...und jetzt Winterthur: GC vor Gastspiel beim Angstgegner in Rücklage
0:5 in St. Gallen, 0:6 in Luzern und nun die Reise zum Angstgegner aus Winterthur: Keine Frage, die Brust dürfte beim Grasshopper Club Zürich schon breiter gewesen sein, als vor dem samstäglichen Keller-Duell beim FCW. Bei dem hat man dank Patrick Rahmen und dem ersten Saisonsieg wieder Hoffnung geschöpft – und weiss eigentlich gar nicht mehr wie es sich anfühlt, gegen GC zu verlieren. Unser Blick auf das Kantons-Derby.
So weit, so gut
Eigentlich lief es gar nicht so schlecht. Noch vor rund einem Monat standen die Grasshoppers nach acht Spieltagen mit neun Punkten auf Rang 9. Und das mit einer sehr jungen Mannschaft, einem Aufbruchstimmung verbreitenden Trainer und einer Spielweise, wie sie sich GC-Sportchef und Hoffnungsträger Alain Sutter exakt gewünscht hatte: Aktiv, offensiv, intensiv und vor allem – nicht langweilig. Zwar verpassten es die Hoppers in den ersten Wochen der Saison vereinzelt, sich für überlegene Auftritte (z.B. beim 2:2 gegen Winti oder beim 1:2 in Lugano) auch mit zusätzlichen Punkten zu belohnen, spätestens nach dem 3:0 im Derby gegen den FCZ hatte man aber das Gefühl, dass da etwas heranwächst, was Zukunft haben könnte. Und dann kam die englische Woche mit den Auswärtspartien in St. Gallen und Luzern. Mit 0:5 und 0:6 gingen diese auf eine Art und Weise verloren, die im Zusammenhang mit GC vieles, was in den Wochen zuvor noch wohlwollend bewertet wurde, in Frage stellte. Darunter auch das teilweise begeisternde 3:3 gegen YB, das quasi im Sandwich zwischen den beiden Kanterniederlagen erspielt worden war und eigentlich auch drei Punkte hätte bringen müssen.
Spiel mit dem Feuer
Tat es aber nicht, weil die Mannschaft von Trainer Scheiblehner zum wiederholten Mal ein paar Fehler zu viel einstreute und sich ähnlich wie bei den komplett missglückten Auftritten in der Ost- und Zentralschweiz zeigte: Diese Mannschaft ist zu jung und verfügt über zu wenig Kadertiefe, als dass sie gewichtige Ausfälle auffangen kann. Was uns wiederum zurückbringt in jene Zeit, die unmittelbar an den überzeugenden Derby-Auftritt folgte: Die Nati-Pause. In dieser verletzten sich mit Captain Amir Abrashi (im Training), Abwehrhüne Abdoulaye Diaby (mit der malischen Nati) und dem defensiven Mittelfeldmann Tim Meyer (mit der U21-Nati) nämlich drei zentrale Stützen des jungen Teams und gesellten sich mit ihren Blessuren zum bereits in der Woche vor dem Derby ausgefallen Stürmer Young-jun Lee (Trainingsverletzung). Seitdem und den fast parallel dazu ausgesprochenen Rotsperren gegen Vize-Captain Saulo Decarli und Stürmer Luke Plange ist die ohnehin fragile Spielweise der Hoppers noch anfälliger geworden, was sich zuletzt in den Partien in St. Gallen und Luzern auf beunruhigende Art und Weise manifestierte. Kommt hinzu: Es ist ok, wenn das Duo Sutter/Scheiblehner beim Blick auf das jüngste Team der Super League davon spricht, sich auf einer «Hochrisiko-Mission» zu befinden. Gefährlich wird es allerdings, wenn es den Beiden (ob bewusst oder mangels besseren Wissens) nicht gelingt, den Wasserhahn wieder zuzudrehen, wenn jener sichtbar angefangen hat, stärker zu tropfen. Gerade weil sie über ein Team verfügen, in dem viele Spieler ihre erste Saison im Profi-Fussball bestreiten und noch nicht über die das Selbstverständnis verfügen, um Klatschen wie zuletzt einfach so wegzustecken.
Albtraum Schützenwiese und Hoffnungsträger Rahmen
Unabhängig davon, mit wem und wie die Hoppers ihre Probleme bis am Samstag in Angriff nehmen wollen, dürfte sich der FC Winterthur das Spiel gegen den Rekordmeister schon lange dick im Kalender angestrichen haben. Denn eigentlich war es in der jüngeren Vergangenheit gänzlich egal, ob GC mit Rückenwind (wie im Herbst 24 nach einem 1:0 bei YB) oder zahlreichen Problemen (wie zuletzt im April) nach Winterthur reiste – auf der Schützenwiese gab es für die Stadtzürcher stets nix zu holen. Und nun also wartet am Samstag ein FCW auf die Hoppers, der plötzlich mit deutlich mehr Momentum in dieses wegweisende Duell steigt, als die seit dem Derby-Erfolg arg gebeutelten Hoppers. Momentum, das man sich mit dem Trainerwechsel zu Patrick Rahmen, verbessertem und offensiverem Fussball und natürlich mit dem ersten Saisonsieg gegen Servette in den letzten zwei Wochen erarbeitet hat. Mit einem weiteren Erfolg winkt den Eulachstädtern am Wochenende sogar die Chance, wieder bis auf einen Punkt an GC heranzurücken und somit die Uhr nach einem komplett missglückten ersten Saisondrittel quasi wieder auf Null zu stellen. Es wäre das nächste, verrückte Kapitel in der jüngeren Derby-Geschichte zwischen den beiden Kantonsrivalen, die in den letzten zweieinhalb Jahren nahezu ausschliesslich vom FCW geschrieben wurde. Allerdings tun beide Seite gut daran, sich vor dem Direktduell folgende Tatsache vor Augen zu halten: Irgendwann wird die Derby-Sonne auch wieder einmal für GC scheinen.