoren hat, welche die erkannten Schwächen der Schweizerinnen bei stehenden Bällen kaschieren soll, setzt sie konsequent auf dieses System. Sie sei halt stur, hatte die Trainerin in Sitten noch gesagt. In Magglingen sagt sie nun: "Wir haben einen Plan B und einen Plan C. Aber wir verstecken ihn noch etwas vor der Öffentlichkeit." Sundhage lacht.
Obwohl dieses Team seit Juli 2024 auf einen Sieg in einem Ernstkampf wartet, macht die Schwedin nicht den Eindruck, beunruhigt zu sein. Sie erwähnt Ramona Bachmann, die zwar bereits im Kader ist und mittrainiert, aber aufgrund mangelnder Spielpraxis bei ihrem Klub Houston Dash in der nordamerikanischen Profiliga NWSL noch nicht fit sei. "Aber ich bin überzeugt, dass Ramona am 2. Juli einige magische Dinge für uns auf dem Feld machen könnte."
Auch die designierte Abwehrchefin Luana Bühler ist mit wenig Ernstkampfminuten in den Beinen in diese Vorbereitung eingerückt, aber auch in die Akteurin von Tottenham setzt Sundhage die Hoffnung, dass sie eine prägende Figur der Schweizer EM-Kampagne wird. "Wir haben noch Zeit. Wir müssen die richtigen Spielerinnen für die richtigen Positionen in den richtigen Rollen finden. Dann sind wir ein starkes Team."
Sundhage hat in den letzten Wochen auch festgestellt, dass nicht nur ihr Team, sondern auch sie aufgrund der unbefriedigenden Resultate kritischer gesehen wird als auch schon. Natürlich stehe sie nicht gerne in der Kritik, sagt sie. "Aber dass die Leute beunruhigt sind über unsere Leistungen, zeigt, dass es sie interessiert, was mit diesem Nationalteam passiert. Und das ist ein gutes Zeichen."