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Überlebt YB die Champions League-Gruppenphase? Zwei Meinungen

Andy-Pat

Titelverteidiger Manchester City, RB Leipzig und Roter Stern Belgrad. Die Young Boys haben für die Champion League-Gruppenphase namhafte Gegner zugelost bekommen. Überstehen die Berner dennoch die Vorrunde? Die Sky-Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek erklären ihre Sichtweisen.

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Setzen Cedric Itten, Meschack Elia und Saidy Janko auch in der Gruuppenphase Ausrufezeichen? © IMAGO / Manuel Stefan

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Die gestrige Auslosung der CL-Gruppenphase in Monaco hat den Berner Young Boys eine attraktive Gruppe beschert. Sportlich wird die Herausforderung allerdings gross sein. Den Traum vom erstmaligen Einzug ins Achtelfinale wird der Schweizermeister um mindestens ein Jahr verschieben müssen.

Natürlich: Im Sport ist immer alles möglich. Und entsprechend haben auch die Young Boys eine Chance, nach dem letzten Spieltag der CL-Gruppenphase am 13. Dezember zu den 16 besten Fussballmannschaften Europas zu gehören. Nur ist es so, dass diese Chance ungefähr gleich hoch einzuschätzen ist, wie jene der Zürcher Grasshoppers, in diesem Jahr zum 28. Mal Schweizer Meister zu werden. Zu stark sind die YB in der Gruppe G zugelosten Gegner, zu schwach der Kader und die zuletzt gezeigten Leistungen der Berner. Dass ein Kaliber wie Triple-Sieger und Titelverteidiger Manchester City für Gelb-Schwarz zwei bis drei Schuhnummern zu gross ist, wird niemand ernsthaft bestreiten. Aber auch RB Leipzig ist deutlich höher einzuschätzen als die aktuelle YB-Ausgabe.

Gewiss, die ambitionierten Ostdeutschen verzeichneten auf diese Spielzeit hin mit Christopher Nkunku (zu Chelsea), Konrad Laimer (zu Bayern München) und Dominik Szoboszlai (zu Liverpool) drei gewichtige Abgänge, gehören aber dennoch zu den absoluten Top-Teams in der deutschen Bundesliga. Welche Wucht und Dynamik die Bullen auch mit Spielern wie Loïs Openda (23), Dani Olmo (25) oder Xavi Simons (20) entwickeln können, musste am vergangenen Wochenende der durchaus mit YB vergleichbare VfB Stuttgart erleben, der in der zweiten Hälfte innerhalb von knapp 30 Minuten sechs Tore kassierte (von denen fünf zählten). Der CL-Halbfinalist 2020 ist es sich gewohnt, jedes Jahr Leistungsträger abzugeben und die Lücken mit vielversprechenden Talenten aufzufüllen, ohne dabei signifikant an Qualität einzubüssen. Das wird auch diesen Herbst nicht anders sein, zumal gegen ein YB, das mit Christian Fassnacht (zu Norwich City), Cédric Zesiger (zu Wolfsburg) und Sebastian Rieder (zu Rennes) zuletzt selbst gewichtige Abgänge hatte.

Somit bleibt den Young Boys am Ende der Zweikampf mit Roter Stern Belgrad um Gruppenplatz 3, der ebenfalls zum Überwintern in einem europäischen Wettbewerb berechtigt. Sollte schlussendlich der Sprung ins Sechzehntel- und dann ins Achtelfinale der Europa League gelingen, wäre auch das ein Erfolg für einen Vertreter des Schweizer Klubfussballs.

Andy Maschek sagt: Ja

1,24 Milliarden Euro, 409 Millionen Euro, 65 Millionen Euro und knapp 60 Millionen Euro: Es sind eindrückliche Zahlen, die gemäss transfermarkt.ch den Wert der Mannschaften in der Vorrundengruppe G der kommenden Champions League-Saison widerspiegeln. Nehmen wir diese Marktwerte, führt dies zu folgender Tabelle: Manchester City vor RB Leipzig, Roter Stern Belgrad und den Young Boys, für die damit die europäische Reise nach sechs Spielen schon vorbei wäre.

Ich gestehe, das klingt realistisch, wenn man diese Gruppe ganz nüchtern anschaut. Titelverteidiger Manchester City war in der vergangenen Saison das beste Team der Welt und Trainer Pep Guardiola und seine Mannen werden auch jetzt wieder der Gegner sein, den es auf dem Weg zum Titel zu schlagen gilt. Der Bullen-Klub aus Leipzig mischt mittlerweile seit Jahren in der Bundesliga an der Spitze mit und muss sich auch im europäischen Wettbewerb nicht verstecken. Roter Stern Belgrad ist serbischer Serienmeister, verfügt über ein heissblütiges Publikum und bezwang die Berner in der Saison 2019/20 in den Champions League-Playoffs dank der damals noch gültigen Auswärtstorregel.

Alles klar also? Nein! Denn als Schweizer Fussballfan spielen auch das Herz und die Hoffnung mit – und da ist den Bernern viel zuzutrauen. Auch wenn das Ticket für die Gruppenphase gegen Maccabi Haifa nicht souverän, sondern mit viel Glück geholt wurde. Doch das ist heute nur noch eine Randnotiz.

Vor zwei Jahren spielte YB zuletzt in der Königsklasse und zeigte, wozu es fähig ist. Zum Auftakt gab es eine magische Nacht – Manchester United mit Cristiano Ronaldo wurde im Wankdorf mit 2:1 besiegt. Gegen Atalanta Bergamo gab es immerhin einen Punkt daheim, gegen ManU am Ende noch einen auswärts. Schlussendlich reichte es hinter Manchester, Villarreal und Atalanta zwar nur zu Rang 4, doch YB zeigte, dass es auch gegen die Top-Klubs aus Europa bestehen kann.

Auch Trainer Raphael Wicky hat in der Königsklasse schon eindrückliche Leistungen gezeigt. In der Saison 2017/18 führte er den FC Basel in die Achtelfinals, eroberte in der Gruppenphase in sechs Spielen zwölf Punkten und feierte Siege gegen Manchester United, Benfica und ZSKA Moskau. Im Achtelfinal ging der FCB dann gegen Manchester City K.o. – gewann aber im Rückspiel auswärts mit 2:1.

Von einem erneuten Sieg gegen das Starensemble von Pep Guardiola zu träumen, wäre vermessen, auch wenn der Fussball schon die verrücktesten Geschichten schrieb. Aber ich traue es Raphael Wicky und seinem Team zu, gegen Leipzig und Belgrad jene Punkte zu holen, die es fürs Weiterkommen braucht. Denn wo, wenn nicht im Sport, gibt es immer wieder diese wunderbaren Ereignisse, in denen David gegen Goliath gewinnt?

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